Kogevina Beach auf der Insel Korfu, am 30.05.2022

 

 

Über einen kleinen Grenzübergang von Albanien hinein nach Griechenland zum Fährhafen Igoumenitsa sind es nur 20 Kilometer. Ich kam an, fragte mich durch und die Fähre zur Insel Korfu legte ab.

 

Kassiopi, InselKorfu, am 04.06.2022

 

 

…was man manchmal so von sich gibt: „“hab genug vom albanischen Meer“. Von der griechischen Seite kann das „albanische Meer“ dann schon wieder ganz anders aussehen. Im Übrigen ist es das „Ionische Meer“, das sich südlich an die Adria anschließt.

 

Ich hatte Mühe für die Nacht ein Quartier zu finden. Am nächsten Tag kam ich, nur zwei Kilometer weiter auf diesen, mit Häusern umsäumten Hafen, fragte einen freundlichen Bar-Mann, der über den Hafen wies und meinte, da oben das Haus unter der Burg gehört meiner Familie und da wäre was frei. Da ich noch in meinem „nervösen“ Reisemodus war, der mich ja bekanntlich täglich zu neuen Zielen treibt, vereinbarte ich zumindest zwei Nächte. Nun wurden es fünf.  

 

 

Aus dem kleinen Ort um den Hafen herum ist im Laufe der Jahre ein Touristenort mit Gaststätten, Cafès und Souvenierläden geworden – aber ein sehr angenehmer. Das Besondere aber ist meine einfache aber einmalig schön gelegene kleine Ferienwohnung über dem Hafen bei freundlichen alten Leuten. Die Gebäude wurden am Fels empor gebaut. 53 Stufen durch einen schön begrünten engen Innenhof zu mir hoch. Die Frau stammt aus diesem Haus, der Mann aus den Bergen landeinwärts.

 

 

Thema Computer: Was sich schon angedeutet hatte, passierte dann auch. Die kleine USB-Buchse hat am ersten Tag meines Hierseins ihren Geist aufgegeben. Kein Akku-Laden mehr möglich. Ich fand, zehn Kilometer entfernt zwei nebeneinanderliegende Handy/PC-Shops, wählte den falschen und wurde zwei Tage lang verarscht. Am dritten Tag fragte ich im daneben liegenden und hatte meinen kleinen treuen Reisebegleiter meiner letzten großen Reisen nach zwei Stunden mit einer neuen Buchse zurück und bin nun glücklich. Deshalb meine lange Schreib-Pause. 

 

 

Abgesehen von mehreren Fahrten zum PC-Shop, ließ es mir mal gut gehen, war bei herrlichem Wetter viel am und im Meer. Das Wasser ist noch frisch aber wunderbar glasklar an der felsigen Küste. Entweder rüttelt man sich in die rundgeschliffenen großen Kiesel ein oder liegt auf den schrägen Kalksteinplatten. Ich bin mir jetzt, kurz vor Mitternacht immer noch nicht sicher, ob ich morgen abreise oder doch noch einen Tag bleibe. Danach, wie ich mir meine Rückreise so im Groben vorstelle, komme ich wahrscheinlich nicht mehr an dieses wunderbar blaue klare Wasser…

 


 

Am zweiten Tag verabschiedete sich der krumm gearbeitete Hausherr, um für einige Tage in die Berge zu „seinem“ Grundstück zu fahren, Das Gemüse müsse gewässert, die Bienen versorgt werden und am Haus gibt´s allerhand zu tun. Ich sagte, dass ich ihn gerne besuchen würde und tat das dann auch mit einer herrlichen Fahrt durch das Innenland. Die gesamte Region über die Berge hinweg ist ein einziger Olivenhain fast nur mit alten, mehrere hundert Jahren alten Bäumen. Olivenbäume wirken auf mich, als etwas Besonderes. Das liegt weniger an den zu Fantasien anregenden knorrigen Formen und dem Alter, das sie durch Dürren hindurch jahrhundertealt werden lassen und selbst Feuer überstehen, sondern an der Bedeutung, die sie über Jahrtausende für die Menschen mit ihrem Öl in der Geschichte hatten. 

 

 

Zwei Touren machte ich durch diese alte Kulturlandschaft. Die Dörfer in den Bergen sind weitgehend entvölkert aber die Häuser werden meistens erhalten von den Nachfahren, die vor allem Tourismus und inzwischen an der Küste leben und arbeiten. Ein solches Beispiel ist beispielsweise auch mein Vermieter, den ich da oben natürlich auch besuchte. Wir hatten eine schöne Stunde miteinander unter Schatten spendenden Weinranken und ich erfuhr viel Neues über Oliven. Neben seinem kleinen Gemüsegarten und den Bienen hat er 400 (!) alte Olivenbäume, die er traditionell im Winter erntet. Nun weiß ich auch, dass sie nur alle zwei Jahre wirklich tragen die Qualität vor allem von den Bäumen abhängt und dann das beste Öl aus den frühen grünen Oliven kommt, das man für Familie und Freunde behält und die Qualität dann schlechter wird, wenn sie braun oder gar schwarz werden. Die Ernte dauert so lange, weil die Oliven aufgesammelt werden, wie sie in die ausgebreiteten Netze fallen. In meiner Backbord-Kiste wird es langsam eng, da ein Geschenk in Form einer eineinhalb-Literflasche Olivenöl dazugekommen ist. Natürlich vom „Familienöl“.


 

Kanali (am Ionischen Meer), der 05.06.2022

 

Der drahtige junge Mann spendierte mir einen Kaffee, als ich zur Abreise von Korfu aufsitzen wollte und wir saßen eine halbe Stunde zusammen. Er hatte vor ein paar Tagen einen Motorradunfall und seine linke Seite von oben bis unten schwer lädiert, die er beim täglichen Schwimmen im Meer mit Seewasser heilt. Scheint gut zu funktionieren.

 

Danach drehte ich noch eine Runde durch die Berge und Olivenwälder, fuhr auf die 13:00-Fähre und war zwei Stunden später in Igoumenitsa auf dem Festland. Von Igoumenitsa gibt es viele Fährverbindungen ins Mittelmeer. (Motorrad-) Reisende, die nicht so viel Zeit haben, wie ich Rentner, benutzen die Fähren gerne für eine Richtung ihrer Tour über Venedig, Ankona oder Brindisi in Italien, um in den sonnigen Süden zu kommen.

 

 

Vor besagtem Morgenkaffee, wusste ich eigentlich noch nicht, wie die nächsten Tage aussehen sollten. Da kam mir der Vorschlag, die Insel LEFKADA; die Küste nach Süden runter, gerade rechtzeitig. Wie immer, wenn es möglich ist, ging es auf kleinen Nebenstraßen die meiste Zeit hoch über dem Meer an den Bergen entlang. Und wenn meine Versuche, noch näher an dem schönen blauen Wasser entlang zu rollen, nicht zweimal vor Schotterwegen endeten, hätte ich Lefkada auch erreicht. Aber in der Abendsonne noch mal baden zu gehen und am Wasser zu liegen, war mir wichtiger. Also machte ich Quartier hier in diesem „synthetischen“ Urlaubsnest, das fast ausschließlich aus Apartmenthäusern besteht. 

 

 

Mein Eindruck an diesem kurzen Küstenabschnitt war, dass wohl „ganz Griechenland“ nur für den Tourismus da ist. Stimmt natürlich nicht und trifft sicherlich nur für die Küste zu. Davon hat aber Griechenland auch reichlich! Um die geschichtsträchtige Halbinsel PELOPONNES, noch 350 km weiter nach Süden, reicht meine Zeit leider nicht mehr. Es ist wunderschön hier, wo die bewaldeten Berge ins blaue Meer abfallen. Aber ich bin ja nicht zum „Urlaub“ hier und muss mir für die Rückreise genügend Zeit für den „wilden“ Balkan lassen. 

 


 

Rodavki, am 07.06.2022

 

 

Gestern. Berge und Meer. Das war die Westküste der Insel LEFKADA runter. Und natürlich bis auf das zehn Kilometer lange felsige Kap zum Leuchtturm. So war der Tag. Wunderschön. 

 

 

An der Ostküste wieder ein Stückchen rauf, fand ich in Apollonioi ein Quartier für die Nacht.

Wie soll ich die nächsten Bilder, die ich an verschiedenen Orten bei meiner „Griechenland-Erfahrung“ eingesammelt habe, kommentieren? Nicht einfach. Da müsste ich zurückgehen auf die 70er, in denen ich auf alten Frachtern mehrmals in Griechenland gewesen bin. Wir konnten uns nicht viel leisten, wenn wir an Land gingen aber es gibt, Dinge, die sich in meinen Gaumen und mein Gedächtnis eingegraben haben, wie z.B. Griechischer Salat mit Schafskäse, der auch wirklich so geschmeckt, hat, wie ein Schaf riecht, Oliven und reichlich das Öl dazu, gegrilltes Fleisch, das man mit geschlossenen Augen zuordnen konnte, Fisch aus Fischers Netz und nicht aus dem Käfig, Ouzo (mit Wasser) und natürlich reichlich harzigen RETZINA-Wein! Man hätte es ein „übles Gesöff“ nennen können, wenn man nach der zweiten Flasche aufgehört hätte. Wer durchgehalten hat, wurde belohnt mit einem schönen und für einen DDR-Seemann außergewöhnlichen

Landgang“. 

 

Ouzo war ´ne andere Nummer. Da bin ich mal in Piräus in einer Kneipe in eine Männerrunde geraten, kam danach zwei Tage nicht aus der Koje und unter der lauwarmen Dusche, die den Kopf auch nicht zu kühlen vermochte raus und hatte Mühe zum Auslaufen meinen Funkraum zu finden. Ich weiß aber heute noch ein bisschen, wie Sirtaki geht…

 

Na ja, warum erzähle ich alter Mann das? Weil es heute anders ist. Ist ja klar; die Welt hat sich weitergedreht. Die Reize und die Schönheit so besonderer Regionen sind dem „Tourismus“ zum Opfer gefallen. Man muss sich dazu nur mal die Bilder, die ich an verschiedenen Orten aufgenommen habe, ansehen, die ich hier mal extra zahlreich auf einen Haufen geschmissen habe. Aber warum schmecken das Gemüse, der Schafskäse und der Retsina nicht mehr so, wie früher. In allen diesen Gaststätten, die um diese Zeit alle noch ziemlich leer sind: Pizza, Burger, Pasta, trocken gebratenes Fleisch und blasse Pommes zu allen Gerichten. Nein, ich will nicht rummeckern. Ich registriere das nur so und wahrscheinlich liegt es auch am Alter …

 


 

Mit einem kurzen Zahnarztbesuch habe ich mich heute am frühen Nachmittag dann von der schönen Insel Lefkada und damit auch vom blauen Ionischen Meer verabschiedet und die Rückreise nach Norden angetreten. Wie immer fahre ich „in den blauen Dunst“ hinein, ohne mir ein Etappenziel festzulegen. In ARTA gäbe es bestimmt noch mehr zu besichtigen als diese Brücke und eine riesige Festung, an der ich entlangfuhr aber ich bin nun mal ein „Reisender“… In ARTA geriet ich aus Versehen auf eine Nebenstraße, was ein Glücksfall ist. Immer kurvenreich bergauf und ich hatte sie fast für mich allein. „Ins Blaue hinein“, das passte heute wirklich. Das Blau vor mir, das war mit einmal sehr dunkel, Blitze zuckten heraus, es donnerte fürchterlich und die ersten dicken Tropfen fielen. Just als ich ein Bergdorf passierte, in dem ich  auch noch Unterkunft fand. Die nobelste (und teuerste) übrigens auf meiner Reise. Im kleinen Gasthof nebenan saß ich nett mit Einheimischen zusammen, von denen es nur noch 200 gibt. Und der gute alte Mann mit seinen 93 Jahren ist einer von den ehemals 800. Die vielen Häuser ringsum an den Hängen in der traumhaften Landschaft, die ich zu Gesicht bekam, als das Gewitter sich verzogen hatte, sind vor allem neue Ferienhäuser. 

 

 

Bereits in Albanien, am 08.06.2022

 

 

Dieser schön gezeichnete Falter zierte gestern meine Bettdecke. Dachte ich vorher an Griechenland, dann fielen mir nur blaues Meer, karge, trockene Küstenlandschaften, Olivenbäume und noch Segeln ein. Nun weiß ich also, dass es hier im Nordosten noch ganz andere Landschaften gibt. Es war ein schöner Abschied von der kurzen Stippvisite, die auch der Wendepunkt meiner Balkan-Tour sein sollte.