So hat mich Armenien begrüßt.

 

 

Nach Yerevan 

 

Eine Übernachtung in einem Provinzstädtchen an diesem tiefliegenden Fluss vor Einbruch der Dunkelheit. So sieht es im Südosten Armeniens aus. Höhe 1.500 bis 1.000 überm Meeresspiegel. Hügelig, spärliche Graslandschaft und wenig besiedelt.

 

 

Heute, vor dem Losfahren fand ich einen großen Ölfleck unter der Maschine, die Beta, die, seitdem ich die Ventile eingestellt habe, immer leicht anspringt, startete nicht. Benzin und Zündfunke vorhanden, Kerze trocken und gutes Bild, und beim Suchen nach einer Öl-Leckage: dreimal bei stehendem Motor ein kleiner Benzinschwall irgendwo vom Vergaser her auf den Boden?!

 

Unterwegs traf ich Nara . Sie lernte Deutsch und sprach  schon sehr gut und will in Deutschland studieren. Viel Glück, Mädel .Danke f. d. Erdbeeren

Weder den Ursprung des Öls noch des Benzins konnte ich bei der Enge um den Motor herum finden. Am Ende sprang sie wiederwillig an. In einer Autowäsche nahm ich den Hochdruckstrahler mit Schaum selbst in die Hand und wusch Motor und  Wanne des Motorschutzes aus, um die Sache zu beobachten. Ich hoffe, es war Altöl vom Ölwechsel in Tblissi. Die Maschine quietscht reibend beim Federn und meine Gabelfedern schlagen immer noch hart an beim Ausfedern. Gestern war die Motorradwelt noch heil…

 

 

Haik, ein armenischer Motorradfahrer und Nationalpark-Ranger hielt an, während ich am Straßenrand picknickte und gab mir seine Telefonnummer. – für alle Fälle. Er erzählte mir, es gäbe höchstens nur 1000 Motorräder in Armenien und somit auch keine Motorradwerkstatt.

 Angekommen in Yerevan.

 

 

Yerevan, vom 06. bis 09. Juni 2019 

 

Hier oben drüber steht zwar Yerevan (oder in Deutsch: Jerewan) aber ich bin schon ein Stück weiter, nämlich am Sevan-See. Also zurück spulen, was immer schwierig ist …

                                      Der Platz der Republik ist das Zentrum der Stadt. Abends mit wunderschöner Wasserorgel und Musik von Rock bis Klassik

 

Ich werde Yerevan nur kurz abhandeln und dafür Bilder sprechen lassen. Es war schwierig, eine bezahlbare und passable Unterkunft zu finden. Ich fand ein fensterloses Zimmer in einer schönen, auf Vermietung umgebauten Wohnung im Zentrum mit sehr freundlichen Vermietern – aber nur für eine Nacht. Sie suchten mir was in der Umgebung und für die gleichen 20€ landete ich in einem Hostel. Zimmer 6 Quadratmeter mit Doppelstockbett und Kleiderständer. 

                                                                              Die Kaskaden. Innen mit Rolltreppen und Kunst und von oben einen schönen Blick über die Stadt

 

Zwei Tage war ich zu Fuß unterwegs. Die Stadt ist sehr schön, Parks, Spielplätze, die Straßen mit großen Bäumen beschattet und abends ist ein Treiben auf den Straßen in den Gaststätten, Bars und Cafès, als gäbe es kein Morgen…

 

Die „Vernissage“, ein Kunstmarkt, ich würde sagen: Trödelmarkt, wird als Highlight für die Touristen gepriesen. Na, ja…

 

Wieder mal auf „Empfehlung“ fuhr ich 50 km aus der Stadt zum Kloster GEGHRD, bei dem Seitenkapellen aus dem Fels herausgehauen wurden und zum GARNI-Tempel (gegründet im 8ten Jh. Vor Christi) Beide wurden nach mehreren Zerstörungen in der Neuzeit wiederaufgebaut und haben keine Magie mehr. In Syrien sah ich Jahrtausend alte unbeachtet liegende Ruinen, Reste von römischen Straßen im Originalzustand, ein vollständig erhaltenes Kolosseum, das tausend Jahre innen mit Erde aufgefüllt und außen als Festung ummauert war u.v.m. Das hat mir Gänsehaut gemacht! Und keine Touristenbusse davor. Das erste Bild von der Anfahrt aufs Kloster zum Verständnis.

 

 

Ich hatte noch eine Nacht länger gebucht, weil die Stadt wirklich sehr schön und eine Reise wert ist, bin aber heute früh abgehauen. Es ist irgendwie noch nicht meine Reise. Ich fahre bisher auf ausgetretenen Pfaden, erwarte annehmbare Unterkünfte für kleines Geld, genieße in guten Restaurants wirklich eine tolle Küche, treffe überall auf Touristen (wie ich natürlich auch einer bin) und laufe durch die Straßen schöner und sehenswerter Städte. Vielleicht streiche ich den Absatz morgen auch wieder, wenn ich die beiden wirklich großen heimischen Cognacs, die mir der Wirt spendiert hat, verdaut habe. 

                                                                                                                                                                                       Erster Blick auf den Sevan-See

Am Sevan-See vom 09.-11.Juni 2019 

 

Gestern nach meiner Ankunft hatte ich noch diesen schönen Blick aus dem Fenster auf den See. Da unten verspeiste ich einen hervorragend gegrillten Fisch aus dem See. Ich vermute, eine Sevan-Forelle, eine der fünf Arten im See. Jetzt jedenfalls prasselt der Regen auf ein Blechdach unter meinem Fenster und der Blick auf den See geht’s ins Graue. Völlig durchnässt kam ich gerade aus dem Ort Sevan zurück. Eine Frau aus dem Haus hat inzwischen meine Wäsche der letzten Tage gewaschen. 

Mit Marianne und Claudia haben wir etwa 1984 eine DER-Reise nach Baku-Tiblissi-Jerewan gemacht. Bis auf die pechschwarzen Ölfelder, wie aus einem Gruselfilm und die Holzstege, über wie wir auch die Bohrtürme im Meer mit blubberndem Gas aus dem Wasser aus der Nähe besichtigten, habe ich wenige Erinnerungen an die Reise. So lag es nahe, den berühmten See einmal zu umrunden. Damals berührten wir ihn nur kurz mit dem Bus.

 

 

So schön habe ich den See erlebt, bei strahlendem Sonnenschein und schönen Wolken, die sich im See spiegelten. Der See ist 85 km lang 60 km an der breitesten Stelle und an der tiefsten Stelle 85 Meter. In den 70er Jahren war er wegen zu intensiver Nutzung des Wassers um 22m abgesackt. Dann wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten drei Tunnel über 100 km gebohrt und Wasser aus anderen Flüssen angezapft. Nun ist er fast wieder auf altem Niveau. Ich wage mal zu behaupten, dass dies der größte See der Erde ist, der auf fast 2000 Meter Höhe seinen Wasserspiegel hat.                                                

                                                                               Der Räucherfisch (weil aus dem Süßwasser) war etwas trocken und salzig – aber gut geräuchert

 

Die Fahrt war wirklich sehr schön, wenn es auch an der Ostseite 50 Kilometer über Pisten oder zertrümmerten Restasphalt ging. Zum Glück fand ich, abseits in einem Dorf diese „24-geöffnet-Tankstelle“, sonst hätte der Sprit unter den Umständen evtl. nicht gereicht. Das Ostufer ist unbewohnt. Die Unterkünfte/“Ressorts“ dann im Nordosten waren alle (noch) geschlossen, sahen aber eher, wie „aufgegeben“ aus. Bis ich diesen schönen Platz direkt am Wasser fand und mich entschied, morgen noch zu bleiben. Nun aber der Regen.

 

Solche Rohbauleichen oder aufgegebene Häuser und Fabriken sieht man hier überall. Traurig. Der Abend war trotzdem magisch. Der armenische Cognac schmeckt übrigens vorzüglich. 

 

 

Wie nun weiter? Ziemliches Durcheinander!

  

Eigentlich wollte ich 250 Kilometer durch die Berge in den Südwesten Armeniens kriechen bis an die Grenze zum Iran und von dort mit dem Bus über 600 km nach Teheran, wo unser Außenminister heute gerade mit leeren Händen und zuckenden Achseln den Iran überzeugen will, doch ja am Atomabkommen festzuhalten, wobei man selber wegen der Kriecherei vor den Amis nicht in der Lage ist, es selber zu erfüllen. Die Sanktionen, besonders die letzten über das Totalembargo über den Ölexport sind eine Katastrophe für das Land. Es leidet vor allem das Volk, denn die Wirtschaft steht still. Schande über den Wertewesten!

 

Mein Plan war, von dort aus über das östlich gelegene Nagorny Karabach mit großem Risiko einen Bogen zurück nach Armenien zu schlagen und von dort aus nach Aserbaidschan einzureisen. Ich hätte versuchen müssen, über den Abstecher ja keinen Stempel in den Pass zu bekommen. Karabach ist eine abtrünnige Republik von Aserbaidschan und zählt politisch zu Armenien. Wegen dieses Konfliktes herrscht Kalter Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien und die Grenzübergänge, die so schön in meiner Karte verzeichnet sind, sind dicht. Und der Bursche, der im Hostel die Nachtwache hielt, klärte mich nicht nur darüber, sondern auch darüber auf, dass ich in den Knast kommen könnte mit Stempel aus N. Karabach. Ohne Durchreise durch Aserbaidschan wäre meine Reise auch zu Ende, denn für die Runde du um das Kaspische Meer bekam ich kein Visum durch Turkmenistan. So muss ich von hier aus nach Norden zurück nach Georgien und von dort weiter nach Baku in Aserbaidschan und versuchen einen Fährplatz übers Kaspische Meer nach Kasachstan zu ergattern.

 

Gestern Abend meldete ich mich endlich mal bei meinen Freund Morteza in Teheran an, um meine Nähe zu signalisieren. Ich müsse unbedingt für einen Besuch kommen, was ich auch gerne wollte. Es gäbe auch noch ein paar andere Freunde zu besuchen. 

Bus von Yerewan 24 Stunden oder Fliegen? Vorhin durchsuchte ich meinen Pass nach meinem Iranvisum, das mir VISABOX.de besorgt hatte als Vorbedingung für Turkmenistan. Ist keines drin. Nun erinnere ich mich dunkel, an die Worte am Telefon „diesmal eigenartigerweise nicht im Pass eingetragen“. Also war es auf einem separaten Papier, das ich nicht beachtet und wahrscheinlich zusammen mit dem Kuvert im Papierkorb habe verschwinden lassen? Geneigter Leser: WERDE NUR NICHT ALT ! Vielleicht sollte man mich nicht mehr – und schon gar nicht allein - losreisen lassen … Morteza will rausbekommen, ob ich in Yerevan schnell ein Visum bekommen könnte:

 

Andererseits weiß ich noch nicht, wie ich mit meiner Zeit zurechtkomme. Habe ich zu viel oder zu wenig eingeplant, um meinen geplanten Wendepunkt in Kirgisien an der Grenze zu China zu erreichen, um dann über Kasachstan pünktlich irgendwo an der russischen Grenze für die Rückreise zu sein? Vor ein paar Tagen habe ich die Zeitfenster für das russische Visum vom 09.Sept. bis 08.Okt. angeben müssen und für das Transitvisum für Weißrussland, das es nur für fünf Tage gibt, anschließend. (Ich merke gerade, dass sich schon wieder einen Fehler gemacht habe, den ich morgen gleich versuchen muss, zu korrigieren). Hoffentlich friere ich mir dann nicht schon den Arsch ab in Russland. Diese beiden Korsetts jedenfalls sind mächtig blöd!. Sieht noch jemand durch? 

Inzwischen hatte der Regen aufgehört und ich saß unter grauem Himmel über dem Wasser auf der Terrasse. Es regnet schon wieder und ich muss flüchten und kalt ist es sowieso.

 


 

 

11.06.2019, Abschied von Armenien

 

 

Es war schön am hoch gelegenen Sevan-See. Aber Reisende müssen nun  mal reisen…

 

Bis hinter den Yssikköl-See ist es noch weit und da habe ich mich entschieden, die Idee mit einem Besuch in Teheran schweren Herzens aufzugeben und meine Reise fortzusetzen. Also zurück nach Georgien. Hinter dem Sevan-See ging es erstmal nochmal weiter rauf, durch einen langen Tunnel und dann Tausend Meter runter. Berge, dichter Wald, saftiges Grün schöne Kurven auf Armenien-unüblicher guter Straße. Es war sehr schön dort.

 

                        Oberirdische Gasleitungen überall und durch die Ortschaften zur Versorgung der Häuser, gelb in Georgien. Normale Ortsdurchfahrt

 

 

Und wenn es schön ist, muss sich immer noch was ausprobieren. Ein Umweg von 100 km näher an die Grenze zu Aserbaidschan sollte es werden, auch weil die Straße schmal, gut und verlockend war in den dichten Wald und die Berge hinein.

 

                            Die beiden Bilder gehören aneinander. Das untere rechts ran. Ein fantastischer (leider diesiger) Rundblick von einer Bergkuppe

 

Nach 20 Kilometern Freude pur, ging es mir durch den Kopf, und weiß der Kuckuck warum, „wenn nun mal mein Kupplungsseil“ reißt, ich dachte daran, dass Juri Erche mir seine schon verlegten Reserve-Baudenzüge zeigte und ich einen Universalsatz vor der Reise ausgepackt habe. Zehn Minuten später ging der Griff meiner linken Hand nach einem kurzen Knacken ins Leere und ich wusste, was passiert war!

 

Ich war im vierten Gang und wusste, dass einige Kilometer hinter meiner geplanten Abbiegung eine größere Ortschaft sein müßte. Anhalten ging nicht. Dann wäre ich ohne Kupplung, jedenfalls in dem relativ ebenen Gelände ohne Kupplung nicht wieder in Gang gekommen und ohne Kupplung hart schalten wollte ich gar nicht erst probieren. Also Durchhalten im vierten Gang auch durch kaputte Abschnitte der Straße bis in die Garageneinfahrt einer Autowerkstatt dieser Ortschaft, die es nach zehn Kilometern wirklich gab und den Motor mit Rucken abwürgen.

 

Ein Nachbar brachte einen Verschraub-Nippel, der zurechtgeschliffen, festgeknallt und eingehakt wurde. Große Freude und angemessenes Dankeschön. Nach zwei Kilometern das Gleiche. Diesmal im 2. Gang zurück. In den Nippel passte das zum „Besen“ gewordene Ende kaum noch rein. Der Kumpel war gerade dabei einer alten Schrottkiste einen neuen Boden beim Beifahrer einzubauen. Nun ist der angegriffene Draht mit dem Nippel verschweißt. 

Herbert Schajor, der Herr über die Ersatzteile in Bayern und mein Bruder Thomas, der damals das Verschicken so prima hinbekommen hatte, habe ich schon aufgeschreckt. Aber erstmal ich versuche mein Glück in der Autowerkstatt in Tblissi, die mir den Regler, der prima lädt, eingebaut haben.

 

 

Dann entpuppte sich die rote Straße auf meiner Karte als Feldweg in die Berge hinein. Also zurück auf dem gleichen Weg zur Hauptstraße, Gas geben, wenig Kuppeln also Gänge überspringen. Als ich nach der Grenze fragte, war ich zu weit gefahren, hatte die Abzweigung nicht geschnallt und musste die zehn Kilometer, auch noch über eine lange Baustelle mit scharfkantigem grobem Schotter zurück. Unterwegs erinnerte ich mich an ein Papier, das ich zum Ausreisen des Motorrades beim Zoll abliefern sollte. Gestern Abend, beim Suchen nach meinem Iran—Visum habe ich ein Papier mit Spagetti-Schrift weggeschmissen, das ich für unnütz hielt.

 

Oh Gott. Es war schon acht und nun noch das! Ich fand es dann schließlich doch, weil ich, na klar, ja ein ordentlicher Mensch bin… Ich muss aufpassen, was ich so rauslasse von dem Scheiß, den ich neuerdings auffällig viel verzapfe. Sonst holt Kai mich hier mit seinem Land Rover weg, der mir vor der Losfahrt schon prophezeit hatte, mich diesmal bestimmt irgendwo abholen zu müssen. Ich bin über die Grenze, habe Geld getauscht, Hotelzimmer im Regen an der Straße gefunden und weiter geht’s…

 

… noch ein bisschen durch die Weinregion im Südosten von Georgien