Tadschikistan

 

 

Duschanbe, am 29. Juli 2019 

 

Ich bin gestern doch nicht soo früh los und bekam doch noch die beiden „Mädels“ vor die Linse. Grenzübergänge dauern immer. Computer werden gefüttert und Formulare gewissenhaft ausgefüllt. In Usbekistan bekommt man beim Auschecken aus den Hotels immer „Registrierungen“, die ich immer weggeschmissen habe, bis mir jemand sagte, dass sie bei de Ausreise kontrolliert werden. Es fiel nicht auf, dass die ersten fehlten. Meine Motorrad-Zulassung ist kaum noch lesbar, meine in den Rahmen eingestanzte Fahrgestellnummer genauso wenig. Da helfen ein sauberer älterer Scan auf dem Handy und ein Foto, das ich mal vor zwei Jahren vom Rahmen gemacht habe. Erst mit dem neuen Präsidenten Usbekistans, den die Leute mögen, weil er viele gute Veränderungen vornimmt, wurden die Grenzen zu den Nachbarn wieder auf- und durchlässiger gemacht. Erst nach Internet-Recherchen fand ich raus, dass dieser Übergang offen ist. Auf der Seite der deutschen Botschaft ist er noch geschlossen. Wäre er nicht offen, hätte es einen Umweg von 300 Kilometern bedeutet. 

Ach, was ich auch noch erfahren habe, ist, dass mein Freund Wladimir Putin,  von Geburt Usbeke ist, was seine schräg stehenden Augen erklärt. 

Jedenfalls waren die Beamten durchweg sehr freundlich. Trotz FOTOGRAFIEREN VERBOTEN !: hier zwei Bilder des fast menschenleeren Grenzübergangs. Gleich hinter diesem Tor: TADSCHIKISAN

 

Ziemlich schnell veränderte sich die Landschaft hinter der Grenze und wurde hügelig.

 

Und dann immer spektakulär aufwärts auf einer tadellosen neuen kurvigen Straße einem Flusslauf entgegen bis auf die Passhöhe von 2.600 Metern. Neben vielen kleinen Tunneln, die vor allem wegen Felsstürzen angelegt wurden, ging es am Pass durch einen 5-6 km langen schwarzen Tunnel ohne Beleuchtung, in dem es kalt, wie im Eisschrank war. Nach so langem Geradeausfahren wusste ich gar nicht mehr, wie „Kurvenfahren“ geht und habe es in vollen Zügen genossen. Die Straße wurde offensichtlich nach der Grenzöffnung 2015 neu gemacht. 

                                                                                           AYRAN nochmal anders serviert: Die Getränke wurden mit frischem Quellwasser gekühlt.

 

 

Ich war wieder mal in der Werkstatt, der einzigen in Duschanbe, die das Internet hergibt. Weil ich, wie ich gerade schrieb, meinem Vater ähnlich bin, lassen mich die Probleme nicht ruhen, bis sie aus Welt sind. Das Knallen in Schlaglöchern ist nicht wirklich behoben und bevor ich in den tadschikischen PAMIR aufbreche, wollte ich noch einen Versuch machen. Der Gedanke: vielleicht knallt sie ja durch beim Einfedern? Also wollte ich ihr mehr Vorspannung geben.  Der sehr freundliche junge Mann meinte auch, dass die Feder zu schlapp wäre und ließ mich selber Schrauben, denn keiner kriegt diese Gabel so schnell raus, rein und auseinander, wie ich inzwischen. Das Öl war natürlich wieder pechschwarz von Aluminium-Abrieb und ich füllte mein frisches Baku- Gabel-Öl ein. Er organisierte in der Nachbarschaft zwei Doppelnippel und gemeinsam kriegten wir die Holme unter der neuen Spannung wieder zugeschraubt. Sie federt nun straffer, was nicht gut ist und ob das Knallen weg ist – Ich glaube in der Angelegenheit an nichts mehr!

 

Der ganze Spaß dauerte bis in die Mittagshitze und es blieb mir nichts, außer Internetrecherche, Ruhen und rumkramen mit meinen Sachen. Mein Waschpulver hatte sich selbstständig gemacht. Toll, hab ja nix zu tun…   

Claire eine Mitbewohnerin aus Taiwan, die seit drei Jahren in Hokaido/Japan lebt, interessierte sich für mein Motorrad. Da bot es sich an, sie zu einem Stadtbummel auf meine Beta einzuladen. Sie entstammt einer Farmerfamilie auf Taiwan, hat „Kosmetic-Design“ studiert. Ich ließ mich aufklären: Sie lernte also, Kosmetik-Produkte und Parfüms herzustellen. Jetzt arbeitet sie in Japan in einem Hotel, arbeitet im Winter und reist im Sommer.

Zu Duschanbe kann ich wieder nur ein Sammelsurium an Bildern liefern. Pompöse Regierungsgebäude, breite, gute Straßen mit wenig Autos, viele Bäume und gut gepflegte Parks. Das Erscheinungsbild ist anders, als in Usbekistan. Die Autos sind größer, teurer und neuer und LADA fahren hier nicht mehr rum. Auch die Gebäude sind schöner. Das Land scheint reicher und besser entwickelt zu sein, als Usbekistan. So schön, wie alles aussieht – es bleibt der Stalin-Alllee-Charakter.

 

 

 

 

Duschanbe, am 30. Juli 2019 

 

Eigentlich wollte ich heute Vormittag auf den Markt, nachdem ich zwei Dinge erledigt habe: Geld beschaffen und zum Hauptzollamt. Ich muss mit meinem Bargeld haushalten, weil ich nicht weiß, was noch so kommt und deshalb versuchte ich´s am einzigen Geldautomaten weit und breit im Sheraton-Hotel. „Störung, wegen kein Geld drin“.

 

Beim Zollamt wurde es dann kurios. Ein Visum habe ich für 6 Wochen, eine Registrierung und Straßenbenutzungsgebühr für 10 € bekam ich an der Grenze. Länger ginge nicht, hieß es an der Grenze und „ich solle in Duschanbe zu Zoll gehen, wenn ich länger bleiben wolle“. Wenn ich das Limit überschreite würde es bestraft werden. Da ich mir immer gerne alles vorher vom Hals schaffe, was mich später nerven könnte, also hin zum schmucken Hauptzollamt, wo ein sehr netter Zöllner (während meiner Seefahrtzeit habe ich keinen netten Zöllner kennengelernt, nirgendwo auf der Welt – ich habe auf dem Schiff in den Häfen die Einklarierung gemacht)  mir mit großem Bedauern folgendes beibrachte: Ich wäre nicht der erste, der mit diesem Anliegen kommt aber es gäbe nur zwei Möglichkeiten für mich, wenn ich die zehn Tage überschreiten wolle: Erstens: Ich lasse mein Motorrad für viel Geld hier voll registrieren mit tadschikischem Papieren und Kennzeichen usw. oder Zweitens, ich akzeptiere die Strafe von 80 oder 90 Dollar bei der Ausreise an der Grenze. Mal sehen, ob ich sie am Ende wirklich abdrücken muss. Der Zoll hätte schon einen Antrag an die Regierung gestellt, die Bestimmung zu ändern und warte auf die Lösung. „Schließlich wollen wir doch Touristen anziehen“.

 

 

Na ja, und weil die Motorradwerkstatt in Nähe ist, gleich nochmal hin, denn erstens war mir die Federung nach der Änderung gestern zu straff, zweitens knallte es bei kleinen Schlaglöchern immer noch und drittens habe ich gestern beim Umräumen meiner rechten Zelt- und Technik-Kiste festgestellt, dass ich Motorenöl statt Suspension-Oil eingefüllt habe. Beides hatte ich in Baku in gleiche Flaschen abgefüllt.

 

Er müsse erst mal für eine Stunde weg, woraus dann mehr als zwei Stunden wurde. Die erste Stunde war angenehm beim Dinner in einem Restaurant gegenüber; die zweite, wenn auch auf einer Bank im Schatten aber bei brütender Hitze vor der Werkstatt. Großes Kopfkratzen, was es nun noch sein könne. Er empfahl mir dickeres Öl von sich, von dem ich nicht weiß, was es ist. Also wieder ran; alles ausbauen, mit Benzin auswaschen, in der Sonne trocknen lassen, Öl rein, Doppelnippel kürzen, Zusammenbauen, kurze Probefahrt, die noch nichts aussagt. Mir fällt nichts mehr ein…  

 

Noch mal zum Geldautomaten, der inzwischen gefüllt war. Um 2000 Somoni (200€) und 200 $ US reicher gings im Hostel unter die kalte Dusche, gleich mit Klamotten, die´s auch nötig hatten. Die Geldautomaten hier spucken beides aus, sofern sie denn eine VISA-Karte akzeptieren.

Nun war ich zwei volle Tage hier in der Stadt mit dem wohl klingenden Namen DUSCHANBÈ und kann nichts weiter berichten, als das, was ich oben zusammengekratzt habe. Also versuche ich´s gar nicht, mir noch was aus den Fingern zu saugen. Ich freue mich auf das, was jetzt kommt: der Pamir Highway, nach dem Karakorum Highway die höchste Fernstraße der Welt sein soll und vielleicht der spektakulärste Teil der alten Seidenstraße. Ich folge also den Spuren Marco Polos…

 

 


 

Rüschan im Pamir, am 02. August 2019 

 

Es wurde Zeit, dass ich die heißen endlosen kräftezehrenden Steppen und die schönen und öden Städte verlassen habe. Jetzt wird nichts leichter aber dafür umso schöner. Ich bin vorgestern in den nördlichen, tadschikischen Pamir eingetaucht und bin nur 180 km weit gefahren. Gegen 14:00 Uhr nahm ich die unbefestigte Abzweigung, die hinein in die nahezu unbewohnten Berge führte, und drehte nach fünf Kilometern wieder um. Die Piste war böse, über den Bergen hingen schwere Regenwolken und meine stuckernde Beta mit den vorgespannten Federn machte mir auf diesem Untergrund überhaupt keine Freunde. In einem eigenartigen, nahegelegenen Dorf fand ich ein Bett zum Übernachten und auch was zu Essen. 

Vom Flachland ...

... In die Berge, ein entstehender riesiger Stausee.  An der Spitzkehre drehte ich um.

 

Die abgesägten Doppelnippel mussten raus aus den Federbeinen. Also ran an die Gabel (zu dritten Mal in drei Tagen). Als das Vorderrad raus war, kippte die Maschine um und verfing sich mit dem Windschild, meinem Helm, der auf dem Spiegel hing und dem Lenker im Maschendrahtzaun. Nach zehn Minuten fand ich Hilfe zum Wiederaufrichten. Schäden: Der Windschild hatte einen langen Riss, Von meinem Helm war das Visier rausgebrochen und ein winziges und unverzichtbares Formstück war weg, Beide Spiegel zum Glück nur losgedreht, Der Handschutz, der keinen echten Schutz darstellt, weil er zu weiche ist, war am Lenker abgebrochen und die Klappe von meiner kleinen praktischen Werkzeugbox vor dem Motorblock war auch  abgebrochen. Die Schäden, die man selbst verursacht bereiten besondere Freude!

 

 

Alles ist wieder in Ordnung, wenn teilweise auch nur mit Draht geflickt. Das kleine Teil vom Helm konnte ich partout am Fuß des Zaunes nicht finden. Neugierige Jungs auf dem Nachbargrundstück halfen auf der anderen Seite suchen und fanden es einen Meter vom Zaun entfernt im Gras. Für die große Freude gab es zur Belohnung eine Rundfahrt durchs Dorf, als ich die abgesägten Doppelnippel aus der Gabel entfernt und alles wieder zusammengebaut war und verschiedene lose Schrauben wieder stramm waren. Wie oft hatte ich nun schon nach Reparaturen, das Gefühl, DASS NUN ALLES IN ORDNUNG SEI ?!!! Eigentlich immer nur bis zum nächsten Tag… 

 

Ich wusste von „Blauen See“, der zum Baden einladen würde, schnallte aber beim Umdrehen nicht, dass ich nur 15 km hätte weiterfahren müssen, um dort mit Anderen, die ich später traf, zu zelten. So „fand“ ich ihn am nächsten Tag und nahm mutterseelenallein ein erfrischendes morgendliches Bad. Und da wäre bestimmt auch nicht meine Maschine umgekippt.

 

 

450 Kilometer auf dem ersten Teil des Pamir Highway sind es von dort bis nach CHORUGH. Dass das nicht in einem Tag zu schaffen wäre, war mir klar, so wie die „Straße“ angefangen hatte. Aber es kam viel heftiger. 160 Kilometer kam ich voran von morgens um halb neun bis 18:00 !

 

 

Mit dem lustigen Japaner war ich schon zusammen im Hostel in Duschanbe. Eine von vielen eingetrockneten „Schurren“ (so heißen die, glaube ich ich), die mit Schlamm und Geröll in der Regenzeit die Berge runterkommen. Die Durchfahrt wurde frei gemacht.

 

 

Auf der Rückseite dann war die Landschaft mit steilen Felsen und tiefen Schluchten dann ganz anders. Unterwegs hielt ich bei Imkern mit Honigschleudern beschäftigt waren und wurde zu diesem süßen Schmaus mit frischem knusprigem Brot und Tee eingeladen. Honig aus den würzigen Blüten der Berge ist was ganz Besonderes.

 

 

Unten angekommen bekam ich das letzte Zimmer in einem sehr schönen kleinen Hotel direkt am tosenden Fluss. Tolles Essen und ein Waschmaschinengang für ein Bündel verstaubter und verschwitzter Klamotten, meine Motorradjacke inbegriffen.

 

 

Ich weiß nicht, ob ich jemals ein so bezauberndes Mädchen, ein so wunderschönes und edles Gesicht gesehen habe. Ihr so feines Antlitz hat mich derart tief berührt, dass ich wohl vorläufig nicht von diesem Bild wegkommen werde. Ich hatte es heute den ganzen Tag im Kopf. Könnte ich malen, ich würde sie wohl noch nach Wochen aus dem Gedächtnis auf eine Leinwand bringen können. LAWRUS, ist 18 und eine Tochter des Hauses. Das erste Bild habe ich beim Abendbrot gemacht und um die beiden anderen konnte ich nicht umhin sie nach dem Frühstück zu bitten.  

 

 

Vom heutigen Tag entlang an der afghanischen Grenze dann morgen Chorough, ist noch 70 Kilometer entfernt und da ist morgen am Samstag Afghanen-Markt. Da kommen die Afghanen über die Grenze und halten Markttag ab. Deshalb nun schnell ins Bett.

 

 

Khourog im Pamir, am 04. August 2019 

 

Nach diesem guten Frühstück am rauschenden Fluss und „Abschied“ von Lawrus, die geduldig zuschaute, wie ich mein Ränzlein auf meine Beta schnallte und mir nachwinkte, lagen 240 bis Khourog vor mir. Nie weiß ich was mich erwartet, wie die Landschaft sein wird und wie der Zustand der Straße. Immer wieder habe ich Hoffnung, auf einigermaßen gutem Asphaltbelag zu rollen, Spaß am Fahren zu haben und mich dabei an der Landschaft zu erfreuen und überraschen zu lassen. An diesem klaren und tosenden Flüsschen lag das Hotel und zehn Kilometer weiter stieß ich auf die Straße, die nach Khourog führt und den Pyandzh-River. Etwa dort, wo ich das rechte Bild machte, sah ich zwei Motorradreisende auf bepackten Maschinen und beneidete sie um die Tour an den steilen Felsen entlang, bis mir klar wurde, dass das natürlich die afghanische Seite des Flusses war und sie also in Afghanistan unterwegs waren.

 

 

Ich mühte mir auf dieser Seite mit meiner Stucker- und Klapper-BETA einen ab., um möglichst heil am Ende des Tages irgendwo anzukommen. Die Straße ist Teil des PAMIR-HIGHWAY mit allerhand Verkehr. LKW und robuste Jeeps sind hier vor allem unterwegs und gelegentlich Rad- und Motorradtouristen. Hier wollen und müssen die Weltenbummler alle durch, wenn sie schon mal hie sind. Die LKW fahren – wie ich – auf manchen Abschnitten Schritt und die Jeeps, meistens TOYOTAs und Leute, die ein richtiges Motorrad unterm Arsch haben fliegen einfach drüber über die Klamotten, weichen nur den schlimmsten Stellen aus und hüllen mich armen Wicht in eine undurchsichtige Staubwolke, die, wenn der Wind „günstig“ steht, lange braucht, um sich wieder zu setzen.

 

Zweihundertvierzig Kilometer ging´s in Kalaschnikov-Reichweite immer am Pyandzh-Fluß entlang mit Afghanistan gegenüber. Und immer wieder grüne Oasen auf beiden Seiten.

 

Die Wasserversorgung war mit frischen Quellen am Straßenrand gesichert. Auch meine Maschine bekam unterwegs zu trinken, ich mit aufgewärmten gefüllten Paprikaschoten was in den Magen und ´nen Swimmingpool gab´s auch am Straßenrand.

 

Die Straßen waren ursprünglich teilweise mal asphaltiert, wovon nur noch Trümmer übrig sind zusammen mit neuen Klamotten, rauswachsenden Steinen und den festgefahrenen Trümmern von unzähligen Bergrutschen sind sie absolut hart und holprig. Die einzige tätige Baufirma, war der arme Mann mit der Schippe, der inder  Mittagshitze die größten der Steine aufhob und in den Fluss warf. Ich teilte mein Brot mit ihm schenkte ihm einen Schein als Prämie. 

Wenn doch nur mein fahrbarer Untersatz mit diesem Untergrund zurechtkäme. Es kann solchen Spaß machen zügig und mit Fahrfreude auf solchen Pisten unterwegs zu sein. Mit der guten BMW, die ich in Argentinien verloren habe, wäre es ein Vergnügen! Die habe ich aber leider nicht mehr und muss mit meinem kleinen Zickenbock  vorliebnehmen. Ein besserer Fahrkomfort ist das Eine aber ich muss vor allem immer Eines im Auge behalten: Ankommen! Das muss ich mir immer wieder sagen, wenn ich den Gashahn mal ein Stückchen aufdrehen kann und dann doch wieder in ein Schlagloch knalle, das ich vorher nicht sah oder einschätzen konnte. Und das tut so weh! Nicht mir – der Maschine. Doch, auch mir.

Ich kann nicht alles auf das Motorrad schieben. Die miserable Gabelfederung schon. Die ist eine Schande für den Hersteller BETA, der einen guten Ruf für seine Wettbewebsmaschinen für den Trial- und Motocross-Sport hat. Die Maschine ist aber nicht gebaut, für das, was ich damit mache. An einem sehr weichen angebauten Gestell (hängt mit der Enduro-Bauform zusammen, die hinten nix hat, um etwas wirklich Stabiles anzubauen) hängen zwei Alu-Koffer und auf dem Heck mein Rucksack, zusammen vielleicht vierzig Kilo (?). Wobei, sie ist für zwei Personen zugelassen, wobei sich ja der (am besten weibliche) Sozius an den Fahrer ankuscheln sollte. Mein Gepäck hängt weit hinten und schwingt bei Impulsen von der Fahrbahn in alle Richtungen. Die zehn Brüche an Rahmen und Gepäcksystem sprechen Bände. Dass ich aber jeden Stein ab 3 cm Größe im Lenker, in der ganzen Maschine, in den Armen und im ganzen Körper spüre muss, darf nicht sein und ist einfach Scheiße. Pardon. Nicht von ungefähr verbaut BETA heute eine andere Gabel in der Maschine.

 

Khourog ist die größte, nee die einzige Stadt im Umkreis von 300 Kilometern. So war es einfach, ein Zimmer zu finden. Als ich vor dem Hotel wieder mal schraubte, (neue Bremsbelege hinten, Kurzschluss wegen defektem Kabel meiner (privaten) Stromversorgung für Navi, USB-Steckdosen und LED-Licht), Wackelkontakt im Blinklicht, und losen Schrauben u.a. am Lenkkopflager ) tauchte Roberto (USA) mit seiner KTM vor dem Hotel auf. Roberto war mit auf dem Schiff übers Kaspische Meer und der, der in Kasachstan den Eisendorn im Reifen hatte. Er ist tatsächlich nach Tiblissi geflogen, um sich einen neuen Reifen zu holen. 

Eben sprachen wir über eine mögliche gemeinsame Tour durch das BARTANG Tal: Alles Andere, als einfach. 300 Kilometer nur auf Wegen, schwierige Flussquerungen, fast unbewohnt, kein Verkehr, kein Benzin. Er hat ein Satelliten-Notrufgerät dabei. Auf der Karte: Die weiße Piste zwischen Rushan am linken Rand und dem Karakul-See oben rechts. Drei Tage müssten wir einplanen, wenn alles gut geht. Die Alternative: Die normale Touristenroute 500 km weiter an der afghanischen Grenze (der schmale Korridor) mit Tankstellen und Autoverkehr und sehr schlechter Straße, wie Jeep-Touristen gerade berichteten (südlicher Bogen auf der gelben Route). Die rote Straße dazwischen fällt aus, weil zu einfach und nicht so schön. Mal sehen, wie wir morgen entscheiden werden. So, nun ab ins Bett. Ich schlafe schlecht zurzeit. Zappelbeine, paarmal raus zum Pinkeln und Krämpfe in den Beinen, was alte Männer so haben.

 

 

Khourog  am nächsten Tag 

 

Es war ein hartes Ringen mit mir. Fahre ich durchs  Bartang-Tal oder lasse ich es lieber bleiben. Wie so meistens, habe ich mich für das Besondere, meist Risikoreiche entschieden, nachdem ich heute Morgen auf dem Navi die Route gefunden habe und klar war, dass ich damit navigieren kann. Morgens telefonierte ich mit Fritz, der mir ja, auch mit einer BETA und seinem Sohn unterwegs ist. Sie haben alle Routen hier befahren. Auf dem Weg in die Mongolei sind sie gerade im russischen Altai-Gebirge. Unter anderen nützlichen Hinweisen erfuhr ich, dass das Tal zwar nur knapp 300 km lang sei – die erst Tankmöglichkeit dann aber erst nach 480 km. Daraufhin besorgte ich zwei 5-Liter-Kanister und könnte dann mit 24 Litern losfahren. Im Hotel wurde mir dann aber der Zahn gezogen. Ein hiesiger Reiseveranstalter informierte mich, dass die Route seit 14 Tagen wegen eines großen Bergrutsches gesperrt wäre und die Beräumung noch etwa 3 Tage dauern würde. Nun weiß ich nicht, ob ich traurig oder erleichtert-freudig über diese Nachricht sein soll. Vielleicht ist es auch besser so. Punkt. 

                                                                                                                                                                                                                            Khourog

 

Uta Gau, die als mein „Homepage-Administrator" immer zeitnah liest, schickte mir diesen Link, der es wert ist, mal angeklickt zu werden. Der Artikel fängt so an: „Wer nicht im Bartang-Tal war, hat den Pamir nicht gesehen…“ 

https://www.bartang-has-future.com/deutsch/das-bartang-tal/                                                                           und immer wieder Bilder vom Markttreiben

 

Doch jetzt, nachdem ich mir Bilder im Internet angeschaut habe, bin ich sogar sehr traurig, dass es nichts wird mit dem Bartang Valley

 

Benzin

 

Ohne Benzin läuft die Karre nun mal nicht. Der Sprit kostet in allen Ländern unter einem Euro. Das ist nicht das Problem. Problematisch ist oft mein kleiner Tank von 10,5 Litern und die großen Entfernungen, die oft zwischen zwei Tankmöglichkeiten liegen. Das habe ich ja öfters mal erwähnt. Eine Besonderheit hat Usbekistan. Dort wird fast ausschließlich mit Gas gefahren, vor allem mit Erdgas und auch Flüssiggas. Mein Eindruck war, dass von zehn Tankstellen nur eine Benzin verkauft. Wenn ich in der Stadt irgendwo nach Benzin gefragt habe, kratzten die meisten sich am Kopf und waren ratlos. Selten bekam ich Sprit mit 91, der Standard ist 80 Oktan. In Tadschikistan angekommen, fragte man mich zweimal, ob ich Usbeken-Sprit getankt hätte. Dass er stinkt habe ich nicht mal bemerkt. Mein Suzuki-Motor ist einfach grandios – säuft dieses Zeugs und hat auch nicht gestottert, als er mich damals im Himalaya auf 5.400 Meter rauftuckerte. Wie man aber sieht, habe ich immer Sprit gefunden und bin immer angekommen.

 

Acht Stunden später, 21:00 Uhr 

Neue Informationen! Vorhin sind zwei Jeeps hier in der Stadt angekommen, die das Bartang-Tal durchquert haben sollen. Morgen Vormittag kriegen wir vielleicht die Bestätigung und fahren die 70 Kilometer zurück auf der Strecke, die ich gekommen bin nach RUSHAN, wo der Trial beginnt. Dort kriegen wir vielleicht auch aktuelle Informationen. Wir versuchen´s.

 

 

Rushan am 06.08.2019 noch einmal 

 

Heute Morgen, als ich noch im Bett lag donnerten Hubschrauber über das Dach und als dann später vor die Tür trat, stand ein chinesischer HUMMER-Jeep vor der Tür der chinesische Offiziere abholte, die sich gestern Abend einquartiert hatten. Die Straße zurück nach Rushan führt am kleinen Flughafen vorbei und da standen dann 10-15 Militärhubschrauber der chinesischen Volksarmee. Man war gerade dabei, ein Zeltlager mit riesigen getarnten Zelten aufzubauen, Tank- und Krankenwagen und mehrere robuste Militärfahrzeuge standen aufgereiht in dem Feldlager. Ich hätte zu gerne gewusst, was die hier in Tadschikistan in Schussweite und gut von der gegenüber liegenden Fluss-Seite einzusehen, an der afghanischen Grenze verloren haben? China ist etwa 300 km Luftlinie von hier entfernt. Das Zeltlager habe ich mich nicht getraut durch den Flughafenzaun zu fotografieren.

 

 

Wir hatten eine sehr schöne Fahrt hierher an den Ausgangspunkt in das BARTANG-Tal, in das es morgen hinein gehen soll. Irgendwie muss der Bergrutsch einigermaßen abgeräumt sein, denn eben kamen Touristen an, die drei Tage im Tal gefangen waren. Auf die Frage, ob die Strecke denn wieder befahrbar sei, nur: man weiß da nie, was passiert. Also schauen wir mal. Ich sage das so locker aber so, ganz ohne Herzklopfen sitze ich nicht hier und denke an die drei, möglicherweise vier nächsten Tage.

                                                                                                                                                                                                 Picknick-Platz unterwegs

 

Ich denke, wir sind gut vorbereitet. Meine Maschine läuft im Augenblick gut. Seit ich das dickere Öl in der Gabel und eine gute Abstimmung mit der verstellbaren Hinterradfederung für die Gewichtsbelastung gefunden habe, federt sie einigermaßen gut. Die harten Schläge beim plötzlichen Ausfedern bleiben. Wir haben uns vorgenommen, die Sache wirklich langsam anzugehen und vor allem Rücksicht auf unsere Maschinen zu nehmen. Roberto hat einen Winzling dabei der aber Unglaubliches Kann. Ein Satelliten-Notfall-Tracker (weiß nicht, wie das Ding heißt). Was das Ding kann, ist unglaublich. Sein Bruder kann ihn aus den USA verfolgen, und sie können SMS per Satellit austauschen. Zu den monatlichen Gebühren von 80$ für den Dienst hat er noch für ein paar hundert Dollar eine Versicherung gekauft. Zusammen mit dem SOS-Knopf wird er weltweit überall rausgeholt, auch mit Hubschrauber, wo er gerade in besonderen Schwierigkeiten ist, und viele nützliche Funktionen mehr. Unglaublich, was heute möglich ist.

 

 

Wir haben Benzin für 400 Kilometer (ich 4+5+5+10,5 im Tank also 24,5 Liter, Proviant eingekauft für 4 Tage (mehrere Brote, Instant-Nudeln, Wurst, Fischkonserven) Wasserflaschen (Wasser soll aber kein Problem sein bei den vielen Flüssen und Bächen).  Roberto hat zwei Schläuche dabei, die auch bei mir passen und zusammen haben wir fünf Montierhebel für die Reifen, ich Flickzeug. Ich habe vorhin noch mal alle wichtigen Schraubverbindungen nachgezogen, Die Lenkkopfmutter war wieder lose. Roberto hat den passenden 30er Schlüssel und Gewindekleber, mit dem ich sie festgeknallt und verklebt habe.

 

Diese schönen Aussichten hatten wir heute bei der entgegengesetzten Fahrtrichtung. Diesmal ist Afhanistan auf der linken Seine. Meine (Zweit-) Schuhe werden sich wundern in den nächsten Tagen. Ohne Schuhputzer sind sie ohnehin gestresst aber nun werden sie wohl hundert mal voll Wasser stehen müssen. Die Ärmsten!

 

Es wird heiß sein im Tal. Für die Pausen habe ich mir heute wieder ein Regenschirm gekauft, um mir Schatten zu spenden. Ich hoffe, in vier oder fünf Tagen kann ich wunderschöne Eindrücke wiedergeben. Ich freue mich, auf das, was vor uns liegt.  Also denn. Auf geht’s, morgen früh.

 

 

P a m i r

 

 

Adventure „on the rocks“

 

 

Inzwischen bin ich nun schon den zweiten Tag in Kirgisistan, übervoll an Eindrücken der letzten Woche und weiß doch nicht, wie ich die zu Papier bringen soll. Ein Dilemma! Wie bringt man zum Ausdruck, wie man sich auf einer überforderten Klapperkiste durch so überwältigende Landschaften gequält hat?! Ich will´s versuchen, indem ich vor allem Bilder sprechen lassen werde. 

 

Der erste Tag 

 

Los ging´s auf etwa 2.000 m Meereshöhe auf einer asphaltierten Straße, die nach zehn Kilometer zu Ende war.

 

 

Es sollen überhaupt drei Erdrutsche gewesen sein, die die Straße unpassierbar machten. Hier wurden vom ersten die Reste weggeräumt.

 

 

An einer Stelle, wie dieser (o.r.), wo der Fluss knapp unterhalb der Straße langtoste, dachte ich noch, ob denn der Fluss immer in seinem Bett bliebe. Natürlich nicht, wie wir noch erfahren sollten… Hier gleich mal die erste von vielen Stellen, an denen er sich nicht mit seinem Flussbett zufriedengab. Von Anfang an, habe ich meine – ohnehin schlecht behandelten - Schuhe nicht geschont, sondern bei unklaren Untergrundverhältnissen immer eine sichere Spur gesucht.

 

 

An Stellen, wo die trockenen Berge mal Wasser hergeben, bilden sich diese Oasen, die sich die Menschen zum Leben zum zunutze machen

 

 

Eine willkommene Abkühlung mit eiskaltem Wasser. Es war heiß im Tal, solange wir nicht in größeren Höhen unterwegs waren.

 

 

Und dann der erste Sturz in angehäuftem Sand, der wegen der gleichförmigen Farbe des Materials und der starken Sonne nicht zu erkennen war. Bis Roberto, der immer vorausfuhr, nach ´ner viertel Stunde zurückkam, klemmte ich mich unter einen Busch in den Schatten. Und weil´s so schön war, gleich noch einer, bei dem der Spiegel abbrach.

 

 

Nach achtzig Kilometer, mit denen wir für den ersten Tag sehr zufrieden waren, fanden wir in einer kleinen Oase mit nur einem Haus diesen „Campingplatz“. Den nahmen wir dankend an, zumal wir bekocht wurden und unsere Essensvorräte verschonen konnten. Es war ein herrlicher Mond über dem rauschenden Fluss.

 

 

 

Der zweite Tag

 

Der ging gleich mal los mit einigen anspruchsvollen Wasserhindernissen, die es in sich hatten. Rechts: der Blick zurück. Glücklich, es geschafft zu haben mit noch klopfendem Herzen. An der rechten Felswand: der Weg.

 

 

Und weil´s so schön war, gleich noch einmal durch die Brühe auf meine „sichere“ Methode, für die Füße den nächsten Halt zwischen den Klamotten suchend und immer ein Stückchen weiter.

 

 

Neugierige Blicke, klares Bachwasser, das ich immer nutzte, um  meine Wasserflache aufzufüllen und mich zur Kühlung zu übergießen damit. Der Ärmste hatte sein „Taxi“ mit über einer Tonne beladen und nun war die Verzahnung der Antriebswelle abgenuddelt. In ein paar Stunden würde jemand ihm eine bringen und dann wäre das Problem nach einer halben Stunde behoben sein. Und es wäre sein zweites Auto. Mit dem ersten hat ihn eine Geröll-Lawine nach mehreren Überschlägen den Abhang hinunter in den Fluss befördert. Er konnte sich ans Ufer retten – das Auto holte sich der Fluss.

 

Von ihm erfuhren wir auch, dass weiter vorne die Straße verschüttet sei, wir aber einen Umweg hinauf in die Berge nehmen könnten. Der Weg wand sich dann in engen, steilen und schottrigen Serpentinen 700 Höhenmeter hinauf. In solchen steilen Serpentinen mit Schotter musste ich immer allen Mut zusammennehmen und durfte nicht vom Gas. Beim Anhalten wäre ich mit der Last rückwärts abgeschmiert. Wie immer, denke ich in solchen Situationen immer nicht daran, ein Bild zu machen. Dafür wurden wir dann auf 4.000 Metern mit diesen herrlichen Blicken über die Hochebene belohnt und ich konnte Roberto zum ersten und einzigen Mal dazu bringen, mich mal beim Fahren zu fotografieren.

 

 

An diesem Rinnsal bin ich dann einfach umgekippt. Ich konnte von unterhalb des Baches nicht einsehen, wie tief die Rinne ist, hielt kurz davor an, um hineinzuschauen, mein rechter Fuß fand keinen Boden und ich kippte um. Beim zweiten Sturz waren der linke fadenscheinige Handschutz und der Spiegel am Kupplungsgriff abgebrochen. Nun der schon mal geflickte Handbremsgriff. Nach einer halben Stunde flüchtete ich mit meiner Wasserflasche in den Schatten einer Ruine, das in Sichtweite des Dorfes war, um auf meine Hebamme Roberto zu warten, der ja irgendwann kommen würde. Nach einer weiteren halben Stunde kam er mit einem Mann aus dem Dorf angelaufen und befreiten mich aus der Misere. Unglaublich, wie heiß es noch in dieser Höhe nter der unbarmherzigen Sonne am Tage ist. 

Es war früher Nachmittag und da wir freundlich eingeladen wurden, zu bleiben, blieben wir bei freundlichen Leuten, gleich am Ortseingang des Dorfes Gudara.

                                 Mein dritter (und letzter) Sturz auf der Pamir-Tour.

 

 

 

Es war abzusehen, dass unser Sprit bei meinem Fahrstil, auf den ich noch mit Groll zurückkommen werde, es in einem Schuppen ein Tanklager gab, der letzten Gelegenheit auf unserer Tour, wie man uns sagte. Roberto begeisterte die Dorfkinder mit einem Film, während ich mich auf die Nacht vorbereitete, die kalt zu werden schien.

 

 

Im Vordergrund das Haus unseres Gastgebers, das außen nicht ahnen lässt, dass es innen, wenn auch sehr einfach aber sehr behaglich ist.

 

 

 

 

Der dritte Tag 

 

Ja, es war wirklich sehr kalt in der Nacht. Die Decke, die der Mann auf der Schulter hat, gehört Roberto mit der er sich´s in seinem geräumigen Zelt gemütlich macht. Ich habe eine sehr leichte Luftmatratze und den alten spacken Mumien-Schlafsack, in dem die Beine wie gefesselt eingesperrt sind, und den Marianne wohl vor 50 Jahren von Willi geschenkt bekommen hat. Als Kopfkissen dient mein Rucksack. Ich muss sagen, so zu campen ist nicht gerade altersgerecht. Mit den Beinen zuerst fädele ich mich in Zelt (das zu niedrig zum Sitzen ist) und Schlafsack ein, muss den Reißverschluss irgendwie zu würgen und hoffen, dass die Blase und Krämpfe in den Beinen mal irgendwie gnädig mit mir sind. Denkste! Sechs- bis zehnmal raus in die kalte Nacht, und wieder einfädeln. Da ist der wunderschöne Sternenhimmel nur ein schwacher Trost. Für eine Nacht gab mir Roberto seine warme Decke. War das schön! 

Die beiden 5-Liter-Kanister unterm Rucksack, einen mit 4 Litern am Seitenkoffer, ein voller Tank und drei Liter Wasser sind nur bedingt beruhigend, wenn man an den armen Packesel BETA denkt. Abschied von der herzlichen Familie.

Es war traumhaft schön auf dem Plateau mit Sicht auf die Sechs- und Siebentausender ringsum. So schön, dass wir erst an einem Geröllfeld über den Weg bemerkten, dass wir irgendwie falsch sein müssen.

 

Also umdrehen und den Weg finden, der uns wieder runter zum Fluss bringen würde.

 

 

Über die Brücke und auf der anderen Seite wieder rauf zu diesem atemberaubenden Hochtal in dem wir wieder mal Radfahrern begegneten. Bei diesem Bild fällt mir ein, dass ich vergessen habe zu erwähnen, dass ich bei meinem Umfaller am Bächlein die Kamera in der rechten Jackentasche hatte, mit dem Ergebnis, dass die Lamellen wieder eins abgekriegt haben, hängen und ich sie immer durch leichtes Klopfen ermuntern muss, aus dem Bild zu verschwinden.

 

 

Immer, wo Menschen wohnten, wurden wir zum Tee eingeladen, was wir nicht immer annehmen konnten, weil dann auch immer schnell was gekocht oder aufgewärmt wurde.

 

 

Auf die Art kann man das Bartang-Tal auch bezwingen. Sie hatte einen Dorfjungen dabei, der ihr, vor allem wenn´s bergauf geht, den Rucksack abnahm. Sie war schon öfters hier unterwegs und wollte Freunde in den Dörfern besuchen. Ist es nicht wunderschön, nachdem man einen Höhenzug überwunden hat, in solch ein Tal zu schauen?! Alles andere, als wunderschön ist es für eine BETA mit nicht funktionierender Gabelfederung auf so einer Waschbrett-Piste unterwegs zu sein.

 

 

Nun wird es Zeit meinen Frust über das Fahrverhalten meiner Maschine abseits von glatten Asphalt-Straßen abzulassen. Es ist sehr böse, die Chance zu haben, in so einer wunderbaren Welt unterwegs sein zu können, und dann auf so einer Rüttelkiste zu sitzen, die nicht in der Lage ist, auch nur Steinchen von 3-4 cm aufwärts zu verarbeiten! Kurz gesagt, das Fahren, das mir unter anderen Umständen, einen Riesenspaß bereitet hätte, war ein Grauen. Diese Wege aus gut liegendem schweren Sand auf hartem Untergrund sehen von weitem so viel Spaß versprechend aus und sind für jedes andere Motorrad eine Freude. Für mich waren selbst sie eine Qual immer in Angst, das Gestell mit Motor unter mir, fliegt im nächsten Moment auseinander. Auf dieser Waschbrettpiste von denen es mindestens 50 Kilometer gab, zum Beispiel konnte ich nur im Ersten und dann kaum mehr als Schritt fahren. Wenn es irgend ging, bin ich runter vom Weg und irgendwo daneben gefahren, um die Steine und Grasbüschel herum.  Flächen, weich mit einer festen Kruste obendrauf, dass ich mit 50-60 Sachen drüber fliegen konnte. Wenn es über Klamotten geht, ist es normal, dass man sich drüber tastet. Nicht aber auf solchen Wegen! Selten konnte ich auch nur eine Sekunde den Blick von der Fahrspur vor mir nehmen. Das und der „Schmerz“ den die Maschine erleiden muss, tuen einfach weh. Schade! Das hat mir viel Freude genommen.

 

 

Und dann stieß Bert aus Holland und allein reisend zu uns. Wir fuhren ein Stück gemeinsam und auf einer wunderschönen Hochebene fanden wir den idealen Platz zum Übernachten. Er hatte eine „komplette Küche“ dabei und alle Zutaten, für uns alle ein üppiges Abendbrot zuzubereiten.

 

 

 

Der vierte Tag,

 

an dem wir eigentlich aus dem Tal wieder raus sein wollten fing an mit ein paar schwierigen Passagen, die mir inzwischen richtig Spaß machten,

 

 

passierte das, was zwangsläufig kommen musste. Nach einer Wasserdurchfahrt sackte die Maschine plötzlich hinten ab, dass ich an eine Reifenpanne glaubte. Schnell stellte sich heraus, dass der Rahmen aufgegeben hatte. Gepäck runter, Sattel und Tank abgenommen und der Schaden war sichtbar. Die Lasche, die beide Seiten des Heckrahmens verbindet, war gebrochen. Die Bruchstelle war angerostet, also schon älter und der lange 8mm-Bolzen, mit dem Haupt- und Heckrahmen verbunden sind, war auf beiden Seiten abgeschert. Noch hundert Kilometer unbewohntes Gebiet lagen noch vor uns.

 

 

Bert, Industriedesigner, ist nicht nur ein guter Koch sondern auch noch Optimist und ideenreich. So einen langen Bolzen hat natürlich niemand dabei aber mir fiel mein Dorn für den Kerzenstecker ein, der Stärke und Länge genau passte, unerheblich, dass er kein Gewinde hat. Mit einem Gurt holten wir die beiden Seiten kräftig zusammen, bekamen zu dritt den Bolzen eingefädelt und mein Vorrat an Hiddenseer Dachdeckerdraht kam zum Einsatz, um die Karre zusammen zu knüppern. Mit dem Rest des Gurtes wurden die Enden des Dornes verschnürt, dass er nicht rausgestuckert werden konnte. Besser konnte es nicht laufen. Die anderen angebrochenen Stellen des Rahmens mussten erstmal ignoriert werden. Jedenfalls rettete ich mich damit aus dem Tal und nicht nur das, sondern dann auch noch 250 Kilometer über die folgende Landstraße bis hierher nach Osh in Kirgisien in die Werkstatt, wo dann der Rahmen weiter hinten links unter dem Sitz komplett durch war.

 

 

Danach ging´s noch mal rauf auf über 4.000 Meter. Oben brachte Bert mein Motorrad geschickt  durch ein Flussbett voller Klamotten.

 

 

Oben angekommen, gab es einen schönen „gepflegten Acker“ auf dem ich den holprigen Weg vermeiden und auch mal aufdrehen konnte.

 

 

Auf dieser wunderschönen Hochebene schlugen wir dann auf dem grünen Flecken am Bach unser Nachtlager auf

 

 

 

 

Der fünfte Tag

 

Hier auf dieser Fläche machte das Fahren mal so richtig Spaß. Wie es immer so sein sollte.

 

 

Am Ausgang des Bartang-Tales wurden wir dann in einer Jurte mit einer Suppe aus gekochtem Schafskopf, Yoghourt, Rahm und Brot bewirtet.

 

 

Diese beiden starteten gerade auf ihre Weise ins Bartang-Tal hinein und hatten vierzehn Tage dafür eingeplant. Es war traumhaft schön dort oben zwischen 3.500 und 4.000 Metern. Die Nächte waren kalt, besonders in meinem spacken Schlafsack, Schlaf war zu wenig und zu unruhig, die Luft zu knapp manchmal mit Schwindel meist am Abend oder morgens beim Zusammenpacken aber ohne Höhenkrankrankheit. Nur das Fahren war – ich kann´s einfach nicht anders ausdrücken, totale Scheiße und hat mir viel Freude geraubt. Nicht nur ich habe gelitten deswegen, sondern auch Roberto, und später Bert, die ständig auf mich gewartet haben. Das hatte natürlich auch zur Folge, dass ich wenige Pausen und keine Ruhe hatte, mich einfach mal hinzusetzen und das, was um mich herum so großartig war, zu genießen. Immer wenn ich ran war, gings weiter. Schade, sehr schade. Auf einem anderen ausgereiften Motorrad hätte ich meine helle Freude am Fahren gehabt bis auf die unzähligen Stellen, die sehr schwierig zu bewältigen waren und die ich auch nicht alleine hätte meistern können. Vielen Dank, Roberto und Bert, die Ihr so viel Geduld mit einem alten Mann hattet. Roberto lässt seine Maschine hier, fliegt zurück nach Texas um neues Geld beim Fracking auf Ölfeldern in Texas zu verdienen und im nächsten Jahr weiter zu machen. Bert ist gestern zum Basislager am Pik Lenin aufgebrochen, um von dort zum Lager zwei zu wandern/klettern.

 

 

Am nächsten Tag

 

Fuhr ich alleine den anderen hinterher hinauf auf 3600 Meter zur Grenze nach Kirgisistan. Zur Straße: kein Kommentar. Ich versuchte es abseits – ging aber auch nur auf kurzen Strecken, weil das Terrain zu zerklüftet war. Good bye, Tadschikistan. Es war sehr schön, hier zu sein und die Herzlichkeit und Gastfreundschaft Deiner Menschen zu erleben.