Ich war eben mal auf dem Dach, um die Windtürme zu fotografieren. Das kam dabei heraus:

 

 

Die Windtürme sind nach der Hauptwindrichtung ausgerichtet und haben den Wind eingefangen, nach unten zu den Wasserkanälen oder zu durchspülten Schöpf-Becken tief im Keller geleitet. Von dort aus wurde die frische Luft wieder nach oben in das Haus geführt und hat für Kühlung der Räume gesorgt. Toll ! 

Die Stadt, ist, wie alle iranischen Städte sehr schön. Ich wohne hier inmitten des alten Jazd. Vieles ist noch unsaniert, vieles eingefallen oder halb abgerissen aber irgendwann wird von dem Charme des Unsanierten nichts mehr übrig sein. Gleich nebenan beginnt auch der Basar, der einer der größten und schönsten Irans sein soll. In den Basaren erwacht das Leben erst nach 18:00, dann kommen die Leute aus ihren „Löchern“ hervorgekrochen. Jetzt klappe ich mein süßes kleines Notebook zu und mache das auch. 

 

 

Damghan am 05.Juli 2017 

 

Noch ein paar Aufnahmen vom Abend vor meiner Abreise aus Yazd, gleich vor meinem Hostel:

  

Was seht Ihr auf dem Bild ...?

 

Ziemlich wenig ist zu sehen, oder?

Ja, das ist ein bisschen von der Wüste, die ich heute erlebt habe. Dieses Bild hatte ich um mich herum, über 50 km. Davon hatte ich aber heute noch mehr, nämlich mehr als 600 Kilometer. Ich bin ja auf dem Weg zurück nach Teheran, wollte aber nicht die kürzere Strecke nehmen, sondern mal Wüste erleben. Mit dem Motorrad auf mehr oder weniger gutem Asphalt ist es zwar einfacher, als zu Fuß aber das war heute mal was „für Männer“. Dass es über die ganze Tour nicht nur so aussah, wie auf dem ersten Bild, sollen die restlichen Bilder zeigen: 

 

Auf dem zweiten Bild ist im Hintergrund ein Salzsee zu sehen. Überall in der Wüste sieht man ausgetrocknete Wasserläufe oder Rinnsale, die von den umliegenden Bergen in diesem flachen Tal zusammenlaufen. Was Wasser verdunstet im Sommer und hinterlässt die Salzkruste. Im Winter liegt hier Schnee, soviel ich weiß und es regnet. Abgesehen von der Besiedlung unmittelbar hinter Yazd, zeigt das letzte Bild die einzige Ortschaft auf der ganzen Strecke, die in der Nachmittag-Bramming menschenleer war. Zum Glück gab es zwei Tankstellen. Es reichte trotzdem nicht, denn einmal war der Tank leer. Seit meinem Ölwechsel hatte ich 3 Liter im Kanister.

 

 

Die einzige Abzweigung, die es im Mittelteil über 450 Kilometer gab, nahm ich falsch, Mein Kompass wies mich darauf hin und ich musste 15 km zurück. Das Durchkriechen durch eine Bahnunterführung ersparte mir wenigsten 5 davon. Allerdings hat mein Helm jetzt Schrammen oben. In diesem Teil sah ich nur einen Menschen. Das war der Einsiedler-Ziegelbrenner  abgesehen von Fahrzeugen alle 5-10 Minuten. Zwei von diesen Festungen gab es unterwegs. Was hier wohl verteidigt wurde? 

Es war sehr, sehr heiß. Ab Mittag waren viele Windhosen unterwegs. An einer am Straßenrand fuhr ich 10 m vorbei und war enttäuscht, dass gar nichts los war. Heißen Wind gab´s den ganzen Tag über aber auf den letzten hundert Kilometer blies er mit Stärke 6-7, dass ich öfters vom 6. Gang runter musste, weil der nicht mehr konnte. Ich konnte aber am Ende auch nicht mehr, muss ich mal gestehen. Die Windböen, die an der Maschine und mir herumrissen, waren heftig. Ich habe viele Trinkpausen gemacht. An den Tankstellen gibt’s immer was zum Aufmuntern, wieder-Durst-machende Limonaden, Eis, Tee, meine erste Tasse Kaffee heute überhaupt seit Kroatien.

 

Mit den Bildern kann ich vielleicht ein bisschen vermitteln, wie wunderschön Wüstenlandschaft sein kann. Marianne schickte mir gestern schöne Bilder von unserem üppig bunten Garten. Die sind auch sehr schön. Die Hitze, die durch die Hosen und die luftige Jacke brennt, die muss man mir einfach mal glauben. Es war ein irres und unvergessliches Erlebnis, mal ein Stückchen Dimension Wüste zu sehen und zu be- oder erfahren, egal wie fertig ich jetzt bin.

 

Morgen werde ich in Teheran zurückerwartet. Morteza ist so ein toller Mensch. Ohne ihn hätte ich einige Probleme nicht aus der Welt schaffen können. Ich hoffe, ich kann mich mal auf Hiddensee bei ihm bedanken. Morgen habe ich die Wahl zwischen einfachen 336 oder 422 Kilometer kurvig durchs Gebirge, das parallel zum Kaspischen Meer verläuft. Mal sehen. Es ist schon wieder halb Eins.

 

 

 

 

Teheran, der 07. Juli 2017   (km 8123)

 

 

Nun bin ich zurück in Teheran und darf das schöne Apartment am nördlichen Stadtrand und unterhalb der Berge wieder bewohnen. Es ist irgendwie wie nach Hause zurückgekehrt zu sein, jedenfalls habe ich hier einen sehr schönen Ort der Ruhe auf meiner Reise, wo ich mich und die Dinge um mich herum wieder mal sortieren und ordnen kann. 

Gestern hat sich der Kreis durch einen großen Teil des Irans also geschlossen, wo ich sehr schöne Städte, Sehenswürdigkeiten, den Persischen Golf, Berge, und die Wüste kennengelernt habe und sehr sehr vielen herzlichen Menschen begegnet bin. Das war so eigentlich gar nicht vorgesehen. Eigentlich müsste ich jetzt irgendwo in Pakistan sein und meinem geplanten Weg nach Osten folgen. Auch wenn ich es damals sehr überzeugend erklärt haben mag - glücklich war ich mit der Idee, entgegengesetzt zu meiner Route nach Armenien und evtl. nach Georgien zu fahren, zu keinem Zeitpunkt. Wenn ich mich dann im Sattel durch die trockenen Landschaften so richtig wohl gefühlt habe, kam ich immer wieder darauf zurück: „ich muss da hin und durch nach Indien“. In Yazd war ich nur zwei Tagesreisen vom Grenzübergang entfernt. Dementsprechend war dort meine Anspannung „was nun tun?!“ am größten.  

In den Bergen: Getreide vor der Ernte

 

Letztlich half mir der Kontakt zu dem pakistanischen Staatssekretär, mit dem ich von Yazd aus per SMS und Telefonaten Kontakt aufnahm, dieses Vorhaben abzublasen und vor allem aus meinem Kopf zu bekommen. Er erklärte mir, dass ich in Balutschistan, durch das ich über 700 km fahren müsste, als Ausländer wirklich gefährdet sei. Die Provinzen Islamabad (Hauptstadt) und Jahore im Osten, wo es rüber nach Indien geht, wären sicher und kein Problem. „Er würde sich freuen, mich in Islamabad begrüßen zu können“.

 

Es ist bestimmt sehr schön in den beiden Kaukasus-Ländern Armenien und Georgien, mit Marianne war ich einmal zu DDR-Zeiten dort. Ich krieg´s aber im Kopf nicht hin, dass das zu meiner Reise passen soll. Am Ende wird mir nichts anderes übrigbleiben, falls es überhaupt mit dem Lufttransport von dort aus klappt. Da bin ich jetzt beim Recherchieren, was von hier aus nicht einfach ist. Passen würde es mir, die Maschine von hier aus nach Islamabad zu schicken aber dann stünde ich in Indien sechs Wochen im Regen. Die Route über Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China über den Karakorum Highway (5000m ü.NN.) nach Nord-Pakistan fällt für mich als Alleinreisender aus. Die chinesischen Bestimmungen für Reisen mit eigenem Fahrzeug sind sehr restrict, die Tour ist alleine schwer zu meistern und im Norden Pakistans ist es auch wieder gefährlich. Ich kann es drehen und wenden, wie ich will … In diesem einzigen Punkt beneide ich jetzt mal die Leute, die schön brav zu Hause bleiben. Und die zuhause geblieben sind, werden sich auch fragen: „warum fährst Du Blödmann auch los, wo doch Regenzeit in Indien ist“. Ich möchte in Indien in die Berge und in den Nordosten, wo es ziemlich früh dann Winter wird und ich wollte  Z e i  t  haben.

 


 

Gestern habe ich (natürlich) den längeren Weg genommen. Das erste Viertel war landschaftlich sehr schön. Überraschend war die Fruchtbarkeit zwischen den Bergen und dichte grüne Laubwälder. Danach kamen unendlich lange Ortschaften, autobahnartige Straße und sehr viel Verkehr. Über die Autobahn dann in die Stadt interpretierte mein Navi die Spuren falsch, wo ich 3 km vor meinem Ziel hätte rausfahren müssen, ich landete auf der 8 km langen Hochbrücke durch den Norden der Stadt die nur 2 Auffahrten aber keine Abfahrt hatte, anschließend in einem 5 km langen Tunnel und musste die ganze Strecke im Feierabendverkehr durch die Stadt (diesmal unter der Hochbrücke entlang) zurück. Trotzdem hatte ich nach einem langen Tag im Sattel noch die Nerven, das moderne Straßensystem von Teheran zu bewundern.

 

Links das ist mein Einkauf, den ich gestern Abend noch gemacht habe und rechts mein Frühstück heute. Zum ersten Mal wieder am Herd. 

22:00 Uhr. Ich bin eben durch die verwinkelten Straßen spaziert und nach einem Kebab (hier: gegrilltes Gehacktes aus Rind und Lamm am Spieß) und dann wieder steil bergauf geschnauft. Diese schönen Großstadtvillen stehen hier oben dicht gedrängt ...

 Teheran, am 14. Juli 2017

 

So, nun habe ich seit gestern früh kein Motorrad mehr …

und musste gestern mit Taxi+U-bahn runter in die Stadt und erlebte, dass nicht nur ich Probleme mit dem modernen Einbahn- und großzügig ausgebauten Schnellstraßensystem habe. Ich wollte zu Morteza ins Büro, stieg als einziger an der Station aus, die 2km entfernt war, und landete an der Schnellstraßenspur, die in die entgegengesetzte Richtung ging. 10 km ging es im Taxi erstmal in die falsche Richtung und dann über mehr als 15km auf Umwegen zurück. Die Prozedur hätte nach Google maps auch um 10km kürzer ausfallen können. Ich wollte damit nur mal zeigen, dass nicht nur ich mit meinem Motorrad ein Problem hatte an meine Ziele zu gelangen. Für Ortsunkundige halte ich es für unmöglich, ohne Navigationshilfe irgendein entferntes Ziel in der Stadt einigermaßen direkt anzusteuern. Anhalten und fragen nützt hier nichts. Wenn Du einmal im Verkehr drin bist, ist nichts mehr mit Anhalten und fragen hilft auch nicht weiter, weil die Leute auf der Straße dich weder verstehen, noch mit einer Karte und lateinischen Straßennamen was anfangen können. Ich bin so froh über mein nun funktionierendes GPS, auch wenn ich öfters entgegengesetzt in Einbahnstraßen unterwegs war.

 

So sieht´s hier oben in meiner Gegend aus
So sieht´s hier oben in meiner Gegend aus

In der Woche, die ich nun hier bin, war ich jeden Tag mit dem Motorrad in der Stadt, weil ich viel zu erledigen hatte. An den rabiaten Fahrstil habe ich mich inzwischen einigermaßen angepasst und ich kurve trotz meiner breiten Blechkoffer, die inzwischen einige „Gebrauchsspuren“ haben, in die sich bietenden Lücken hinein, um nach vorne zu kommen. Jedes Auto, dem man einen Platz „abnimmt“, zählt – die Summe macht´s.

 

Gerne hätte ich in der Stadt ein paar schöne und elegante Beispiele für geniale Straßenführungen, Brücken und kreuzungsfreie Lösungen in Fotos festgehalten. Aber in dem schnellen Verkehr gibt’s keine Chance dafür und alle Konzentration – Jedenfalls wenn man mit dem Motorrad dazwischen ist -  ist auf die möglichen kuriosen Manöver der Autos gerichtet. Dazu gehören: plötzliches Halten in der 2. oder 3. Spur, um einen Taxi-Gast aussteigen zu lassen oder zu telefonieren, Abbiegen nach links von ganz rechts-außen – ohne Blinken natürlich, Halten und Parken in der 2. Oder dritten Spur, obwohl 10 Meter weiter eine Parklücke am rechten Straßenrand ist, um schnell was einzukaufen oder mit dem Handy zu hantieren, u.s.w. Dann bleibt von der breiten Straße eben nur noch eine Spur übrig und der nächste Stau ist produziert. Die armen Leute, die ihr Leben lang täglich da durch müssen. In diesen Momenten fällt mir dann jetzt immer der „Betreff“ von Stefan Kreibohm ein: „Du wollest ja da hin!“. Na klar. Ich bin ja im Urlaub….

 

 

Was habe ich alles getan in der Woche? Natürlich die Dinge, die für meine Weiterreise notwendig waren, bin über die Märkte und durch die Straßen gebummelt, habe wieder mal mein Motorrad zerlegt, Vorderrad und Gabel ausgebaut, meine Hosen wieder mit Öl versaut, eine chemische Reinigung gesucht, viel im Internet recherchiert u.s.w. Wenn es überhaupt eine schöne Stadt geben sollte, dann gehört Teheran ganz vornean mit dazu. Jedenfalls ist es die sauberste und grünste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Es gibt Stadtteile, da kommt man auf den Gedanken, die Häuser stehen im Wald und nicht umgekehrt, wie hier oben z.B. und es gibt sehr viele schöne Parks. Die Architektur ist sehr vielfältig und die Stadt bietet ein einheitliches Bild wegen der vorherrschenden hellen, lehmartigen Farben der Gebäude.

 

Ja, warum ist mein Motorrad weg?

 

Gestern wurde es hier vor der Haustür in einen Kleintransporter verladen und zum Flughafen, 50km südlich der Stadt transportiert. Dort wird eine Kiste gezimmert und es wird für den Flug über Abu Dhabi nach ISLAMABAD/Pakistan verpackt. Nach meiner Ankunft hier befasste ich mich intensiv damit, wie es weitergehen könnte, ohne faule Kompromisse, die ich mit mir selber machen müsste. Armenien/Georgien war so einer, mit dem ich nicht zurechtkam. Mehrdad, der ehemalige Funker, der in einem Logistik-Unternehmen arbeitet, recherchierte einen möglichen Transport per Flugzeug nach Indien oder Pakistan. Ich entschied mich für Islamabad, weil ich die Auskunft habe, dass im Osten Pakistans ein relativ sicheres Reisen für mich möglich ist. Ich war (bin) glücklich DIE Lösung gefunden zu haben und fühle mich seit der Entscheidung gelöst und freue mich auf das, was nun kommt, wenn es von der saubersten Stadt mit den freundlichsten Menschen nun hinein geht in andere Welten.

 

Danach fing die Arbeit für Mehrdad und seinen Kollegen Mohammed an, das Projekt in die Tat umzusetzen. Ich war ein paarmal in der Firma, in der fast alles ehemalige Seeleute arbeiten. Nachdem wir alle Papiere zusammengestellt hatten, hieß es: „ich solle mich zurücklehnen und mir keine Gedanken mehr machen um das weitere Prozedere“. Sie würden alles erledigen für mich und das auch noch umsonst (natürlich nur so weit, wie es ihre Mühen betraf). Glückspilz ich! Es gingen noch viele Informationen übe WhatsApp and Co. hin und her, bis eine Firma mit der Realisierung beauftragt wurde, die den Transport zum Flughafen, die Verpackung und das umfangreiche Prozedere mit dem Zoll abwickelt. Ich muss morgen um 08:00 dort auf dem Flughafen sein, um die Zollformalitäten zu besiegeln, die Transportdokumente und vor allem mein „Carnet de Passages“ abgestempelt zurück erhalten.

 

 

Dieses Carnet ist ein A4-Buch, das anderenorts hilft, in Iran, Pakistan und Indien jedoch vorgeschrieben ist, mit dem eigenen Fahrzeug „problemlos“ ein Land zu bereisen. In ihm wird dokumentiert, dass das Teil zu meiner persönlichen Nutzung ins Land kommt und dieses auch wieder verlässt. An den Grenzen wird immer ein Abschnitt herausgetrennt. Ich muss peinlich darauf achten, dass am Ende alle Stempel drin sind und ich die Maschine zusammen mit dem Carnet dem deutschen Zoll wieder vorführen. Erst dann erhalte ich die (ziemlich bedeutende) Kaution wieder, die ich beim ADAC für das Dokument hinterlegen musste.

 

 

 

Den Windschild (an dem inzwischen auch was kaputt war) und die Spiegel habe ich abgebaut und in den Seitenkoffern verstaut, so wie andere Dinge, die aus meinem Gepäck noch reingingen. Die Koffer sollten für die Zollkontrollen unverschlossen bleiben – mal sehen, was später noch drin ist. Ich habe nur die Gel-Batterie abgeklemmt. Hoffentlich lassen sie die drin. Eine Lithium-Batterie, die wegen des leichten Gewichts beliebt sind, hätte ich wegschmeißen müssen. Den Tank werden sie leer machen und vielleicht auch das Öl ablassen? Das darf ich morgen nicht vergessen zu fragen, um zu wissen, womit ich bei der Abholung anrücken muss. Trotzdem wird der Transport unter „dangerous goods“ (Gefahrgut) behandelt.

 

Ich hätte mir meinen Flug nach Pakistan auch im Internet besorgen können aber Morteza bot sich an, das zu erledigen. Nur gut so, denn seine Reiseagentur fand heraus, dass ich mit einem one-way-ticket nach Pakistan hier auf dem Flughafen und beim Umsteigen in Doha nicht mitgenommen werden würde. Pakistan verlangt den Nachweis, dass man ein- und ausreist! (als ob jemand gerade in Pakistan bleiben würde!). Mit QATAR Airways ließ sich mein Fall nicht sicher klären und so habe ich nun einen Hin- und einen Rückflug nach Islamabad. Den Rückflug wird Morteza dann später annullieren. Meine üblichen Fensterplätze zum Wegnicken habe ich gebucht.

Nun darf ich nur das Taxi morgen früh um 6:00 Uhr nicht verschlafen. Ich werde den ganzen Tag auf dem Flughafen verbringen, denn mein Flug geht erst 23:30 über Doha nach Islamabad, wo ich morgens um 8:00 ankomme. Das war der kürzeste Flug, der zu haben war. Alle anderen dauern 16 bis 24 Stunden! In RAVALPINDI habe ich mir ein billiges Hotel für drei Tage gebucht, weil ich eine Adresse in Pakistan angeben musste. Ravalpindi war die ehemalige Hauptstadt und grenzt unmittelbar an die irgendwann neu erbaute jetzige Hauptstadt Islamabad, liegt aber näher zum Flughafen.

 


 

Ja, Fliegen mit Motorrad klingt erstmal einfach, ist es aber nicht. Ob ich es hinbekommen hätte zumal unter den Umständen, dass übermorgen mein Visum für Iran abläuft, weiß ich nicht und das mit dem Einwegticket wäre sicher in die Hose gegangen. Auf mein Dankeschön an Mehrdad und seinen Kollegen bekam ich zur Antwort: „My pleasure, what are friends for then? (Es war mir ein Vergnügen, wofür sind denn Freunde da?“ Nun ist alles geregelt und ich kann in Ruhe Packen.

 

 

Ich danke Dir, Morteza, der Du u.a. mein Flugticket und den Motorrad-Transport vorfinanziert hast, da ich wegen des bescheuerten Embargos nicht überweisen kann und für alle die guten Dinge, die Du und Deine Familie für mich getan habt. Gestern Abend war ich wieder eingeladen und nach einem französischen Rotwein und Pistazien auf seiner Terrasse über dem kleinen Innenhof-Garten, gab´s ein überraschendes „let´s go up for dinner“ und ich saß wieder an der großen, reich gedeckten Tafel in der Wohnung seines großartigen Schwiegervaters mit schönen Gesprächen und einer Wasserpfeife nach Mitternacht, die ich mir mit seiner Tochter teilen durfte.

 

zu Hause bei Mehrdad
zu Hause bei Mehrdad

Abgesehen davon, dass Mehrdad und seine Kollegen mir so großartig geholfen haben, dass ich meine Reise, so wie sie nun wieder zu mir passt, fortsetzen kann, war ich auch beim ihm zu Hause eingeladen, wo es neben dem guten Essen, das seine Frau zubereitet hatte, etwas Besonderes gab: Selbst gebrautes Bier. Es gibt hier alkoholfreies „Bier“, das aber mit unserem wenig zu tun hat. Davon tue man 8 Liter in einen großen Behälter, gebe Zucker und Trockenhefe dazu, decke es mit einem Tuch ab und lasse es 1 Woche bei Zimmertemperatur gären, fülle es mit noch einer kleinen Menge Zucker für die weitere Gärung in Flaschen und heraus kommt nach einiger Zeit ein absolut toll schmeckendes fruchtiges frisches Sommer-Bier. Er gab mir noch eine Flasche mit. Die steht im Kühlschrank und wartet darauf, dass sie heute Abend mit Morteza zum Abschied geleert wird. Ich danke auch Dir, Deiner Frau und Deinem Sohn ganz herzlich, der uns zum Essen ein paar schöne Stücke auf dem Klavier vorspielte.

 

 

Und vorgestern war ich auch noch einmal bei Hossein eingeladen, mit dem mein Bruder Thomas über die Schifffahrt verbunden war. Sie hatten über eine Zeit den gleichen libanesischen Reeder als Auftraggeber, wobei Hossein wegen unfairen Umgangs das Handtuch geschmissen hat, Thomas in Hamburg aber weiterhin für ihn Autos verlädt, Ersatzteile beschafft und Reparaturen organisiert. Hossein hat mir mit seiner Philosophie und Lebensweisheit eine Menge zum Nachdenken mit auf meine weitere Reise gegeben. Danke Hossein. So nehme ich eine Menge guter Erinnerungen an tolle Menschen mit. Überall wo ich auftauchte wurde ich hier im Iran freundlich und interessiert begrüßt und bekam Unterstützung, wenn ich sie brauchte. Das werde ich so in dieser Weise nicht so bald wieder erfahren.