hinein in den Iran

 

 

Tabris (NW-Iran), am 04.06.2017    km 3.850

 

Ja, nun bin angekommen in Persien, im Iran natürlich, denn die Ländergrenzen haben sich hier so oft verschoben, dass jetzt Menschen mit verschiedenster Herkunft im Iran leben, Türken, Armenier und wer weiß, wer noch alles. Gestern zählte mir ein freundlicher junger Mann bestimmt 10 Sprachen auf, die völlig unterschiedlich sind und im Iran gesprochen werden. Farsi ist die Amtssprache, die wohl auch alle sprechen hier. Aber der Reihe nach.

 

Die iranische Grenzabfertigung war ähnlich problemlos. Motorradfahrer haben wohl einen Bonus. Wieder so ein Helfer, der mich durch alle Instanzen brachte und bei dem ich auch gleich Geld umtauschte, freundliche Polizisten und Zöllner, keine blöden Fragen und keine Gepäckkontrolle. Da Iran nicht verzeichnet ist auf meiner Grünen Versicherungskarte, musste ich gleich hinter der Grenze eine Haftpflichtversicherung für EIN JAHR abschließen, die mich um 110 (!) € ärmer gemacht hat. Meine Haftpflichtversicherung zu Hause hat mir für die Länder ab Iran keine Versicherung verkauft.

 

Als ich gerade durch die Grenze war, tauchten hinter mir vier junge Holländer auf bunten AFRIKA TWINs auf. Es gab nur eine kurze Begrüßung, weil ich aus dem Bereich raus musste. Ich hatte in einem kleinen Hotel in MAKU eingecheckt und meine Maschine in der Hotellobby sicher für die Nacht geparkt, da tauchten die HONDA-Reiter wieder auf und nachdem Tische und Stühle beiseite gerückt wurden, schoben sie ihre schwerbeladenen „Monster“ in den hinteren Teil der Empfangshalle. Anschließend hatten wir einen schönen Abend in einem Restaurant.

 

 

 

Am nächsten Morgen ein gemeinsames Frühstück mit um-die-Ecke gekauften Sachen (zwei große Pötte Joghurt, Nüsse, Mandeln Rosinen, Bananen). Eine tolle Idee, die ich mir merken werde für die harte Ramadan-Zeit. In den Hotels wird es akzeptiert, dass wir Touristen nach Sonnenaufgang noch frühstücken. Frühstück wird – anders in der Türkei – nicht geboten. Ich fuhr vor ihnen los, sie überholten mich irgendwann, ich entschloss mich dranzuhängen und wir fuhren die gut 300 km in dichtem, schnellen Verkehr bis hierher nach Täbris gemeinsam. Ohne, dass ich von der Umgebung viel mitbekam, will der Verkehr meine Aufmerksamkeit benötigte. Noch in Reiseklamotten besuchten wir die Blaue Moschee, eine aus Erdbebenruinenresten rekonstruierte Sehenswürdigkeit. Die Besonderheiten ist eine wohl einmalige Konstruktion und die die Fliesen-Mosaiken, die in einem besonderen Blau hergestellt wurden. Da gleich nebenan ein Hotel war, bezogen wir ein drei- und Zweibettzimmer. Zum berühmten über 500 Jahre alten Basar kamen wir zu spät – fast alle Läden waren zu.

 

 

Da ich erst für Dienstag, 7. Juni mit Mohammad am Kaspischen Meer verabredet war und es dort übervoll wegen eines Feiertages (Todestag von Ajatolla Khomeni) sein solle, entschloss ich mich, einen Tag hier zu bleiben. Die Hondas fuhren los. Sie wollen ihre Runde über Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Russland, Weißrussland… vollenden und haben noch 5 Wochen. Am frühen Nachmittag bekam ich einen Anruf von Mohammad, dass er nicht kommen könne. So treffen wir uns später in Teheran. Der Tag war nicht sehr ergiebig, da heute am Sonntag und morgen am Feiertag alle Geschäfte und vor allem auch der Basar zu bleiben. Ich konnte heute wenigsten mein Telefon- und Internetproblem lösen. Ein vermuteter Virus hat sich zum Glück nicht bestätigt. Morgen steige ich wieder auf und will zum Kaspischen Meer.

 

Die Entfernungen hier sind gigantisch, die muss ich erst noch begreifen und werde genügend Gelegenheit dazu bekommen. Hier ist es inzwischen schön sommerlich warm. Das wird sich noch ändern. Man hat mir für meine Tour Temperaturen über 40 Grad vorhergesagt. Es ist immer schön, wenn ich mit meinem Schreiben wieder auf dem aktuellen Stand bin. Liest überhaupt jemand meinen Reisekram?

 

Noch ein paar Bilder aus Tabris. Fast alle Läden waren geschlossen, der feine Herr in seiner Nähmaschinenwerkstatt lud mich zum Tee ein

 

  

Teheran, am 06. Juni 2017 

 

Dass ich den Basar in Tabris nicht in Echt erleben konnte, ist wirklich sehr schade. Später las ich nämlich, dass er unter Weltkulturerbe geführt wird. Er besteht aus vielen Kilometern überdachten Gängen unter Gewölben, soll Innenhöfe und hohe Hallen mit Geschäften aller Branchen haben und ein einmaliges Flair bieten. Ich dagegen sah nur lange Gänge mit heruntergelassenen Blechjalousien, in denen kaum ein Mensch spazierte. Jedenfalls war ich in zweien der 7 oder 8 Moscheen, in denen gerade der Imam seinen Gläubigen (Männern) Geschichten erzählte, so schien es jedenfalls. Ich saß in dem kühlen Gewölbe auf dem Teppich an die Wand gelehnt und lauschte gespannt, beobachtete und entspannte mich.

 

Irgendwie bin ich, was tote Tage angeht, vom Pech verfolgt. Erstmal ist es grundsätzlich Mist zum Ramadan in ein moslemisches Land zu reisen. Es geht einfach sehr viel, weswegen ich vor allem hierherreisen wollte, verloren und erlebe es nicht. Das Treiben auf den Straßen, Plätzen, in den Gaststäten, und Teehäusern fehlt einfach. Hier in Teheran hat´s mich schon wieder zusätzlich erwischt. Heute ist irgendein Feiertag, und morgen ist Freitag, der Sonntag der Moslems. Wieder sind fast alle Geschäfte geschlossen. Und übermorgen am Samstag reise ich ab aus Teheran. Offensichtlich bin ich zu blöd zum Reisen.

 

Nun also weiter in zeitlicher Reihenfolge. 

 

Der Ritt von Tabris ans Kaspische Meer und hundert Kilometer mit großem Abstand daran entlang bis zum Schlafplatz in ASTARA war anstrengend. Inzwischen habe ich aber begriffen, dass es von nun an „Schluss mit Lustig“ auf den Straßen ist. Dazu später mehr, wenn ich den Verkehr versuchen werde zu beschreiben. Ich habe extra weiter im Norden angesetzt, um am Meer entlang zu fahren, habe es aber nicht zu Gesicht bekommen. Die Fahrt ging erst durch flache ausgedörrte Landschaft, bis die Berge vor der Küste in Sicht kamen, über deren Kamm eine Wolken-Walze oder -Rolle hing und als sich die Straße dann in die schraubte, kam Knapper-Wind von vor mit üblen und gefährlichen Böen und es wurde kalt. Da ich mit Regen rechnete also rein in die Regenklamotten.

An der Rückseite dann hinter dem Kamm zogen die Wolkenschwaden bergauf und e wurde es links und rechts der langen Abwärtskurven sehr schnell üppig Grün. Also die aufsteigende Meeresluft kühlt ab an den Hängen, regnet sich ab und schafft so einen breiten grünen Streifen an der Küste entlang mit Reis- und Gemüsefeldern und einem üppigen Wald an den Hängen. Offensichtlich fuhr ich vor den Bergen etwa auf 1000 m Höhe, denn vom Kamm aus ging es etwa 1500 Höhenmeter bergab in den flachen Küstenstreifen.

Zwischen der Straße aber und dem Meer lagen durchgängig bebaute Grundstücke oder abgezäuntes Gelände, so dass ich erst in ASTARA, wo ich für die Nacht Station machte, am Stadtstrand mit schwarzem Sand ans Meer kam. Irgendein Meer werde ich jetzt wahrscheinlich für die nächsten 6 Monate nicht mehr zu Gesicht bekommen.

In ASTARA hatte ich ein Zimmer mit Balkon und zwei Fenstern über Eck mit Blick über einen Park hinweg auf den Handelshafen. Nach dem Brei, den es hier offensichtlich im Ramadan zum Fastenbrechen gibt (Gemüsebrei mit Bohnen, Nudeln, milchiger Soße, Fettbrühe mit grünen Kräutern und braun gerösteten Zwiebeln) habe ich auf der Strandpromenade ich einen schönen Nachtspaziergang gemacht. Ich hätte vielleicht doch noch eine Nacht bleiben sollen. Solche Frische, grüne Land und Meer gibt´s von jetzt an für lange Zeit nicht mehr…

 

 

Es ist weit nach Mitternacht. Morgen geht’s weiter mit Teheran. Das Schreiben und Bilder aufbereiten geht noch vergleichsweise einfach, da ich das flüssig an meinem kleinen PC machen kann. Das Einbringen in die Homepage erfordert erheblich mehr Zeit, Einmal weil das Internet hier im Iran grottig schlecht ist weil es extrem langsam und immer mal weg ist. Hinzu kommt, dass die Formatierung nicht immer übernommen wird. So muss ich manche Abschnitte mehrmals versuchen. Also bitte ein bisschen Achtung vor meiner Mühe.

 

 

 

Teheran am nächsten Tag

  

Nur mal vorneweg: So sieht es in einer 8-Millionen-Stadt aus, wenn Freitag im Ramadan ist

 

Während der Fahrt von der grünen Küste durch das Küsten-Gebirge hinauf auf das höher gelegene zentrale Land konnte ich die ersten wirklichen Erfahrungen mit der Art des Autoverkehrs hier machen. Autofahren hier heißt Kriegs-Formel 1, Jeder gegen Jeden. Hier „darf“ keine Sicherheitslücke offenbleiben, wie ich sie z.B. vor meinem Motorrad brauche, weil mich keine Tonne schützenden Blechs umgibt. Von links, von rechts stürzen sich die Autos darauf oder fahren bei Tempo 100 bis auf einen Meter auf mich auf und hupen mich beiseite obwohl vor mir auch nur weitere Autos fahren. Drei Spuren, falls Markierungen vorhanden sind, werden von 5-6 Autos nebeneinander benutzt, wenn ich dabei bin, können`s auch mal sieben sein. Schade, dass mir die Worte fehlen diese brutale und rücksichtslose Fahrweise treffender zu beschreiben. Marianne kann es durch unsere Sri-Lanka-Reise in diesem Frühjahr bezeugen, dass ich keinerlei Problem in dichtem asiatischen Verkehr habe und mich dabei auch noch entspannt und wohl fühle weil man sich dort auf ungeschriebene Regeln verlassen kann. Hier fahre ich mit Beklemmungen, um nicht zuzugeben, dass ich Angst habe. Menschenleben scheinen hier eingepreist. Warum dabei Motorradfahrer für die Autofahrer anscheinend wirklich Luft sind, habe ich hier in Teheran ein bisschen verstanden, weil hier die relativ zahlreichen Motorradfahrer, natürlich ohne Helme, die Oberidioten sind und sich wie die Besengten auch bei schnellem Verkehr auf den innerstädtischen Schnellstraßen durch die Lücken nach vorne kämpfen. 25.000 Verkehrstote pro Jahr im Iran sind (stumme) Zeugen meiner Ansicht der Lage…. Fotos dazu kann ich leider nicht liefern.

 Hier musste ich mein Schreiben unterbrechen, weil mein Freund Morteza, der gerade wieder vom Meer zurückkahm, mich überraschenderweise abgeholt hat. Sein Bruder ist Architekt, hat eine Galerie und heute eine Ausstellungseröffnung. Es war sehr schön und so schönen jungen Leuten, mal in eine Welt einzutauchen, die mit meiner Art zu eigentlich gar nicht zusammenpasst. Es gab schöne Musik und viele interessante Unterhaltungen. Dazu blende ich hier einfach mal die Bilder ein. Morteza mit Brille, sein Bruder ist der Lockenkopf. Über den dritten Bruder, der bei meinem Freund Frank Unfallchirurg In Frankfurt/O ist, habe ich den Kontakt bekommen.

 

Ein bisschen kann ich ja noch weiterschreiben, auch wenn es schon nach 01:00 am 10. Juni ist.

 

Das Finden meines Hotels, das Hossein für mich gebucht hatte, war schwierig, weil ich über kein wirklich funktionierendes Navigationssystem verfügte – zum Navi später mehr – und es sehr schwer ist, Fehler wieder zu korrigieren, plus s.o. In der gesamten Stadt gibt es NUR Einbahnverkehr. Teheran hat ein sehr gut ausgebautes System von breiten meerspurigen Schnellstraßen. Einmal nicht rechtzeitig abgebogen, kann es passieren, dass du 5 km weiter erst wieder raus kannst (Umdrehen ausgeschlossen wegen Barrieren, Trennwänden oder 40cm hohen Bordsteinen. Wo Du dann landest, weißt Du nicht – mit Sicherheit aber wieder auf der nächsten Einbahnstraße und sehr wahrscheinlich ist Deine Situation dann noch verkorkster. Am Ende stand ich gegen 20:00 jedoch glücklich unter der Dusche eines schönen Hotels, das nicht meiner Kategorie entspricht aber noch bezahlbar ist und duschte mir zusammen mit dem Straßendreck den Hitze- und Angstschweiß runter. Es ist schön, nach so einem Tag in einem „geschützten“ klimatisierten Raum zu sein. Die Tagestemperatur ist hier schon über 30 Grad.

 

Schluss jetzt, ich kann nicht mehr. Morgen ziehe ich aus dem Hotel aus und noch in ein freies Apartment von Morteza für eine Nacht ganz im Norden der Stadt, direkt unterhalb der beeindruckenden Berge. Ich fahre mit meinem beladenen Motorrad, was ich allerdings ungern tue bei dem Verkehr.  Das Bild soll meine Ratlosigkeit zeigen, nachdem ich schon 30km durch den Stadtrand gefahren bin.

 

 

 noch in Teheran, am 10. Juni 2017

 

Ja, ich bin immer noch hier und werde auch noch zwei Tage bleiben. Auf dem Weg in mein neues Quartier bin ich eben bei der IMMIGRATION POLICE vorbeigefahren und habe eine Visumverlängerung für weitere 14 Tage beantragt. Warum haben wir nicht in allen Ländern so ein gutes Ansehen wie hier, dass man mit deutschem Pass an den Afghanen und Pakistanern, die sich ein Arbeitsvisum erhoffen und den Iranern freundlich vorbei gelotst wird. Übermorgen am Montag kann ich mir meinen Pass wieder abholen.

 

Ich habe hier im kühlen Norden schon einige Zeit verbracht und Befürchtungen, dass ich am Ende unter Zeitdruck gerate. Nun sitze ich im wohltemperierten Chef-Büro von Marteza und kann mit gutem Internet versuchen, mit dem Schreiben auf aktuellen Stand zu kommen.

 

Ich glaube, es ist verwirrend, wie ich gerade von einer Situation zu nächsten springe. Ich will jetzt mal versuchen, die letzten Tage „aufzuarbeiten“. 

Noch am Abend meiner Ankunft meldete ich mich bei Hossein, dem Kontakt, den ich von meinem Bruder Thomas mit auf die Reise bekommen habe. Er holte mich ab zu sich nach Hause im Norden der Stadt. Nach einem kleinen Imbiss fuhren wir bis an die Besiedlungsgrenze des ALBORS-Gebirges, das die gesamte Nordflanke des Iran begrenzt. Von dort aus wanderten wir zu einem Punkt hoch, von dem aus wir einen schönen Blick auf einen Teil von Teheran hatten, das leider im typischen Großstadt-Dunst lag. Dort entspringt auch ein kleines Flüsschen, das runter in die Stadt fließt. Bis spät in die Nacht saßen wir mit seiner Familie sehr unterhaltsam zusammen. Leckers Dinner gab´s um 22:30 Uhr. Mit dem so späten Essen haben die Iraner Normalität.

 

 

Wo ich schon mal beim Wasser bin. Mir, als einem der, Abwasser im Blut hat, stellt sich natürlich immer die Frage nach der Ver- und Entsorgung so einer Riesenstadt. Das Trink- und Brauchwasser für die 15 Millionen Menschen des Großraums Teherans kommt aus drei Flüssen und Stauseen, die durch den Schneefall im Winter gespeist werden (man könne auf der Nordseite der Berge jetzt noch Ski fahren). Seit fünf Jahren ist das Kanalnetz- und Kläranlagensystem fertig gestellt, an das 90% der Stadt angeschlossen ist. Teheran hat 9 Millionen Einwohner und 3 Millionen Pendler, die täglich in die Stadt strömen.

 

Hussein habe ich auch als Adresse für meine kleinen Ersatzteile verwendet, die nun doppelt unterwegs sind. Beide kann ich online verfolgen und es ist ein Graus, beide Eilsendungen waren schon mal drei Tage innerhalb der Abgangsländer unterwegs! Also bekomme ich sie hier natürlich nicht. Hussein sah Probleme, sie dann ohne eine fixe Adresse, sie mir irgendwohin nachzusenden. Morteza wird sie dann von Hossein abholen und -  ihm fällt dann, wenn er sie in Händen hat ...

 

Vormittags war ich in der Stadt, was wegen Feiertag frustrierend war. So machte ich mich im Schatten hinter dem Hotel an die dringenden Probleme an meinem Motorrad ran. Es war zu viel aufgelaufen. Das Wichtigste: Mein Navi funktioniert jetzt endlich. Von Reisebeginn an funktionierte es nicht. Die Batterie wurde durch die Bordspannung einfach nicht aufgeladen, Wenn ich den Saft zuschaltete, schaltete es sich ein, was auf funktionierende Spannungsversorgung hinwies. Das war´s aber auch. Ich hatte inzwischen ja ein paar Wochen Zeit unter Ärger über die Misere, zu grübeln. Das einzige, was mir einfiel: Spannungsabfall unter Last an einer schlechten Verbindung. Also rupfte ich hinter der Verkleidung alles Notwendige auseinander, was ich im Winter geklemmt hatte. Eine Info über Kabelbelegung, die ich zuvor im Internet gefunden hatte, half mir schließlich: Ich hatte die falsche Ader als Masse verwendet. Ich hatte auf eine Pseudo-Masse geklemmt, über die die Spannung bei kleinster Last in die Knie ging. Als das Navi dann plötzlich hell aufleuchtete, machte ich Luftsprünge. Ein netter Bursche vom Hinterhof verfolgte mein Tun aufmerksam, ging mir zur Hand und versorgte mich mit Melone, Wasser und einer der dicken Suppe am Abend, ich nehme an, mit einem schönen Gruß von seiner Mama. 

Den Kompass, der ab Tempo 90 durch Vibrationen vom Motor verrücktspielte baute ich an eine andere Stelle, die ich unterwegs durch Abfühlen neu bestimmt hatte. Er hätte damit nicht lange überlebt. Mal sehen. 

Ölkontrolle, Kette schmieren, Zentralständer fest hochbinden, helfen, meine „Sorgen“ kleiner zumachen. So kann ich das Grübeln auf andere Dinge meiner Reise konzentrieren. 

Ich weiß nicht, wie ich früher durch die Welt gekommen bin. Jedenfalls hatte ich hier im Iran keine ausreichende SatNav Navigation. Google maps funktioniert teilweise, das Navigieren ist im Iran und dann auch in Pakistan blockiert. Kartendarstellungen macht das Handy und heute fand ich heraus, wie ich metergenaue Positionen vom Handy in mein SatNav reinkriege. Das ist wichtig, weil die Karten, die Phillip mir so toll von Iran bis Südostasien raufgeladen hat, nur große Straßen mit Namen kennt. Ist es eigentlich noch Abenteuer, wenn man so abhängig von der Neuen Technik ist ?                                                                                                                     die berühmte Ramadan-Suppe

  

Am nächsten Tag bin ich nach einem Anruf zur einzigen evangelischen Kirche in Teheran gefahren (keine Fotos). Den Kontakt habe ich auch vom Chirurgen Mohammad Morteza aus FFO bekommen und plauderte mit der Pastorin Woland ein Stündchen über den Iran und ihre Tätigkeit in der moslemischen Umwelt. Das Haus eingeklemmt in eine geschlossene Häuserreihe ist unscheinbar. Nur ein Schild weist auf die Funktion des Gebäudes hin. Frau Woland ist für ein Jahr hier und betreut eine kleine Gemeinde. Die Aussage, dass es ihr verboten ist, zu missionieren beschreibt die Lage treffend. Dazu gehört die Erklärung, dass es von Staats wegen einem Moslem unter schwerer Strafe verboten ist, so eine Einrichtung zu betreten.

 

 

Für den Rückweg benutzte ich die U-Bahn Linie 1, bis zu meinem Hotel. Nach kurzer Erfrischung spazierte ich in der Hitze (ich werde mich später nach der „Hitze“ zurück sehnen) 5 km zudurch „tote Straßen“ zum GOLESTEN-Palast. Die traurigen Bilder weiter oben. Die prunkvollen Paläste muss man sagen, liegen inmitten der dicht bebauten Stadt in einem großen Parkgelände und dienten den Shahs als Residenz. Und natürlich waren an diesem Freitag aber auch ALLE Läden auf dem GROßEN BASAR geschlossen.

 

 

 

 

 

 

Der Geldwechsler Mohammed (hier gibt´s anscheinend Millionen Mohammeds) sprach mich auf Deutsch an, ob ich Zeit hätte, für ein bisschen Sprechen. Hatte ich natürlich. Der Einstieg in einen wirklich tiefgründigen philosophischen Austausch, wie ihn eben Nicht-Philosophen führen können, begann mit seiner Frage, „ob ich glücklich sei und ein gutes Leben hatte“. Er hatte es nicht, war 15 Jahre mit einer deutschen Frau verheiratet, mit ihr zwei Kinder, ist geschieden und wieder zurück im Iran. Hat den christlichen Glauben, den er angenommen hat und den an Allah verloren, was ihn unruhig macht. Ob ich an Gott glauben würde? Nein das würde ich nicht wirklich, wie es nach dem Tod weiterginge, ob das Leben vorbestimmtes Schicksal wäre? Nach meiner Meinung NEIN sondern ein Mix aus Zufall, Glück und vor allem eigenem Zutun. Gott habe ich jetzt mal rausgelassen aus der Aufzählung. Und dass wir uns in einer 9-Miliionen-Stadt getroffen haben, wäre purer und besonderer Zufall, denn ich wurde auf sein Hemd mit dem christlichen Kreuz auf beiden Ärmeln aufmerksam. Ob es nicht gefährlich sei, nachdem was ich gerade vorher gehört hatte, wie strikt es hier ist. Ja aber damit lebe er. Er hätte einige Zeit in eben der evangelischen Mission gearbeitet – eben DER Mission und von der wäre auch das Hemd. Frau Foroutan, die Sekretärin, von der ich die Nummer hatte, kannte er auch als freundliche Frau, die Pastorin nicht. Das lange Gespräch fand ohne Gejammer über sein Schicksal in herzlicher und lustiger Weise statt. Jedenfalls meinte er am Ende, ich wäre nicht so, wie die Deutschen, die er wegen Geldwechsels ansprechen würde und die an ihm ohne weitere Beachtung vorbeilaufen würden. Na ja, lassen wir´s mal so stehen… Es steht auch im Gegensatz zu dem, was mir mal jemand entgegen geschleudert hat: „Du bist ja, wie dein Vater!“ Derjenige ahnte nicht, dass er mir damit eine Freude gemacht hat. Ich vermisse ihn manchmal.

 

 

Die letzten Seiten habe ich schon wieder an einem anderen Ort verfasst. Um 16:00 Uhr machten sie im Büro von Morteza Feierabend. Ich fuhr mit dem Motorrad weiter bergauf zu Mortezas Bruder. Architekturbüro, Cafè und Galerie gehen in einem tollen Ambiente der Ruhe ineinander über, was auch in der Philosophie der Projekte der jungen Leute zum Ausdruck kommt. Irre Modelle für Gebäude und Monumente sowie Präsentationsmappen stehen im Büro. Ich bekam ausführliche Erläuterungen zu ihren realisierten und auch nicht umgesetzten Entwürfen. Die Arbeiten haben mich sehr beeindruckt mit ihrem supermodernen, klaren, meist aus Würfeln entwickelten Ausgangsformen. Hier sitze ich jetzt und schreibe weiter und schaffe es wohl endlich wieder auf den aktuellen Stand zu kommen. 

Später kommt Morteza, bringt mich zu seinem Apartment und anschließend wollen wir zu dritt essen gehen. 

Ja, nun verbringe ich viel mehr Zeit hier, als geplant. Wie soll ich´s ausdrücken? Ich fühle mich hier in der „Obhut“ und Nähe der gewonnenen Freunde behütet. Anders als sonst auf Reisen, habe ich hier im Iran ein bisschen unsicheres Gefühl oder es sind die Gedanken an das, was noch kommt, obwohl die Menschen im Allgemeinen außerordentlich freundlich sind. In vielen kleinen Dingen hat Morteza mir geholfen. Auch, dass ich hier ein Stückchen junges, modernes Leben kennenlernen konnte, ist schön. Ihr seht, in der modernen Gesellschaft hier, in privatem Umfeld, wird z.B. der Ramadan nicht so ernst genommen.

Der Blick aus dem Fenster des "Chef-Büros". Der Rest: Fastenbrechen zum Mittag.

 

 

 

 

Immer noch in Teheran, am 13. Juni 2017

  

Ja das stimmt. Ich bin immer noch hier. Am oberen Rand der Stadt bin ich – ich weiß schon gar nicht mehr, wann? - in eine traumhafte 130 qm große Wohnung eingezogen. Die Großfamilie von Morteza hat gemeinsam eine 10-Apartment-Stadtvilla hierher gebaut. Das Projekt stammt aus der Feder seines Bruders. Diese Wohnung gehört einem Freund der aber in Amerika ist und dadurch leer steht. So freue ich mich sehr über das tolle Angebot, hier wohnen zu dürfen. Leider ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht zu erreichen und ich habe keinen eigenen Schlüssel, weil keiner übrig ist. So bin ich immer auf den lieben Hausmeister angewiesen, wenn ich ein oder raus will. Er hat offensichtlich die Aufgabe, mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und versorgt mich mit Essen und Trinken. Das muss er auch, denn keiner versteht irgendein Wort des Anderen. So einen schönen Parkplatz auf poliertem Granit sieht meine Maschine wohl nie wieder ...

Das Viertel hier, denke ich, ist wohl das renommierteste von Teheran. Die Stadt liegt ja unmittelbar unterhalb der Berge und die Bebauung hat sich in den letzten 30 Jahren immer weiter bergwärts entwickelt. Hier sollen vorher schöne alte Gärten und Parks befunden haben mit schönem alten Baumbestand gewesen sein. Die Stadt unten liegt etwa auf 1.200m Höhe, hier oben sind es 1.600 Meter. Bei dieser Höhe ist auch die Bebauungsgrenze festgelegt. Es sind aber sehr viele große alte Bäume in den knappen Gärten stehen geblieben und beschatten alleenartig auch die Straßen hier oben. Die meisten der großen 4-10stöckigen dicht beieinanderstehenden Wohnhäuser muss man wirklich als Villen bezeichnen, so schön sind sie. Kein Haus gleicht dem anderen.

 

 

Am Samstag war wieder Leben in der Stadt und der Basar war offen.

 

Bei einem der unzähligen Teppichhändler, der nur mit alten und ausgesuchten Teppichen handelte, blieb ich hängen, erfuhr eine Menge über Materialien, Techniken, Muster und Farben. Es war eine Wonne, solche schönen Arbeiten zu sehen und drüber zu streicheln. Das Beieinandersitzen war anders, als man es von der Türkei kennt. Natürlich nannte er mir, ohne Verkaufsdruck zu machen, auch (ehrliche) Preise zu meinen Favoriten, die ich alle akzeptiert hätte, wenn Marianne, die ich, als ich den Laden verlassen hatte, anrief nicht abgelehnt hätte. So eine Erinnerung hätte ich gerne in unserem Haus gehabt – er hätte ihn nach D geschickt mit Bezahlung nach Erhalt.

 

Ein anderer Händler, bei dem ich freundlich zum Verweilen und Erzählen eingeladen wurde, saß zwischen seinen Bildern, geknüpft, wie die Teppiche auch. Ansichtssache. aber die Arbeiten waren in Ihrer Farbenpracht und feinen Technik sehr beeindruckend. Müsst Ihr mal aufmachen.

 

Am Sonntag, der hier ein normaler Arbeitstag ist, war ich abends zu einer Geburtstagsnachfeier bei Mortezas Schwiegereltern eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend in der Familie und nicht nur, weil ich mir vorher, ein paar Etagen tiefer aus Mortezas gut gefüllten Hausbar das passende aussuchen sollte. Die zwei Chivas auf Eis haben mir nach vier Wochen Abstinenz gutgetan. Es gab Hühnchen, Lasagne, Salat, einen Tellern mit vielen frischen Kräutern, die wir fast alle auch kennen, nur dass sie hier würziger sind und so bei uns nicht dazu gegessen werden.

 

Der Schwiegervater, wohl auch so alt, wie ich, steht der Familien-Firma noch vor, die er vor Jahren gegründet hat. Sie befassen sich mit Planungen und Projektsteuerung von Industrieanlagen, vor allem Erdöl-Raffinerien, Erdgasanlagen, Tanklagern und Häuserbau. Das US-Embargo trifft sie hart vor allem wegen Technologien, die ihnen verwehrt werden und Abkoppelung vom internationalen Zahlungsverkehr. Deswegen ist die Firma stark geschrumpft. Und Außerdem hatten interessanten Austausch unserer Überzeugungen zu den Zuständen in der Welt …

 

Jetzt fasse ich mich mal kurz, weil es Mitternacht ist, helfe ich Euch einfach noch ein paar Fotos über. Eine Sehr schöne Moschee mit abendlichem Leben drum herum.

 

 

Was ist auf die Schnelle noch wichtig?

 

Ich habe meinen Pass zurück mit einer Iran-Verlängerung von 14 Tagen. Mit der Gültigkeit für Pakistan-Visums bekomme ich keine Probleme (falls mir nicht doch noch ein anderer Weg einfällt, gefahrloser nach Indien zu gelangen. Später wird es eng mit der Gültigkeit des Indien-Visums. Damit müsste ich Indien am 23. Oktober verlassen. Das könnte knapp werden. Ich könnte morgen hier zur Botschaft gehen, habe aber gelesen, dass sie keiner Verlängerung gewähren.

 

Wieder Problem mit Navi. Als ich gestern mal losfahren wollte, war der Akku vom Navi leer und die Sicherung für Navi, Zusatzscheinwerfer und Bordsteckdosen durchgebrannt. Neue Sicherung 5 Minuten nach Navi-Einschalten auch wieder. Also vorn wieder alles Auseinanderbauen Kabelverbindungen kontrollieren, alles OK. Fazit: das Navi ist kaputt. Lesen in Internetforen: Viele klagen genau über den zu hohen Stromverbrauch von diesem GARMIN. Jetzt ist es in der Werkstatt. Wenn es aber ein Konstruktionsfehleer ist, werden sie auch nichts machen können. Das und auch meine Bremsenteile, auf die ich warte, sind ein Grund mit, dass ich immer noch hier bin. Gute Nacht Allen.

 

  

Teheran am 14.06.2017   (und immer noch bei km 4.673)

  

Bevor ich vom heutigen Tag berichte, will ich noch ein paar Fotos hochladen von meinen Museumsbesuchen der letzten Tage

 Im Teppichmuseum, 

 im National Museum of Modern Art, mit einer temporären Ausstellung

 und im Nationalmuseum.

Teheran am 15. Juni 2017  

Gestern Abend konnte ich nicht weiterschreiben. Morteza`s Bruder mit seinem Sohn stand mit seinem Auto vor der Tür, um mich Morteza nach Hause abzuholen zu. Wir saßen auf der Terrasse über dem kleinen „Hinterhofgarten“, der ausgefüllt ist mit hohen, Schatten spendenden Bäumen. Sein Schwiegervater, der im Haus oben wohnt, kam dazu und wir hatten wieder viel Spaß beim Erzählen und Diskutieren bei Kaffee, Imbiss und Obst. Später gab´s Kebab am großen Familientisch mit vielen guten Zutaten. Was mir gefällt in den großen Salons hier – wir sagen Wohnzimmer – sind die bequemen Stühle in einem weiten Rund aufgestellt mit kleinen Tischchen dazwischen für Getränk und Snacks, so dass sich alle irgendwie gegenübersitzen, natürlich mit einem edlen Teppich, von denen es mehrere im Raum gibt, in der freien Mitte. Unsere Wohnzimmer würden den Platz dafür nicht hergeben, zumal hier noch ein gemütliche Couch-Ecke und der große Esstisch Platz haben.

 

So sehr schön, wie ich in der Familie umsorgt werde und ich mich wohl fühle, plagt mich langsam mein Gewissen wegen der „einseitigen“ Fürsorge. Morteza bringt mich oder holt mich ab vom Apartment, ich bin öfter in der Firma und er hilft mir ungemein, mit Recherchen oder aktiver Hilfe meine Problemchen zu lösen, von denen irgendwie einige zusammengekommen sind in letzter Zeit. Und er organisiert oft (auch noch vorausbezahlt) die SNAP-(UBER)-Taxis, so dass ich mich nur irgendwo hinstellen, einsteigen, und genau an die richtige Stelle gebracht, ausstiegen muss. Auf meine Frage, was ich denn mal tun könne für Ihn: „mach eine schöne, unfallfreie Reise und lass uns über Deine Berichte daran teilhaben“. Im Büro wird fleißig gelesen. Er bestärkte mich auch darin, hier ALLES zu erledigen, was für meine weitere Reise irgendwie wichtig ist. Das tue ich auch, wie Ihr gleich erfahren werdet. So habe ich von Taxi und U-Bahn habe ich in den letzten Tagen viel Gebrauch machen müssen.

 

Vorneweg: bis gestern ist noch keine der beiden Ersatzteilsendungen im iranischen Nachverfolgungssystem aufgetaucht.

 

Vor ein paar Tagen habe ich mir eine Visaverlängerung für 14 Tage (ich hätte zur Sicherheit mehr nehmen sollen) bei der Immigration-Police beschafft, weil ich wohl nicht bis zum Ablauf meines Visums aus Iran rauskommen werde. Nun habe ich wenigsten noch max. vier Wochen im Iran zur Verfügung. Damit war ich schon mal an zwei Tagen befasst.  

Bei allen meinen Zeitplanungen, die ich wohl auch künftig nicht einhalten werde, verdichtete sich meine Sorge, dass mein genehmigter Aufenthalt in Indien nicht ausreichen würde. Ich hatte ja für ein Jahr (mit mehrmaliger Ein- und Auseise) beantragt, bekam aber nur 6 Monate, die mit Ausstellungsdatum des Visums zu rechnen begannen. Das wäre der 23. Oktober. 

In meinem Visum steht, es würde keine Verlängerung des Visums möglich sein, was ich auch im Internet durch zahlreiche Reiseerfahrungen bestätigt fand.

 

Ich habe mich trotzdem auf den Weg zur indischen Botschaft aufgemacht und wurde dort an den sehr freundlichen Konsul verwiesen, der, nachdem er sich meine Geschichte aufmerksam angehört hat, erstmal spontan sagte: „Also, ich gebe Ihnen für Ihre tolle Reise auf alle Fälle 6 Monate. Aber: fahren Sie nicht durch Pakistan, sondern suchen Sie sich einen anderen Weg“. Nun ist es nicht so einfach mit einem anderen Weg. Den über Afghanistan meinte er damit sicherlich nicht. Er schrieb mir dann dieses tolle Empfehlungsschreiben (oder den Auftrag?) im Format 6x8cmfür die 5 Stadtkilometer entfernte Visastelle und wünschte mir eine gute Reise. 

Auf der Visastelle war es sehr voll aber der deutsche Pass hat mir bisher überall eine bevorzugte Behandlung zuteilwerden lassen, ob an den Grenzen oder bei Behörden. Danke, Frau Merkel. Dort bekam ich Formulare. Morgen früh 8:00 Uhr könne ich wiederkommen mit einer „Einladung“ der Deutschen Botschaft, die dann aber eher, wie ein Nachweis meiner Existenz ausgefallen ist. Auch dort wieder bevorzugte Behandlung aus der Traube der drängelnden „Bittsteller“ heraus. Na ja, und heute früh war ich da, nach fast zwei Stunden wieder raus und habe nun erstmal keinen Reisepass mehr. In 10 Tagen könne ich ihn abholen mit Visa-Gültigkeit bis Mitte Dezember 2017.

 

 

Wie ich nach Indien gelange, muss ich mir nun wohl wirklich überlegen nach so vielen ernst zu nehmenden Warnungen. Auch auf der Deutschen Botschaft wurde mir eindringlich gesagt, ich solle nicht den Weg über Pakistan nehmen, weil es für Leib und Leben gefährlich wäre. Im südlichen Grenzgebiet (Belutschistan) sind auf beiden Seiten kriminelle Banden sehr aktiv und weiter nördlich, wo ich die Grenze passieren wollte, ist Pakistan mit Taliban durchsetzt und es kommt immer wieder zu Überfällen und Entführungen, wobei Europäer besonders beliebt wären. Gestern Abend rieten mir auch die Freunde – zwar nicht so eindringlich, wie die Behörden – davon ab. In die Bergwelt Pakistans, wo ich besonders gerne hinwollte, in die Stammesgebiete, wären die Taliban besonders präsent. Und wenn ich einfach schnell durch die Mitte führe, hätte ich nichts davon. Nun bleiben mir zwei Möglichkeiten: Mit einer Fähre von BANDAR ABAS in die Vereinigten Arabischen Emirate und von dort aus soll es Schiffsverbindungen nach Mumbai (ex Bombay) geben. Dann bliebe noch eine zweite Möglichkeit: Fliegen, zusammen mit dem Motorrad.

 

Von dem heiklen Pakistan wusste ich natürlich vorher schon. Wie es aber bei mir so ist – so manch einer hat das schon mit mir ertragen müssen – brauche ich mich überzeugende Argumente, um mich umzustimmen. Ich glaube, jetzt habe ich genug davon eingesammelt und werde die Schiffsvariante untersuchen.

 Ein Schwätzchen im Büro mit Robab, die den Ramazan ernst nimmt und sich nicht am Mittagsessen beteiligt 

                                                                                         und der liebe Hausmeister Abadin, mit seiner Tochter, der sich rührend um mich kümmert.

 

Navi. Als ich vor drei Tagen mit dem Motorrad mal los wollte, war kein Saft auf meiner selbst installierten 12-Verteilung. Sicherung durchgebrannt. Sie kam noch zweimal, Wieder vorne alles auseinandergebaut Kurzschluss-Suche in meiner Verkabelung aber hier ist alles in Ordnung. Morteza, der immer da ist, wenn ich nicht weiterkomme, fand einen GARMIN-Service, der ein Software-Update gemacht hat (meine Karten glücklicherweise nicht gelöscht dabei) und die Hardware gründlich gecheckt und nichts gefunden hat. Das Problem soll in meiner Spannungsversorgung oder der Aufklick-Basis liegen. Ja, aber dann wäre die Sicherung nicht gekommen, fünf  Minuten nachdem ich das Navi  aufgeklickt habe. Eben brachte ein Bote es mir in „mein“ Apartment.

So, nun lasse ich Euch nochmal mit der U-Bahn fahren, mit der ich mich inzwischen gut auskenne und die heute so leer war, wie die Straßen der Stadt. Jetzt habe ich geschnallt, dass der Donnerstag unserem Samstag und der Freitag unserem Sonntag entspricht. Donnerstag arbeiten die privaten Firmen und Geschäfte nicht, die Behörden glücklicherweise  bis Mittag und Samstag ruht alles

Teheran, Freitag (musl. Sonntag) am 16.06.2017

  

Jetzt wird es Zeit, dass ich mich langsam mal vom Fleck bewege. Morgen will ich Richtung Süden aufbrechen. Deshalb muss ich heute noch irgendwie mit Teheran abschließen.

 

Gestern Abend, als ich nach dem Schrauben am Motorrad in der edlen Garage gerade die Dachterrasse im siebenten Stock entdeckt hatte, und den wunderschönen Ausblick über die meisten Dächer hinweg auf die Berge hatte, klingelte mein Telefon. Hussein hat beide Sendungen meiner Ersatzteile bekommen, die zeitgleich in D und der Türkei abgeschickt worden waren und verband die Abholung gleich mit einer Einladung zu seinen Schwiegereltern. Die Sat-Koordinaten kamen über die App Telegram und da mein Navi wieder funktioniert, war die Adresse leicht zu finden. Es sah aus wie eine Hochzeit, war aber nur ein ganz normales Zusammenkommen der Familie sozusagen am Samstag. Der Tisch war so reich gedeckt, dass mir die Augen übergingen. Das, was Ihr auf dem Tisch seht, bedeutet praktisch das eigentliche Fastenbrechen 20:45  Uhr. Hauptmalzeiten gibt´s dann später in der Nacht. An dieser Tafel sind zunächst (annähernd) alle, außer den rumtobenden Kindern, am Tisch. Danach verdrücken sich die Frauen in den offenen Küchenbereich zum Wirtschaften und schnattern und die Männer blieben sitzen und diskutierten fröhlich die ernsthaften Probleme.

 

 

Wie z.B. meine Tour. Ziemlich schnell waren sich ALLE einig, dass ich die Tour durch Pakistan unbedingt unterlassen solle. Es gäbe dort keinerlei staatliche Gewaltstrukturen und ich wäre das gefundene Fressen für Banditen aller Gattungen. Hossein meinte, das hätte er mir ja schon längst gesagt, worauf ich mich damit entschuldigte, dass ich da wie ein alter Esel bin und eine Meinung mich nicht unbedingt gleich überzeugt. Das ist ja allgemein bekannt. Ja, aber der Esel wäre doch überhaupt das weiseste Tier. Darauf sein Schwager: Deshalb würde ein Esel an der Grenze auch keinen Huf auf pakistanischen Boden setzen. Das war dann das letzte Steinchen, um mich also von dieser Route abzubringen. 

Ja aber, was dann? Ein ehemaliger Funker, der bei der iranischen Handelsmarine  fuhr, und anschließend in einer in einer Spedition arbeitete, meinte, vom Iran und auch von Dubai (Katar fiele aus wegen des augenblicklichen Embargos) fahren nur Handelsschiffe nach Indien, ohne dass Passagiere mitreisen können. Hinzu kommt, dass mir der indische Konsul gesagt hat, dass es in Indien bei extremen Temperaturen und 100% Luftfeuchtigkeit noch bis in den September hinein der Monsun andauert und es fürchterlich regnen würde. In der Zeit könne ich dort auf keinen Fall reisen. Mitte November würde das Wetter dann schlagartig schön.

Aus dieser Gemengelage ergibt sich nun eine ziemlich neue Situation. Schauen wir mal wie´s weitergeht…

Jetzt freue ich mich erst mal, hier im Iran zu sein.

 

Links der Funker, rechts Hossein und den in der Mitte kennt Ihr ja

Obwohl der Funker (links neben mir) 20 Jahre nach mir in die Seefahrt eingestiegen ist, hatten wir eine Menge gemeinsame Erinnerungen, zumal die Bedingungen hier identisch mit denen in der DDR waren und auch noch größtenteils so sind. So erfahre ich also immer mehr Neues über das Leben hier, so dass sich ganz langsam ein Puzzle zusammenfindet. Die Menschen mit denen ich hier auf so wunderbare Weise zusammengekommen bin, leben in der oberen Mittelschicht und erstellen natürlich nicht ein Abbild des gesamten Volkes. Sie sind mit der klerikalen Führung nicht unbedingt einverstanden, die z.B. Geld für die Beteiligung am Krieg in Syrien und die Finanzierung der Hisbolla ausgibt anstatt für wichtige Dinge im Land. Es war ein sehr schöner Abend mit interessanten Gesprächen mit viel Humor, bevor ich auf meiner Beta nach Hause knatterte oder im Stau stand und nur meterweise vorankam. Um 02:00 Uhr lag ich im Bett. Es waren so viele Autos unterwegs, wie zur rush hour am Tage….   UNTERBRECHUNG.

 

 

Kaschan, am Montag, dem 19. Juni 2017 

 

Am nächsten Morgen um 7:30 Uhr holte mich Morteza zu einer Morgenwanderung in die Berge ab. Hier seht Ihr mal, dass es kein leichter Urlaub ist, den ich hier mache. Auf einem ausgebauten steinigen Wanderdweg ging es einige Kilometer bergauf. Unter uns sprudelte in der Schlucht ein kleines Flüsschen Richtung Teheran. Es war ein sehr schöner Vormittag zum munter werden nach der kurzen Nacht. Anschließend habe ich in der schicken Garage meine Werkzeugbox mit Silikon vom Hausmeister gedichtet und andere Kleinigkeiten erledigt, die ich auf dem Zettel hatte, der irgendwie nie leer wird.

 

 

Später war ich am Schreiben, da klingelte es. „You like to go with us to country side“? Natürlich wollte ich wissen, wie man eine Landpartie von einer 9-Millionen-Stadt aus machen kann. Es geht. Man fährt durch Serpentinen über einen der nördlichen Berge und kommt in einem schönen Tal mit einem gestauten Fluss an, in dem die Wohlhabenden ihre Ferienvillen haben. Zwei Autos mit einem Teil der Familie waren schon da. Wir lagerten auf einer Wiese am Fluss auf einer großen Decke in der milden Abendluft mit einer Menge von Köstlichkeiten in der Mitte und ließen es uns gut gehen. Spaziergang mit dem Schwiegervater am Fluss entlang, üppiges Abendessen gegen halb elf Uhr in einem Restaurant und einer „Hobbel-Bubbel“, wie die Shischa hier genannt wird und mit der ich am Ende überrrascht wurde, ging der Tag zur Neige. Zu Hause angekommen, Sachen waschen, Motorrad packen Apartment einigermaßen ordentlich machen und ab ins Bett. 02:00 Uhr. Der Wecker war auf 7:00 gestellt.

 Abreise aus Teheran

 

Der Wecker klingelte um 7:00 und um 9:00 Uhr kam ich aus dem Haus. Tief in die Stadt hinein, fuhr ich noch mal zur Deutschen Botschaft. Da es unterwegs Probleme geben könnte ohne Pass, wollte ich mir dort eine schön gestempelte Bescheinigung ausstellen lassen, dass ich ICH bin. Nur: freitags und samstags arbeiten die Botschaften nicht. Der Pförtner schrieb mir handschriftlich auf Farsi auf, warum ich gerade keinen Pass habe und ich fuhr nochmal ins Büro, um mich von den herzlichen Leuten dort zu verabschieden. Es entstand noch ein schönes Reisefoto.

 

Eine der großen Ausfallstraßen zur Autobahn fand ich mit meinem jetzt gut funktionierenden Navi schnell und der Verkehr wurde weniger, je mehr ich die riesen Stadt hinter mir ließ. An der Stelle muss ich noch mal auf die Straßen in der Stadt zurückkommen. Außer in Los Angeles habe ich noch nie so ein intelligent und großzügig angelegtes Schnellstraßensystem in einer Stadt gesehen. Elegante filigrane Brücken, Auf- und Abfahrten zu den Schnellstraßen oft in mehreren Ebenen übereinander, Über die am Boden verlaufenden schon 6-purigen Straßen noch mal 6 Spuren darüber auf Pfeilern. Die längste ist wohl 8km lang. Wenn der Verkehr so oft klemmt, liegt es allerdings nicht an zu undurchlässigen Straßen oder zu vielen Autos. Es liegt vor allem an der Fahrweise, bei der die kuriosesten Manöver ausgeführt werden. Ich komme inzwischen zurecht damit. 

 

Isfahan, am 20. Juni 2017 

 

Seit gestern Abend bin ich nun in Isfahan, einem der beliebtesten Reiseziele im Iran. Hier werde ich ein paar Tage bleiben, um herauszufinden, warum das so ist und dass ich endlich mal wieder mit meinem Bericht rankomme. Dafür habe ich mich jetzt am Nachmittag auf mein kleines Zimmer im Orchid Hotel zurückgezogen.

 

Man sagte mir, dass auf dieser Autobahn Richtung Bandar Abas am Persischen Golf (1300km) keine Motorräder zuglassen seien aber im Iran solle man alles versuchen. Auf den meisten anderen ist es kein Problem. Der freundliche Polizist vor der Mautstelle erklärte mir, was ich ja schon wusste und ließ mich mit guten Wünschen fahren. Immer, wenn die Leute hören, dass ich Deutscher bin, kriegt man ein freundliches Lächeln und ein „wellcome in Iran“, hier, anders in der Türkei ohne die Einschränkung „Frau Merschel“. Hier gehört sie zum positiven Bild, das „Almanija“ hier hat, dazu. Also Frau Merschel, tun Sie bitte alles, dass unser (noch) gutes Ansehen in der Welt, wie ich es so oft erfahren habe, auch so bleibt. In Hamburg beim G20 haben Sie ja gleich mal die Gelegenheit dazu.

 

Der Schrein des Imam ... ?
Der Schrein des Imam ... ?

Einige werden sich fragen, warum mit so einer kleinen Maschine immer geradeaus auf der Autobahn fahre? In diesem Falle wollte ich einfach erstmal der Stadt entfliehen und in Ghom ankommen. Über andere Gründe dafür vielleicht später. Ankommen, Zimmer finden, einchecken, Duschen – das ist immer der Ablauf – und im Abendlicht noch gleich zu alles überragenden Sakralen Kuppeln und Türmen. Das Heiligtum „Fatemeh Masumeh“ ist ein riesiger Komplex aus wunderschönen moslemischen Bauten aus dem 16. Jahrhundert mit vielen Höfen, Moscheen, Schrein, Bibliothek und eine der berühmtesten theologischen Hochschulen des Islam. Es ist außerdem eine berühmte Pilgerstätte und ich war gerade zur richtigen Zeit dort. Als ich staunend auf dem großen Platz stand wurde ich von der Familie (Bild) eingeladen, mich zu ihnen zu setzen und am Picknick (das im Iran sehr beliebt ist) teilzuhaben. Dabei erfuhr ich, dass ab heute drei Nächte hindurch hier auf dem Gelände gebetet wird. So ging ich um Mitternacht wieder hin und erlebte die betenden Massen. Schwer zu schätzen, 300.000 oder mehr (?) Männer, Frauen, Kinder. Übrigens: Während falls alle Frauen in Teheran bunt gekleidet, das Kopftuch keck zurückgeschoben herumlaufen, sind hier in der „Provinz“ alle Frauen schwarz verhüllt. Die Familie, bei der ich saß, war 300 km weit angereist. Die Andacht mit Gebetsgesang der Geistlichen überall mit Lautsprechern verteilt, soll bis zum Sonnenaufgang andauern. Es war sehr beeindruckend aber auch ein bisschen gruselig.

 

 Elli, so kürzte sie jedenfalls ihren Namen ab, hatte am Vormittag Dienst an der Rezeption, servierte mir vor der Abreise noch einen Tee. was aber noch schöner war, als der Reisetee, bei einem langen Gespräch die Gelegenheit zu haben mal etwas aus dem Munde einer Frau zu ihrer Situation in diesem streng islamischen Land zu erfahren. Sie hatte Englisch studiert und sprach es sehr gut, war 35 Jahre alt und nicht verheiratet. Es reichte ihr schon, so in Schwarz rumlaufen zu müssen (ansonsten würde sie bestraft) und als Frau so viele Regeln einhalten zu müssen – heiraten? Nie!, solange die Bedingungen hier so blieben.

 

Gestern sah ich in Kasan in einem Museum ein Plakat, das uns Touristen die Sicht der Männerwelt auf das Thema erklärt und das ich Euch nicht vorenthalten möchte. Aber wie immer – nicht mal ein Schwarz-Weiß-Bild besteht NUR aus Schwarz und Weiß. So auch hier. Ich sehe hier auch in der Öffentlichkeit die Paare lieb im Umgang miteinander. Oder war es in der Vergangenheit doch alles viel schöner (für uns Männer) wie die 600 Jahre alten Gemälde, die ich gerade eben hier in Isfahan in einem Palast fotografiert habe?

 

 

Übersetzung:"In Wirklichkeit ist der der islamische Schleier für Frauen gleichzusetzen mit der Muschelschale für die Perle. Die Schale bewahrt die Perle sicher vor der Gefahr. Deshalb muss der islamische Schleier als ein Schutz gesehen werden und nicht als ein Einsperren".    Nun wisst Ihr´s.

 

 

Nach Kaschan war´s nicht weit, 150km. Ein freundlicher Taxifahrer leitete mich zu einem billigen Quartier und anschließend fuhr er mich

zum FIN GARDEN, einem Palast mit vielen offenen Wasserläufen für die Seele und zum Kühlen und einem schönen Park 

zum ABASIAN HISTORICAL HOUSE, einem schönen Palast

 Und zum HAMMAM SULTAN AMIR AHMAD; einem traditionellen Bad dieser Zeit

 

 

 

Das Dorf Abyaneh

besuchte ich am nächsten Tag über einen sehr schönen Umweg auf der Tour nach Isfahan

Endlich wieder mal ein Stückchen Motorradfahren in abwechslungsreicher Natur.

und eine lange Wanderung hoch zur Festung gegenüber des Dorfes und durch die engen Gassen der mit rotem Lehm geputzten Häuser.

 

 

 

 

Aus dem Dorf heraus zeigte Google Maps mit seinem dünnsten Strich einen Weg Richtung Westen, übe den ich weg gekommen wäre vom direkten Weg (30 km durch unbewohntes bergiges Gebiet) nach Isfahan in eine Gegend, die sehr schön grün sein muss. Jedenfalls nach den Bildern, die mir die Pilger in Ghom von Ihrem zu Hause gezeigt hatten. Da hob aber der Befragte beide Arme wie „Oh Gott“. Da ließ ich es sein. Also fuhr ich die einzige und schöne Straße wieder raus aus den Bergen und erreichte Isfahan über Landstraßen und Autobahn am Abend.

 

 

 

 

 

Erst fragte ich in einem Hostel – aber 4 Betten im Raum, kein Stuhl, Klo und Dusche auf dem Flur für alle und fragte nebenan in einem kleinen Hotel an. Da bin ich jetzt und schreibe seit Stunden in unbequemer Haltung, PC auf einem schmalen Wandboard und dem schlimmsten Internet, was ich auf der Tour hatte.

 

Ich ging – weil ich einfach (noch) nicht kaputt zu kriegen bin, nochmal ein bisschen raus, und geriet in eine Sporthalle, in der fleißig ein Wettkampfturnier geboxt wurde. Da gelang mir dieser Schnappschuss. Nach dem Foto fiel der Junge um und war K.O.

 

 

Mein Motorrad hat auch sowas, wie ein K.O. Es startet manchmal nicht, kein Mucks wenn der Motor heiß ist anscheinend. Das erste Mal passierte das auf dem Weg nach Teheran und nun schweigt der Anlasser beim Druck auf den Starterknopf es immer öfter. Es gibt verschiedene Fehlermöglichkeiten. Muss ich ran und wieder hinkriegen. So ist schlechtes Weiterfahren. Ich hätte einen Kickstartet nachrüsten können zu Hause aber 350 € waren mir zu teuer und ich baute mir ein Starthilfekabel. Nur in diesem Falle nützt es mir nichts. Der letzte Tankwart vor Isfahan schob mich an. Es ging, weil es dort abschüssig war. Ansonsten ist es schwer 350 ccm in einem Zylinder anzuschieben. Die Problemchen reißen einfach nicht ab und halten mich in Gang. Ich kann nicht mehr …

 

 

 Isfahan am 22.06.2017 

Isfahan ist nicht gerade eine Kleinstadt, denn sie hat 1,8 Millionen Einwohner, liegt auf einer Höhe von 1500 in einer fruchtbaren Flussebene. Die Stadt bestand schon 1000 v.Chr. und hat eine wechselvolle Geschichte.

Mir unbekannte Völker, die Mongolen, die Türken, die Araber – alle haben hier im Iran und haben ihre Spuren hinterlassen. Die Prachtbauten, die wir Touristen heute bestaunen können, stammen aus der Blütezeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Isfahan macht einen freundlichen Eindruck allein schon durch die einheitliche heller-Lem-Farbe der Häuser (wie Teheran auch) und hier, wo ich mich bewege ist sie auch noch sehr schön grün. Es gibt sehr schöne Parks und viele schattenspendende Bäume in den Straßen, Springbrunnen und grüne Bepflanzungen. Der Straßenverkehr ist entspannter hier, als in Teheran. 

 

Vorgestern spazierte ich durch meinen Stadtteil und zum Meydan-e Imam (Imam-Platz). Ich besichtigte drei der mit dem großen Platz verbundenen Gebäude, die mit ihrer kühnen Architektur und der Fliesen- oder Malereiausstattung wunderschön sind. 

 Das sind die Imam-Moschee,

  die Lotfulla-Moschee,

 und das Herrscherhaus Scheikh al-Islam

 

Hinter den Arkaden, mit denen der Platz umbaut ist, verläuft ein mit schönen Ziegelmustern ausgemauerter Gewölbegang, in dem vor allem kunsthandwerkliche Dinge angeboten und Kupferwaren von alten Männern getrieben werden. Er ist allerdings sehr touristisch dort.

 

 

 

Hier an dem Platz hat auch der „Große Basar“ seinen Anfang, durch den ich in großem Bogen zu meinem Hotel zurückkam und mich ans Schreiben machte. Unterbrochen wurde ich durch einen Besuch. Morteza hatte mir bei meiner Abreise aus Teheran von Freunden auf meiner Reiseroute die Telefonnummern gegeben. Vormittags hatte ich Hamid angerufen, der mich dann besuchte mit seiner Frau und seinem 4 Monate alten Sohn, um uns für den nächsten Tag früh zu verabreden. 

Gestern dann kam er mit seinem Auto aber wir durchkreuzten die Stadt dann aber auf meinem Beta auf der Suche nach einer geeigneten Motorradwerkstatt. Es hatte sich zu vieles angesammelt, was mich langsam unruhig machte. Durch Fragen und mehrmaliges Weiterschicken landeten wir dann genau in der richtigen. Zum Glück hatte ich Hamid, der meine Sorgen übersetzte und wir ließen die Maschine dort, nachdem ich mit Hamids Übersetzung meine Probleme mühselig erläutern konnte.

 

Ich wollte Euch doch auch mal eine Bäckerei zeigen, aus der heraus gleich verkauft wird.
Ich wollte Euch doch auch mal eine Bäckerei zeigen, aus der heraus gleich verkauft wird.

Danach besuchten wir den Ali Qapu Palast und streiften durch die Handwerkergassen des Großen Basars, die ich vorher nicht entdeckt hatte und fuhren wir dann zu ihm nach Hause, wo seine Frau mit einem wahnsinnigen Dinner auf uns wartete. Sie hatte vor allem Köstlichkeiten aus Fleisch, Geflügel, Reis, Gemüse und Obst zubereitet, die typisch für Isfahan sind. Das war wirklich ein außergewöhnlicher Schmaus mit so vielen verschiedenen Gerichten. Ich war vorher schon hundemüde, was ich, ebenso wie Mittagsschlaf von mir eigentlich nicht kenne. Ich bekam ein Laken auf dem Teppich im Wohnzimmer ausgebreitet und ein Kopfkissen und war sofort weg. Nach zwei Stunden wurde ich durch Stimmen geweckt. Zwei Freunde von Hamid waren gekommen. Es gab Tee, Früchte und Pudding, bevor wir zum Fluss aufbrachen zu einer alten Brücke (am Abend zuvor war ich an einer anderen) und einem langen Spaziergang durch einen schattigen Park am Fluss, der in der meisten Zeit des Jahres eigentlich keiner ist. Das Wasser wird irgendwo oberhalb der Stadt angestaut und das in Bewässerungssysteme der Landwirtschaft geleitet. Nur zweimal im Jahr wird das Wasser durch die Stadt geleitet und verdunstet dann weiter im Landesinneren in einem riesigen Salzsee. 

Hamid ist Schweißingenieur, arbeitet 600 km weiter im Süden in einem Projekt einer Ölraffinerie und ist z.Z. auf Heimaturlaub. Seine Freunde sind kurz vor dem Masterabschluss als Maschinenbau- und Bauingenieure und wollen danach gerne auswandern, weil hier die Aussicht auf einen Job gering ist.

Heute Vormittag konnte ich das Motorrad abholen. Die beiden wichtigsten Fehler, die sie gefunden haben, habe ich selber produziert bei meinen Vorbereitungen zu Hause. Beim Einbau des hinteren zentralen Federbeins habe ich das Steuerkabel für den Anlasser unter einem Schraubenkopf eingeklemmt und es wurde wohl gelegentlich unterbrochen.

Für die Spannungsversorgung von der Batterie zu meiner Verteilung am Lenker für Navi, 12V-Steckdose und Zusatzscheinwerfer hatte ich das Kabel nicht gut weggebunden. So wurde es durch den linken Lenkeranschlag eingeklemmt und dadurch ab und zu ein Kurzschluss produziert. Sowas dürfte ich eigentlich gar nicht erzählen. Beim Ölwechsel war ich dann dabei, weil die Beta da speziell ist. Sie hat das den Öl-Vorrat für die Umlaufschmierung im Zentralrohrrahmen (ich denke zur besseren Kühlung) und nicht im Motor selbst und es gibt 3 Ablass-Schrauben, Der Ölfilter wurde ausgewaschen, weil ich meine beiden Reservefilter noch schonen will. Der zu schwache Seitenständer wurde gerichtet, wobei der ganz spezielle Bolzen abgebrochen wurde und musste neu gedreht werden. Jetzt steht die Beta unten -technisch in Ordnung, frisch geduscht geschmierter Kette und wartet auf das Beladen. Ich habe die Koffer mal abgebaut und mit aufs Zimmer genommen um alle Sachen neu einzuordnen. Warme Sachen brauche ich vorläufig nicht mehr. 

Übrigens Wolfgang: das gute Öl, das Du mir gegeben hast und das ich so weit mit mir bis zum ersten Ölwechsel mit mir rumgeschleppt habe, haben sie abgelehnt einzufüllen, nachdem der Meister einen Finger reingesteckt und es abtropfen lassen hat, vielleicht weil es in meinem speckigen Kanister war. Da konnte ich reden, wie ich wollte. Jetzt habe ich TOTAL 20W50 drin. Dein gutes Öl landet jetzt bestenfalls in einem Motorroller, denke ich. Ich hätte mich durchgesetzt, wenn ich nicht voll von den Fähigkeiten des tollen Burschen überzeugt wäre. Später führte er mir vor, was ich noch alles so machen kann mit meiner kleinen Maschine (siehe Foto). Es war eine tolle Truppe dort in der Werkstatt und es gab viel Spaß, Tee und einen Freundschaftspreis.

 

Das ist zum Glück (noch) nicht mein Motor in der Schüssel
Das ist zum Glück (noch) nicht mein Motor in der Schüssel

Der tolle Schrauber, der diese 1000er BMW hat, zeigte mal, was ich mit meiner Beta noch so alles machen könnte

und so sieht es aus, wenn ich mal aufräume in meinen Sachen und neu packe. Die warmen Sachen ganz nach unten und einiges habe ich entsorgt.

Isfahan, der 23. Juni 2017

 

Gestern Abend gab´s wieder eine Überraschung. Nein diesmal keine gute. Glücklich, eine gut funktionierende Maschine zu haben, mit der ich morgen weiterreisen könnte, machte ich eine abendliche Stadtrundfahrt. Was wie Wespenstiche auf die nackten Füße (in Latschen) piekte waren kochende Ölspritzer und weißer Qualm stieg zu mir auf nach dem Anhalten. Erst nahm ich an, das wären Altölreste vom Ablassen, von dem ein bisschen auf den Zylinder getropft war. Denkste. Über den gesamten vorderen Motor einschließlich den glühenden Auspuffkrümmer lief munter frisches Öl. Ich rettete mich die gut zwei Kilometer zurück zum Hotel mit Qualm und abspritzendem heißen Öl. Ich weiß nicht, ob mir die 3 Liter Wasser, die ich im rechten Kanister habe, gereicht hätten die brennende Maschine und die Öl-getränkten Hosenbeine zu löschen. Dusel im Pech.

 

Ich wollte Hamid anrufen, der der meinen Freund aus der Werkstatt bitten sollte, zum Hotel zu kommen. Ich wusste, dass sie abends immer lange arbeiten. Da war mein Telefon leer, ein Obsthändler half mit seinem aus. Ich machte mich gleich an die Arbeit. Verkleidung und Tank ab und fand einen Ölschlauch, der von oben in den Zylinderkopf mündete und der war unter der Schelle aufgerissen und schnirpse das Öl auf den heißen Motor. Da kam auch schon der Meister. Irgendwie muss er sich mit Hamid abgestimmt haben, denn der brachte dann aus der Werkstatt einen kräftigeren Schlauch und ordentliche Schellen mit und wir bauten alles wieder zusammen. Ich nutzte die Gelegenheit ihm beizubiegen, dass die Maschine nach dem Not-Stopp sich wieder nicht starten ließ. Heute ist Freitag, er nicht in der Stadt, so fahre ich morgen hin. Nebenbei meine gute Hose, mit der ich immer fahre und auch zivil ein ganz gutes Bild abgebe und der Vorplatz vor dem Hotel sind versaut.

 

Ein Waschversuch heute für beides funktionierte nicht. Vielleicht finde ich mithilfe des Hotelpersonals eine Chemische Reinigung, der Fehler wird gefunden und ich kann endlich weiterreisen. Es ist mir langsam peinlich, dass ich kaum noch vorankomme.

 

 

Als wir wieder alles zusammengebaut hatten, schlug Hamid vor, dass wir noch in die Stadt könnten, seine Frau mit Baby säßen um die Ecke im Auto. Oh Gott! Da ich außer Hotel-Frühstück (1 hart gekochtes altes Ei, Gurke, Tomate, Käsecreme und Fladenbrot) den ganzen Tag nichts gegessen hatte, verputzten wir gegen 23:00 Uhr eine Pizza und tranken in einer schönen Teestube ein hier berühmtes Getränk mit Basilikum-Samen, das sehr gut schmeckt und die Schlappheit in der Hitze vertreiben soll. Nach der Verabschiedung gab´s vor Mitternacht nebenan noch einen gepressten Orangensaft und ein nettes Gespräch. Die beiden heiraten in acht Wochen. Vorher gibt´s nix …

 

 

Der heutige Freitag hat mich wieder in etwas bessere Stimmung gebracht. Die Straßen waren leer, eine gute Gelegenheit ein bisschen rum zu tuckern und fuhr zur christlichen Kathedrale. Sie hat mit unseren Kirchen nichts gemein. Irgendwann in der Geschichte hat ein Herrscher 30.000 Armenier „importiert“, um seine Macht gegen Widersacher zu festigen und die brachten ihren (katholischen) Glauben mit. Sie besteht aus zwei Glockentürmen, einer Kirche mit zwei runden Gewölben, die von unten bis oben farbenfroh voll ausgemalt ist, und Nebengebäuden (Museum). Alles mit einer hohen Mauer umgeben.

 

Zurück gekehrt in mein klimatisiertes Hotelzimmer arbeitete ich endlich mal meine säumigen Email-Schulden ab und schaffte Ordnung auf meinem Rechner. Wenn ich mit meinem Reisetagebuch auf Stand bin und keine Briefschulden mehr habe, werde ich entspannt. Inzwischen ist meine Korrespondenz mit Iranern, die alle mit mir in Kontakt bleiben wollen, größer als der meiner Symphatisanten zu Hause.

 

zuerst gab´s ein Foto für mich, der in der Ecke auf dem Boden saß      und dann das berühmte Selfi, das beweist, dass man auch SELBER da war   

 

Am späten Nachmittag fuhr ich wieder los, durch enge Gassen zur Freitags-Moschee. Sicherlich nicht so, wie sie jetzt dasteht, aber der Bau soll schon bestanden haben, bevor es den Islam gab, erzähle mir ein freundlicher Mann, mit dem ich mir übrigens einig war, dass es egal ist, wer welcher Religion folgt. Gestaunt hat er aber doch, als er hörte, dass „unser“ Heiliges Buch schon 2000 Jahre alt ist. Das Alter der Moschee und der Umstand, dass sie nicht frisch renoviert ist, macht sie so beeindruckend. In der warmen Luft und dem weichen Abendlicht kam große Ehrfurcht auf und Ruhe, als ich mich lange auf dem Teppich niederließ und entspannte. Ich kann es nicht lassen, Euch mit so vielen Bildern zu überschütten. Auch wenn meine Bilder „ganz ordentlich“ sind, wie ich gelegentlich zu hören bekomme – die Stimmung, in die ich versetzt war, bleibt bei mir. Schön war vor allem auch, dass ich der Einzige war, der eigentlich nicht an solchen Platz gehört.

 

 

Beim Umrunden der Außenmauern landete ich zufällig im Großen Basar und auf dem Imam-Ali-Platz, wo sich Familien und Grüppchen von jungen Leuten einfanden zum beliebten Picknick auf dem Rasen.

 

 

In einem kleinen Kellerlokal gleich neben dem Hotel gab´s Bisi als Nachtmahl, ein Eintopf aus Gemüse, Bohnen und in dem Fall mit Hühnerfleisch, der vom Gast mit einem Mörser zu Brei zerrieben und mit zerrupftem Fladenbrot vermischt wird. Danach wollte ich eine der alten Brücke noch einmal bei Nacht erleben. Seht selber…

 

 

Der schöne Tag und jetzt die Oldies von Bayern Radio aus meinem Handy haben mich heute locker und flüssig schreiben lassen. Das ist nicht immer so. Mal ist die Stimmung nicht besonders, langer Rückstand macht nervös und/oder das nervige Internet verdirbt die Freude am Schreiben und gestalten. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, mir das Internet auch für die Webseiten-Arbeit aus dem Handy zu holen – ist auch nicht sehr schnell aber kalkulierbar flüssig. Über Festnetz warte ich manchmal 30 sec. Um einen cm ruckelnd und hoch- und runterspringend zu scrollen.

 

 

 Izeh, am 25. Juni 2017   (km 5770) 

 

Ich sehe gerade, Ihr habt Sonntag heute. Den hatte ich vorgestern bereits.

Nun will ich mal den Bericht über meinen (zu) langen Aufenthalt in Isfahan (oder auch Esfahan) zu Ende bringen. Nicht, dass sechs Tage zu lange wären – es gibt so viel zu sehen und die Stadt ist sehr schön - aber ich habe ja noch allerhand vor und die blöden Visa haben die Eigenschaft zeitlich begrenzt zu. 

Hamid holte mich früh ab und wir fuhren wieder in die Werkstatt. Kurz und bündig: Der Fehler mit dem Nicht-Starten ist jetzt – glaube ich jedenfalls – gefunden und behoben: Das Starterrelais ist unmittelbar neben dem sehr heiß werdenden Laderegler unter der Verkleidung eingebaut. Jetzt ist er, soweit wie Platz war und die Kabel lang genug, weiter weg mit Strapsen festgemacht. Es funktioniert. Der Ölschlauch, der vor dem Hotel als Sofortlösung eingebaut worden war, wurde noch mal gegen einen dicken und ölresistenten getauscht und mein Motor, der immer noch Öltropfen – nun auf meine zweite Gute Hose getropft hat, und wechselte bei der Gelegenheit, wo der Tank runter war, noch Benzinschlauch und -Filter. Moto-Hossein wünschte mir eine gute Reise, ich solle das mal üben auf dem Hinterrad. Er wollte nichts für seine Mühe annehmen – ab und zu mal ein Foto auf sein Handy…

 

Abends dann bekam ich meine beiden guten Reise-Hosen aus der Chemischen Reinigung zu. Sie sind wie neu ohne jeden Makel. Eigentlich wollte ich früh schlafen gehen. Ging aber nicht. Der Gemüsehändler vor dem Hotel hatte gerade eine Schischa in Gang und der Obstsafthändler von nebenan holte selbst gebrannten Grappa aus seinem Laden zum Abschiednehmen. Im Hintergrund mein Hoteleingang, vor dem jetzt lauter Ölflecken in die porösen Steinplatten eingesickert sind und noch lange an meine Havarie erinnern werden.

In einem Zustand heute am Morgen loszufahren, im dem ALLES in Ordnung schien war ein schönes Gefühl.  Als Tourist hätte ich jetzt die schnellste Strecke (500km) nach Schiras nehmen müssen aber ich will jetzt mal endlich die Kette der berühmten Städte unterbrechen und bin statt nach Süden nach Westen gefahren, wo ich dann in einem großen Bogen mal auf den Persischen Golf von Land aus blicken möchte. Mit dem Schiff bin ich unzählige Male durch den Golf gefahren. Die Berge und eine „normale“ Straße hindurch reizten mich jedenfalls und ich wurde reich belohnt. Seht selber. Es war immer eine Überraschung, soviel Grün zu sehen in dieser trockenen und heißen Welt, besonders dass sogar Reis in so einem Umfeld angebaut wird.

 

 

Es waren viele schwer beladene LKW auf der Strecke, die sich mühselig die steilen Gefälle hoch und runter quälten. Als es dann runter in die Ebene ging, wurde es spürbar heißer. Hätte ich nicht so viele Plünnen an, wäre ich gerne in den Stausee gestiegen. Nach 18:00 war ich hier in dem kleinen Provinzstädtchen. Es war genug für heute.

 

 

Es waren viele schwer beladene LKW auf der Strecke, die sich mühselig die steilen Gefälle hoch und runter quälten. Als es dann runter in die Ebene ging, wurde es spürbar heißer. Hätte ich nicht so viele Plünnen an, wäre ich gerne in den Stausee gestiegen. Nach 18:00 war ich hier in dem kleinen Provinzstädtchen. Es war genug für heute. Man wollte mich nicht aufnehmen hier im Hotel, weil ich keinen Pass vorzeigen kann. Morgen wird er abgeholt von der indischen Botschaft. Ein langer Bummel durch die belebten abendlichen Straßen, ein Kebab, natürlich vom Lamm, ein Pfund Kirschen und 1 Liter frischen Airan mit Kräutern, den ich mir hab abfüllen lassen, neben mir auf dem Tisch und ich bin immer noch ungeduscht. Ob sich die Kirschen mit dem Airan vertragen, muss sich rausstellen. Halb Zwölf. Das war´s.

 

Bandar Ganaveh, der 27.06.2017 

 

Ich wollte eigentlich aus Izeh früh los– 400 Kilometer mit vielen Bergen vor mir – aber daraus wurde wieder mal nichts. Auf der Suche nach etwas essbarem geriet ich an einen Lehrer, der mir erstmal verklickerte, dass ich nicht aus der Stadt ziehen könne, ohne wenigsten eines Ihrer geschichtlichen Zeugnisse gesehen zu haben. Ich wusste, dass es hier in Stein gemeißelte Geschichte gab, wusste aber nicht wie hinfinden. Schwupps saß er hinter mir, wobei es dann eng wurde wegen meiner Tasche hinter ihm und wir fuhren ein paar Kilometer aus der Stadt zu einer Höhle, in der König Khannis 700 Jahre v. Chr. in der elamischen Epoche hier eine Kultstätte hatte und der uns neben dem Höhleneingang vier Reliefs hinterlassen hat mit einer Schrifttafel, die keiner entziffern kann und Darstellungen von ihm und seiner Familie. Eine anschließende Einladung in sein Haus konnte ich nicht ausschlagen, ebenso wenig, wie die Leckereien zur Stärkung für meine Tour. Vorher an der Straße noch ein paar Züge aus der Schischa. Seine Frau schenkte mir Am Ende einen kleinen Gebetsteppich für meine Frau zuhause, Einen Rosenkranz und Zuckerzeug. Den Teppich könnte ich gut auf meinen Sattel gebrauchen, weiß aber nicht, ob ich, ob ich damit religiöse Gefühle verletzten würde. Danach gab´s noch eine Besichtigung von ein paar Straßen. In 20 Geschäften wurde ich seinen Freunden vorgestellt (vorgeführt) als Deutscher, der mit dem Motorrad ihr Land bereist. Es wurde Mittag, als ich loskam.

 

Was mich dann für eine Welt erwartete, werde ich wohl nicht so schnell wieder vergessen. Wäre da nicht das Asphaltband auf dem ich mit wenigen Autos unterwegs waren, hinter den Hügeln ab und zu eine brennende und qualmende Gasfackel eines Öl-Borloches und später die mit der Straße verlaufenden Pipelines - ich hätte gedacht, ich wäre auf dem Mond unterwegs. Es ist einfach faszinierend, was für Landschaften es gibt auf dieser Erde. Ich kam mit Herzklopfen aus dem Saunen nicht mehr raus. Ich glaube die Mondladung Armstrongs haben sie hier aufgezeichnet. Die Temperatur muss auf der Sonnenseite des Mondes wohl ähnlich sein. Es gab immer wieder mal flache und teilweise fruchtbare ebene Täler mit schnurgeraden Straßen aber die Hälfte der 400 km ging durch Landschaften, wie die, dich Euch mit den Fotos zeigen möchte. Noch weiter zusammenlöschen kann ich die Fotos nicht mehr. Mit den vielen Stopps zum Staunen, fürs trinken meiner eigenen großen Vorräte oder in einem gekühlten kleinen Lebensmittelladen war ich acht Stunden im Sattel. Die 5 Liter, die ich getrunken habe, muss ich über die Haut „ausgepinkelt“ haben.

 

 

 

Ein bisschen geschafft, hörte ich in BANDAR DEYLAM: „Hotel?“ gibt´s hier keines aber ein rest house mir auch egal. Ein Stall mit 3 Betten, Hock-Klo und Dusche über den Hof aber mit Klimaanlage. Auch hier wiegten sie Kopf, weil ich keinen Pass hatte. Als ich geduscht war und mich gerade auf Futtersuche begeben wollte, klopfte die information-police an meine Tür. Diskussionen, Telefonate, jedenfalls sollte ich im Hotel bleiben, der freundlich Wirt brachte mir Rühreier und gegen Mitternacht kam die Nachricht, dass sie herausgefunden hätten, dass ich doch ein Visum hätte, das aber nur noch sechs Tage gültig sei. Ok, meine Verlängerung um 14 Tage haben sie wohl nicht recherchiert. Hoffentlich habe ich die auch in Wirklichkeit. Morteza holt ihn morgen ab und schickt ihn mit dem Fernbus an einen Freund in Shiraz. So haben wir uns eben verständigt.

 

Heute Morgen wieder die gleiche. Nachdem ich den Fischereihafen inspiziert habe, gab es wieder sehr lieb gemeinte Hilfe, ein Frühstück zu finden und mich mit Freunden bekannt und Fotos von der Begegnung zu machen. Ich hatte es ja nicht weit heute. 60 Kilometer durch flaches trockenes Land, parallel zur Küste des Persischen Golfes, von dem ich ab und zu einen Zipfel zu sehen bekam. Mehrere Versuche, unterwegs mal ans Wasser zu gelangen, scheiterten im Sand oder im Nirgendwo. Hier in Bandar Ganaveh kam ich an den Strand und stürzte mich in den Persischen Golf, der im Badebereich fast Badewannentemperatur hat. Die fünf Kilometer Strand mit 100 m Breite teilte ich mir noch mit drei anderen Badenden. Hier geht am Tage niemand vor die Haustür, der nicht unbedingt muss schon gar nicht an den Strand. Vom Strandrestaurant, vor dem ich geparkt hatte, holte man meine Sachen rein und brachte mir Shampoo raus geleitete mich zu diesem schönen Hotel an der Strandpromenade. In der ersten Reihe habe ich noch nicht mal in Thailand gewohnt. Eben habe ich mich entschieden, morgen noch zu bleiben und einen Tag „Urlaub“ zu machen.

 

Bandar Ganaveh am nächsten Tag 

 

Gestern Abend kam ich erst beim Dunkelwerden an den Strand, weil es im Büro der Chefin mit den Mädels des Hotels so viel zu schnattern und zu Kichern gab, dass ich die Zeit darüber vergaß. Immer wieder werde ich darauf hingewiesen, mein Motorrad und beim Baden gehen meine Sachen nicht aus den Augen zu lassen. Nicht einfach, wenn man hundert Meter durch die fast heiße Salzbrühe waten muss, bis man auf etwas kühleres Wasser trifft. Ins Hotel zurück gekehrt fand ich einen großen Saal, der dem Hotel angeschlossen ist, voller Familien beim Großen Fastenbrechen. Von den zwei Feiertagen zu diesem Anlass habe ich sonst nichts mitbekommen. Jedenfalls ist der Ramasan nun endlich vorbei! 

Ich entschied mich dann, noch einen Tag hier am Meer zu bleiben und „Urlaub“ zu machen. Mit einem langen Skype-Gespräch mit Marianne wurde ich wieder über die Ereignisse auf Hiddensee auf den neuesten Stand gebracht. Es ist wirklich toll, dass ich mit Skype & Co. Fast umsonst um die halbe Welt telefonieren kann.

 

Morteza rief vormittags an, dass mein Pass noch nicht fertig ist. Wenn ich von hier aus an den freundlichen indischen Konsul rankäme, hätte ich ihn sicherlich schon. 

Wenn es einen Hafen gibt und ich irgendwie reinkommen kann, dann ist es immer ein schönes Erlebnis. Jede Region in der Welt hat seine eigenen meist sehr schönen Formen von Booten und Schiffen hervorgebracht. So auch hier. Als ich damals zur See fuhr, sah ich in Indien noch die letzten großen Frachtsegler, die mit den Passatwinden die indische Küste hoch und runter segelten. Heute haben die schönen großen Holzschiffe hier YANMAR- oder MITZUBISHI-Motoren eingebaut mit 300-400 PS und transportieren Waren kreuz und quer durch den Persischen Golf. Nur Saudi-Arabien, mit dem es ja z.Z. Stress gibt, von dem man nicht weiß, wo der noch hinführen wird, sind sie Handelswegen in alle Golfstaaten unterwegs. Auf der Brücke gibt´s ein Ruder, einen Maschinentelegrafen und eine Schalttafel. Dahinter ist der halboffene  Schlaf-, Aufenthalts- und Schlafplatz der 6 Besatzungsmitglieder.

 

  

Anschließend auf dem Markt hatte ich den ersten „Umfaller“ der Reise. Beim Aufsteigen klappte der Seitenständer unerwartet ein und ich lag mit der Beta vor den Obstständen. Sofort waren Helfer da, die sie wieder hinstellten und besorgt um mich waren. Das Blöde ist nur, dass dabei mein Kupplungshebel abgebrochen ist an der Sollbruchstelle. Einen abgebrochenen habe ich schon bei meinen Ersatzteilen. Nach dem Abbrechen kann ich ihn nur mit drei Fingern greifen. Mein ebenfalls weißhaariger Freund, vor dessen Markstand ich geparkt hatte, meinte: Kein Problem, wir besorgen heute Abend einen neuen. Na, da bin ich ja gespannt.

 

 

Wie geht es eigentlich weiter…?  … fragt sich vielleicht so manch Einer. 

 

Bis in den Iran hinein, war für mich alles klar: Türkei – Iran – Pakistan - Nord-Indien - Nepal vielleicht - Myanmar im November/Dezember - Thailand und dann mal sehen… Mit den nächsten Visa ist alles abgesichert, zumal jetzt mit der Verlängerung für Indien, dass ich spätestens Mitte Dezember nach Südostasien über Myanmar eintauchen könnte. 

Nun liegen mir aber zwei große Steine im Weg:

Dass es in Pakistan nicht besonders sicher ist, wusste ich vorher. Ich hätte aber auf mein gewohntes Glück, dass ich bisher in meinem Leben hatte, vertraut. Ich wusste auch, dass ich weite Strecken hätte unter bewaffneter Begleitung fahren müssen, die wie ich aber nun weiß, keiner zentralen staatlichen Macht unterstehen, sondern von Clans oder anderen lokalen Paschas unterhalten werden. Bisher habe ich allerdings hier buchstäblich niemanden getroffen, der von meinem Vorhaben erfuhr, der nicht sofort den Kopf schüttelte über mein (törichtes) Vorhaben. Das habe ich jetzt kapiert und lasse die Finger davon, zumal ich dafür aus der Heimat viel Zustimmung erhalten habe.

 

Die zweite Sache sind die Wetterbedingungen in Indien in der Monsun-Zeit. Bis Mitte/Ende September soll es zusammen mit dem sintflutartigen Regen so heiß sein, dass meine Art zu reisen, unmöglich wäre. Stefan (Kreibohm) wird es mir vielleicht später bestätigen. Damit fällt die Variante aus, mit einer Fähre von Iran nach Dubai oder Kuweit überzusetzen und dort auf einen Schiffstransport des Motorrades z.B. nach Bombay zu organisieren und hinterher zu fliegen. Von hier aus gibt es keine solche Möglichkeit, wie Freunde ermittelt haben. 

 

Auf die folgende und wahrscheinlich einzige vernünftige Möglichkeit kam ich natürlich nicht selber, sondern meine Freunde um Hossein in Teheran. „Überbrücke die indische Regenzeit in Armenien und Georgien – dort ist es jetzt in dieser Jahreszeit besonders schön - und versuche von dort aus, wenn Du unbedingt nach Indien und noch weiterwillst, mit Deiner Maschine nach Indien zu fliegen“. Und so ist nun der Plan. Noch bin ich ja auf meiner alten Route, auf der ich von hier aus über Shiraz-Kerman-Zahedan durch die heißeste Region Irans zur pakistanischen Grenze gelangt wäre. Nun will ich sehen, dass ich eine interessante Runde zurück zum Norden Irans und nach Armenien finde. Glücklicherweise benötige ich für keines der Armenien und Georgien kein Visum vorher. Ich habe noch gut 14 Tage für den Iran.

 

 

 

 Shiraz, am 30. Juni 2017 (2,5 Mio Einwohner)

 

Am letzten Abend in Bandar Ganaveh suchte ich eine Mopedwerkstatt wegen des Kupplungshebels, Der „Meister“ hatte keinen passenden und brachte ihn zum Schweißen. In der Zwischenzeit Schrauben sortieren und es gab einen Selbstgebrannten. Ich war mir beim Riechen schon nicht sicher, ob es Benzin oder Grappa war. Nachdem ich ihn runter hatte, meldete mir mein Magen: Benzin. Der Bursche gönnte sich noch drei weitere, was mich beruhigte, ich lehnte mit Lob auf den guten Trunk aber dankend ab. Jedenfalls konnte ich am Ende wieder komfortabel kuppeln (jedenfalls bis heute Vormittag).  Danach gab´s noch einen schönen Sonnenuntergang und auf dem Markt eine Kleinigkeit für den knurrenden Magen. Essen zu beschaffen, ist hier nicht einfach. Wenn ich überhaupt etwas finde, dann Fastfood-artig.

                                                                   Der Meister beim Aufräumen

 

 

Nach der herzlichen Verabschiedung von meinen Hoteldamen (ich weiß auch nicht, warum ich so einen Schlag bei den Frauen habe), wobei aber nicht einmal ein Händedruck erlaubt ist – ab in den Sattel, auf dem inzwischen Mariannes Gebetsteppich liegt. Ob das gut war, weiß ich nicht, denn es wurde „warm“. 

Wie warm? Könnt Ihr gleich nachlesen, denn Stefan Kreibohm schickte mir gerade eben einen Artikel, den will ich Euch nicht vorenthalten, denn ich hätte, um nicht „aufzuschneiden“ 5 Grad darunter geschätzt. Danke Stefan, Deine Email kam gerade jetzt während ich schreibe. Also erstmal will ich kurz noch meine gestrige Tour beschreiben.

 

Der Küstenbereich am Golf ist flach, steinig und steppenartig, mit trockenem Bewuchs. Dass Ihr mal seht, dass es bei mir nicht immer spektakulär zugeht, mal diese Bilder, manchmal geht´s auch geradeaus bis zum Horizont. Diese Abschnitte sind immer gut, mich mit mir selber zu unterhalten oder ein Problemchen hin- und her zu wenden. Ich staune immer, wenn in solcher lebensfeindlichen Gegend, plötzlich etwas Grünes auftaucht, wie z.B. vor dem Aufstieg in die Berge riesige Plantagen mit Dattelpalmen. Hatte ich eigentlich schon gesagt, dass es warm wurde? …

 

 

Auf den Serpentinen bergauf war ziemlich viel Verkehr. LKW quälten sich qualmend im ersten Gang bergan und zogen manchmal Schlangen von PKW hinter sich her. Mit meiner munteren BETA bin ich da gut dran und bin fix vorne. Solche Anstiege wurden dann immer mit grandiosen Ausblicken belohnt. Dazwischen gab es ein paar fruchtbare, völlig ebene Hochtäler, so auf 1200-1500 Meter. Seht selber.

 

 

 In Stefans Email stand unter Betreff: Du wolltest ja da hin... ;) 

Ahvaz liegt etwas westlich von meiner gestrigen Tour.    Anklicken oder lesen: 

http://www.spektrum.de/news/iran-stoehnt-unter-rekordhitze/1478859 

 

Iran stöhnt unter Rekordhitze
Die Thermometer in der iranischen Stadt Ahvaz kletterten auf die höchste bislang gemessene Temperatur in Asien. Zusammen mit der Luftfeuchte waren die Bedingungen unerträglich.
 

Ahvaz, eine Stadt im Südwesten des Iran, brach am Donnerstag (29.6.) offensichtlich den Rekord für die höchste jemals mit einem Thermometer im Juni gemessene Temperatur Asiens. Mit 53,7 Grad Celsius landet die Metropole zudem auch weltweit ganz vorne, wobei der erste Platz immer noch vom Death Valley belegt wird: Am 10. Juli 1913 wurden dort in Furnace Creek offiziell bestätigte, aber weiterhin stark umstrittene 56,7 Grad Celsius aufgezeichnet. Im Gegensatz zum menschenleeren Tal des Todes leben in Ahzav jedoch mehr als eine Million Menschen, deren Wärmebelastung noch durch die hohe Luftfeuchtigkeit emporgetrieben wurde. Luftmassen vom Persischen Golf sorgten dafür, dass auch die Luftfeuchtigkeit auf 70 Prozent stieg – ein hoher Wert für diese Wüstenregion. Die gefühlte Temperatur lag daher bei über 60 Grad Celsius. Und bereits am Vortag hatte das Thermometer 52,9 Grad Celsius im Schatten angezeigt.

 

Wenn es in der Hölle auch so heiß ist, dann will ich da nicht hin, aber hierher schon. Man (Ich) muss auch mal diese Erfahrung machen. 40 Grad mit 100% Luftfeuchte hatte ich mal über mehrere Wochen in der Werft in Saigon - bei kaputter Klimaanlage und 47 trockene Grade mal für ein paar Tage in Basrah (Irak). Das ist nun eine neue Erfahrung, über 50 Grad - mit Fahrtwind. Ja, die Luft war so heiß, dass sie durch die Hosen biss. Meine Motorradjacke, die ich mir für diese Tour zugelegt habe besteht vor allem aus abriebfester Gaze, durch die der Wind pfeift. Gestern war es aber grenzwertig mit der Luftigkeit, Halstuch um und das Visier zu. Ich durch meinen Windschild kann ich immer schön mit offenem fahren. Seit ich aber hier im Süden bin, geht das nicht mehr, weil die Augen sich bemerkbar machen, erhöhter Augendruck (?). Jedenfalls habe ich mir in meiner Zagreb-Zeit beim Motorradfahren in Albanien unter Hitze und Stress den Herpes auf dem linken Auge geholt, dass ich links nur noch 10% sehe. Aber hier habe ich ja keinen Stress… und frieren, wie Ihr zu Hause muss ich auch nicht. Gestern kam eine Unwetterwarnung für Hiddensee aufs Handy. 

Ich staune vor allem über diesen luftgekühlten Zuzuki-Motor, der in der Hitze so zuverlässig seine Arbeit macht. Ich muss beim Fahren die Füße weit außen auf die Fußrasten setzen, weil der Motor zu glühen scheint. Gestresst wird er aber noch mehr im Stopp-und-Go-Verkehr in der Stadt, wo er die Hitze noch schlechter loswird. Alle Achtung! 

Nur das Handy hat schlapp gemacht in der Hosentasche, ohne dass es irgendeine anstrengende Arbeit verrichten musste. Als ich telefonieren wollte, kam die Meldung: ich schalte mich ab wegen Überhitzung das Telefonieren klappe auch bis in den späten Abend hinein nicht mehr. Vielleicht half der Schock im Tiefkühlschrank dann. 

Das brachte jedenfalls Stress, da ein Freund von Morteza hier in Shiraz diese Unterkunft für mich klargemacht hatte und ich sie finden musste. Ich bleibe drei Nächte und dann geht´s dann weiter durch den trockenen zentralen Iran. 

 

Heute Vormittag, als ich los in die Stadt wollte, hatte ich einen kleinen blöden Unfall.  Ich fuhr aus meiner Gasse auf die kleine Straße hier im Wohngebiet, sah ein herankommendes Taxi nicht, das hinter einem parkenden Laster hervorkam, Sein hinterer Kotflügel nahm mein Vorderrad mit und ich lag auf dem nagelneuen Asphalt, der gerade gewalzt wird. Schäden: Kofferhalterung verbogen und neue Schrammen am Koffer, Teer an Hemd und Hose (mit Benzin und Fit wieder einigermaßen rausbekommen) Knie und Ellenbogen aufgeschürft … und Kupplungshebel wieder abgebrochen.

Heute am Freitag war die Stadt schön leer, es waren weder Menschen noch Autos auf den Straßen und so knatterte ich zu einigen „Muss-man-gesehen-haben“. 

Zum Koran-Tor und zum Hafiz-Mausoleum, dem berühmten, vom Volk verehrten  iranischen Dichter (gestorben 1389)

 

 

 zur Festung Karim Khan

 

 und zum Pars-Museum, auch vom Herrscher Karim Khan erbaut, ein achteckiger Bau, unscheinbar von außen aber innen wunderschön 

 

Shiraz, am zweiten Tag 

 

Lange bin ich rumgekurvt und habe nun einen neuen Kupplungshebel, der zwar nicht genau passt aber funktioniert. Er ist leichtgängig, zieht sich aber trotzdem schwer, ich weiß nicht, warum. Das geht auf die Finger im Stadtverkehr. Meine Kofferhalterung wurde mit einer Brechstange gerichtet. Nun sieht es von achtern wieder einigermaßen gut aus. Damit ist meine Maschine wieder TipTop und morgen kann´s weitergehen.

 

In der Nachmittagshitze war ich noch beim Shah Cheragh Heiligtum, in dem der „drittheiligste“ Schrein der Schiiten steht - ein riesen Gebäude voll mit Spiegelmosaiken ausgekleidet. Der Schrein, in dem der „König des Lichts“ liegt, darf nicht fotografiert werden. Ich saß mit den freiwilligen Aufsehern lange beim Tee. 

  

Zum Schluss noch der Bagh-e Naranjestan – der Orangen-Garten mit seinem schönen Palst … und das war´s.

 

 

Yazd, am 04. Juli 2017   (km 7.066) 

 

Ich komme gerade vom Vormittagsbummel durch die Gassen der Altstadt wieder und habe die Bilder vom Kupferbasar mitgebracht, die u.a. in den Werkstätten im Basar hergestellt werden. In den Städten hier in den Wüstengegenden stehen in den Straßen viele aktiv gekühlte Trinkbrunnen, wo man sich im Vorbeigehen fix mal erfrischen kann.

 

 

Doch zurück zum Anfang. Vorgestern bin ich früh los, weil ich ein strammes Programm hatte. Etwa 50 km entfernt von Shiraz und auf meinem Weg sind die Ruinen von Persopolis zu bestaunen. Persopolis, die „Stadt der Perser“ wurde um 500 v.Chr. von König Darius I errichtet, um den zeremoniellen Festlichkeiten des achämenidischen Weltreich, das von Ägypten bis zum heutigen Pakistan reichte, einen „angemessenen“ Rahmen zu geben. Zur Feier des Neujahrsfestes reisten die Abgesandten aller Völkerschaften mit Geschenken an, wie es in sehr schön erhaltenen vielen Reliefs festgehalten wurde. Unterhalb der Terrasse mit den Palastbauten lag die Stadt Parsa mit Palästen der Adligen und Häusern des Volkes. Davon ist aber nichts übrig. Zwei Stunden wanderte ich mit einem Belgier in der glühenden Hitze herum und zu einem Grabmal hinauf, das aus dem Felsen gehauen war. Der Bursche ist im Januar in Belgien aufgebrochen und will nach Indien im Himalaya rumfahren mit seinem Rad aus der Berliner FAHRRAD MANUFAKTUR. Er fliegt dann aber nach Indien von Dubai aus. Ihr seht also, es geht noch einen gewaltigen Zahn schärfer.

 

 

Auf den nächsten mehr als 400 Kilometern passierte ich nur Aberkooh, die einzige Ortschaft auf der Strecke, abgesehen von ein paar Siedlungen abseits der mehr als großzügig ausgebauten Straße, deren getrennte Fahrbahnen oft ganz eigene Wege gingen, gab´s nur steinige Wüste. Die Straßen im Iran für dies bisschen Verkehr, wie hier durch die kaum besiedelte Wüstenregion sind wirklich beeindruckend. Irgendwann stopfte ich mir die Ohren zu, dann surrte meine Beta ganz entspannt die lange Piste ab. Zum Einnicken in der Nachmittagshitze, wenn mein Gehirn nicht immerzu was zu tun hätte. Ob die Bilder die Atmosphäre so einer beeindruckenden Landschaft rüberbringen können, weiß ich nicht.

 

Der Tischlermeister bei der Arbeit
Der Tischlermeister bei der Arbeit

In Yazd (600.0000 Ew.) angekommen, beim üblichen Grübeln „wohin denn nun?“ hielt ein Auto neben mir und der junge Mann schickte mich zu seinem Hostel, acht km durch die Stadt. Dank meines nun treuen Navis fand ich es auch durch den dichten Abendverkehr. Kleines fensterloses Zimmer mit eigenem Bad und Sitz-Klo, sehr freundlicher Lobby zum Sitzen und Schreiben und super gelegen mitten im alten Stadtteil, den Basar gleich nebenan und einer Dachterrasse von der aus man über die Dächer und die Windtürme und Minarette schauen kann. Besser geht’s nicht. 

Über die heiße Nachmittagszeit hielt ich mich hier auf, hatte viel für meine Weiterreise zu recherchieren, Leute zu kontaktieren, die mir sehr behilflich sind, meine Weiterreise zu planen. Zum ersten Mal seit fast acht Wochen, ging meine gesamte Wäsche mal durch die Waschmaschine und das ALLERWICHTIGSTE: seit ein paar Stunden habe ich meinen Reisepass wieder! Ohne zu fahren, war wirklich ein Vabanquespiel. Ich habe noch ein Visum für Iran bis 16.07., ein Visum für Pakistan, gültig bis Ende Juli und eines für Indien bis Ende Dezember.

 

 

 

Nun bekam ich eben den Hinweis, dass der Inhalt einer Seite begrenzt ist und ich auf dieser Seite keine weiteren Elemente mehr abspeichern kann. Da habe ich schnell mal einen zweiten Teil aufgemacht. Das hätte ich schon längst mal tun sollen. Mein Sohn Krischi fragte vor ein paar Tagen schon mal an, ob ich den langen Iranbericht nicht irgendwie teilen können, weil es blöd ist, immer so lange scrollen zu müssen. Da hat er recht. Nun wurde ich (ein bisschen zu spät) dazu gezwungen.