Per Zufall kam ich gestern aus den Bergen herabkommend durch Pristina 

 

 

Ja, das war gestern ein langer Tag im Sattel nach der Ankunft in Bosnien-Herzegovina und es wurde kalt in der Höhe auf der Suche nach einem Nachtquartier. Die kleine Ortschaft sah lustig aus, aus der Perspektive. Das sind die typischen Häuser hier in der gesamten Region. Zweistöckig mit Dachausbau. Diesem Ort scheint es ganz gut zu gehen. Normalerweise ist die Hälfte aller Häuser unverputzt oder unvollendete Bauruinen. Die Jungen ziehen anscheinend weg und mitten im Bau fehlte dann die Lebensgrundlage, was vielleicht auf die vielen verlassenen Rohbauten zutrifft.

 

  Da oben, wo fast kein Mensch lebt und es so schön war, suchte ich nach einer Unterkunft. Ohne immer weiter zu müssen, bevor die Nacht hereinbricht, hätte ich diese schöne Stimmung noch mehr genießen können.       Ende gut – alles gut

 

 

Das war heute zum Anfang des Tages schon mal ein sehr schöner Versuch von den großen Straßen runterzukommen – auch wenn er wieder einmal SO endete.

 

 

So hätte ich mal weiterfahren sollen und nicht abbiegen  ...

 

 

Da ich nochmal an der Drina aufwärts entlang wollte, machte ich einen kräftigen Bogen nach Süden, der mir dann aber mächtig zu schaffen machte. Ich kam auf eine Schotterpiste, die nach 5-6 Kilometer auf eine Regionalstraße stoßen sollte. Diese „Regionalstraße“ bestand aber aus dem gleichen und schlimmeren Material und war nochmal 20 km lang – nur durch Wälder und Berge mit Spitzkehren. Junge habe ich geschwitzt, nicht hinzufliegen! Ein paar verlassene Häuser unterwegs und eine alte Frau, die Schafe auf einer Lichtung hütete und mich fragend ansah und was Unverständliches von sich gab.

 

 

Die Straße an der Drina entlang war sehr schön zu fahren. Leider aber gab es nur sehr selten einen kleinen Blick auf den Fluss, weil er entweder etwas weiter weg und tiefer von der Straße floss und immer Büsche und Bäume den Blick versperrten. Wenigstens fand ich mal auf einen richtigen Meister, der den Pfusch des letzten Frisörs endlich in Ordnung brachte. Ich dachte, ich könnte in Foca am Fluss Quartier machen aber das stellte sich gesichtsloses Nest heraus. Ich versuche gar nicht erst herauszufinden ob es Quartier gäbe, tankte und nahm mir die 80 Kilometer Richtung Norden nach Sarajevo vor die Reifen. 

 

 

Die Straße an der Drina entlang war sehr schön zu fahren. Leider aber gab es nur sehr selten einen kleinen Blick auf den Fluss, weil er entweder etwas weiter weg und tiefer von der Straße floss und immer Büsche und Bäume den Blick versperrten. Wenigstens fand ich mal auf einen richtigen Meister, der den Pfusch des letzten Frisörs endlich in Ordnung brachte. Ich dachte, ich könnte in Foca am Fluss Quartier machen aber das stellte sich gesichtsloses Nest heraus. Ich versuche gar nicht erst herauszufinden ob es Quartier gäbe, tankte und nahm mir die 80 Kilometer Richtung Norden nach Sarajevo vor die Reifen. 

 

 

Die Altstadt von Sarajevo, die ich 2005 noch als solche kennengelernt hatte, ist nun zur Neustadt geworden, wo die Touristen (auch sehr viele einheimische) jetzt die Altstadt bewundern.

 

 

 

Banya Luka, Sonntag, der 19. Juni 2022

 

 

Von Sarajevo 100 Kilometer auf der M4, einer selbst m Sonntag vielbefahrenen Fernstraße nur durch Ortschaften oder „Straßendörfer“. Ich war genervt. Unterwegs hatte ich mir Kirschen und ein Stück Melone gekauft und suchte, als wir an einem Fluss entlang fuhren ein Plätzchen für eine Kirschen-Pause am plätschernden Wasser. So eine stelle gabs nicht. Irgendwann konnte ich runter auf eine alternative, längere Route. Es fing gut an und dann nach über 30 Kilometer dann dieses Schild, als es aufwärts und in den Wald hineingehen sollte.

 

 

Die verplemperte Stunde hätte ich später, gut gebrauchen können, als ich dann später eine sehr schöne und kaum befahrene Nebenstraße, noch einmal hinein in die Berge, fand. So wurde der Tag doch noch ein schönes Erlebnis.

 

 

Die „Freiheit“ hat nämlich langsam ein Ende. Morgen Abend will ich in Zagreb, der Stadt, die fast fünf Jahre meine zweite Heimat war, ankommen. Das Bier, noch einmal unter einer ausladenden Platane,  war verdient und ein schöner Schlusspunkt unter den Tag.

 

Zagreb, der 22. Juni 2022

 

Auf der letzten Etappe, von Banja Luka nach Zagreb sollten die 220 Kilometer kein Problem sein. Wir waren nun nach 6 Wochen beide etwas müde – bei meiner Beta klapperten hörbar die Ventile und die Leistung hatte deshalb auch bemerkbar  nachgelassen in letzter Zeit. Mir ging/geht es ähnlich. Die Tour ging auch ganz entspannt los. Aber immer, wenn es so ist, sticht mich der Hafer und ich will doch, weg von den Hauptstraßen einen besseren Umweg suchen. Google Maps half mir dabei. Ich fand eine kleine weiße Zickzack-Linie, die nichts über den Straßenzustand aussagt, nach Sanski Most und die etwas abseits meiner Richtung lag.

 

 

Ich wunderte mich auch diesmal wieder nicht darüber, dass ich auf den 30 Kilometern einer nagelneuen Straße kaum ein Auto sah. Na klar. Am Wald (oder am letzten Haus, wie ich dann später wusste), fing eine Piste mit frischem Schotter an, aus der ein Traktor herauskam und ich Auskunft einholen konnte. „Ob ich denn hier nach Sanski Most käme und wie lange ich auf „Makadamm“ fahren müsste. „Acht Kilometer“ verstand ich. Später wusste ich, dass sie achtzehn gemeint haben müssen. Die Piste war passabel, bis auf die Auf- und Abstiege. Wo der Schotter sich auftürmt und sich Rinnen vom Regen bilden. Erstes Foto: hier meinte Maps: im spitzen Winkel zurück auf und auf der Lehmpiste weiter. 

 


Meine Schotterpiste ging geradeaus weiter, ein weiterer Weg stand auch noch zur Auswahl und hinter einem Schuppen parkte ein eingestaubtes Auto mit offenem Fenster und Sachen auf den Sitzen. Ich rief mit hohlen Händen einige laute HALLOs in ein Tal hinunter, bekam ein schönes Echo zurück aber keine Antwort. Na o.k. denn mal los. Das hätte ich nicht tun sollen.

 

 

An Abzweigungen folgte ich immer dem Weg, der am besten und irgendwann mal wie benutzt aussah. Die tiefen Furchen hart getrockneten Lehmes waren böse, die steilen An- und Abstiege und vor allem die schmierseifigen Wasserlöcher mit verflüssigtem Lehm. Als ich am Ende des abschüssigen furchigen Weges eine „Suhle“ sah, an der ein Elefant seine Freude gehabt hätte, War´s nicht nur mit meiner Kraft, sondern auch mit meinem “Mut“ zu Ende. 3-4 Kilometer hatte ich mich schon, meisten abwärts gequält. Als ich dann das Handy rausholte und feststellte, dass ich etwa 2 Kilometer von der Maps-Route abgekommen bin und das Display um mich herum, so grün, wie es der Wald war, war mir klar: Hier bist Du wirklich ganz alleine unter Wölfen, denn was sollten die Fußabdrücke, wie die eines großen Hundes im trockenen Lehm wohl anderes bedeuten?

 

Der Weg auf beiden Seiten einen halben Meter tief eingefahren tief eingefahren, so breit, wie mein Motorrad lang ist und tiefen Längsfurchen im harten Lehm! Erst mal ´ne halbe Stunde ausruhen, in das beruhigende Blätterdach schauen und warten, bis das Herz nicht mehr so hämmert. Wasser hatte ich zum Glück mit. Internet gab´s keines. Was hätte ich auch damit in Bosnien-Herzegovina anfangen können? Ich wusste ja eh nicht, wo ich war.

 

Also an die Arbeit. Wenn es nicht gelänge, das Motorrad in der Enge zu drehen oder mir umfiele und ungünstig liegen würde, hätte ich ein wirkliches Problem. Ich saß also auf, bekam das Vorderrad über den Wall in der Mitte und mit Hin- und Her-Manövern und vorsichtig driftendem Hinterrad stand meine BETA mit der Nase wieder bergauf. 

 


 

Nun die schwierigen Passagen zurück, meistens aufwärts! Da half mir ein Ratschlag meines Cousins Wolfgang: „Wenn´s böse wird bergauf und dann noch Kurven dazu, dann nur Eines: Gas! Gas! Gas! (und nicht Nachdenken, setze ich noch hinzu). Es ist nicht einfach mit der leichten Maschine vorne und hinten mit dem Gepäckballast hinten. Was soll ich sagen: Ich kann das jetzt alles aufschreiben, also bin rausgekommen. Mann, war ich fertig und glücklich natürlich! Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn ich es nicht alleine geschafft hätte …

 

 

Das eingestaubte Auto stand noch da und mein Rufen verhallte wieder in den dichten Wäldern. Die Schotterpiste wieder zurück, kam mir vor, wie eine Autobahn.

 

 

So entspannt hätte ich meinen ganzen letzten Tag zur Grenze nach Kroatien fahren können. Die Reise endete da, wo sie angefangen hat: An der Brücke über den wunderschönen Fluss Una, der mich am Beginn der Reise inspiriert hatte, doch einen Reisebericht zu scheiben. Die kleine Festung steht direkt neben der Brücke auf der bosnischen Seite des Grenzflusses.